Gymnasiumturnhalle wird Notunterkunft

von Markus Bistrick

Mit einem “außerordentlichen Elternbrief” hat die Schulleitung des Humboldt-Gymnasiums Vaterstetten heute darüber informiert, dass die Dreifachturnhalle der Schule als Notunterkunft für bis 300 Asylbewerber und für eine Dauer von 6 bis 8 Wochen eingesetzt wird. Dies könne innerhalb von wenigen Stunden, bzw. bereits ab diesem Wochenende geschehen, heißt es in dem Schreiben. Eine Sperrung der Halle für den Schul- und Vereinssport würde aber erst dann erfolgen, wenn dem Landkreis die Asylbewerber tatsächlich zugewiesen werden.

Sehr geehrte Eltern und Erziehungsberechtigte, Sie erhalten heute einen außerordentlichen Elternbrief, den auch aufgrund der Aktualität des Anlasses und landkreisweiten Bedeutung Herr Landrat Niedergesäß unterzeichnet hat“ – wenn ein Elternbrief so beginnt, ist Brisanz gegeben. So auch in diesem Fall, das Schreiben, das heute Vormittag per E-Mail oder in gedruckter Form das Humboldt-Gymnasium Vaterstetten verließ, könnte in den Wintermonaten das „Aus“ für den Schulsport am Gymnasium und massive Probleme für den Vereinssport in Vaterstetten bedeuten. Denn der Landkreis wird die Turnhalle in seinen Notfallplan zur Unterbringung von Asylbewerbern aufnehmen.

Die Lage rund um die Asylbewerberunterbringung in Oberbayern ist bekanntlich äußerst angespannt. Die Bayerische Staatsregierung hat daher alle Landkreise und kreisfreie Stadt aufgefordert und verpflichtet, im Rahmen einer Notfallplanung geeignete winterfeste Unterbringungsmöglichkeiten zu schaffen. Auch das Landratsamt Ebersberg muss entsprechende Einrichtungen zur Aufnahme von 200 bis 300 Personen für 6 bis 8 Wochen vorhalten. Wobei die Asylbewerber recht kurzfristig zugewiesen werden können – im Extremfall bleiben nur wenige Stunden, um reagieren zu können.

Vergangene Woche wurde der Schulleiter Rüdiger Modell – laut eigener Aussage – vom Landratsamt Ebersberg darüber informiert, dass dafür vom Landkreis als Träger des Gymnasiums und Quasi-Hausherr auch die Dreifachturnhalle des Humboldt-Gymnasiums ins Auge gefasst wird. Derzeit geht man im Landratsamt Ebersberg davon aus, dass die Sporthalle nur im Rahmen des Winternotfallplanes und nur vorübergehend für sechs bis acht Wochen Wochen für die Unterbringung von Asylbewerbern genutzt werden muss. Wobei man im Landratsamt hofft, dass eine Belegung der Halle nicht erforderlich wird.

Ohnehin würde eine Sperrung der Halle für den Schul- und Vereinssport erst dann erfolgen, wenn dem Landkreis im Rahmen des Winternotfallplanes der Regierung von Oberbayern entsprechende Asylbewerber zugewiesen werden, hießt es in dem Elternbrief. Planbar ist diesbezüglich nichts, das kann sehr kurzfristig – eventuell auch am Wochenende – geschehen. Sollte das Landratsamt Ebersberg allerdings zwischenzeitlich andere geeignetere Unterbringungsmöglichkeit finden, würden diese selbstverständlich herangezogen werden, beruhigen Modell und Niedergesäß die Eltern.

Wir sind darüber – wie auch das Landratsamt – natürlich nicht erfreut, werden dies aber in der rechtlichen und moralischen Gesamtverantwortung mittragen. Das Grundgesetz beinhaltet mit gutem Grund in Artikel 16a das Asylrecht, somit müssen nunmehr auch wir für einen begrenzten Zeitraum unseren Beitrag hierzu leisten“, heißt es in dem Elternbrief wörtlich. Verwiesen wird auch darauf, dass das Landratsamt bereits am Gymnasium Grafing, an der Realschule Ebersberg und am Sonderpädagogischen Förderzentrum in Poing Asylbewerber untergebracht habe. Größere Probleme habe es in keinem Fall gegebe, da eine strikte Trennung von Asylbewerberunterbringung und Schule vollzogen wird – so wird dies für den Fall der Fälle auch am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten der Fall sein. Für den Fall der tatsächlichen Belegung werden Mitarbeiter des Landratsamtes Ebersberg vor Ort sein. Darüber hinaus ist die medizinische und sozialpädagogische Betreuung sichergestellt, ebenso ein Sicherheitsdienst und die Essensversorgung.

Schulleiter Rüdiger Modell und Landrat Robert Niedergesäß kündigen in dem Elternbrief auch eine für Januar 2015 geplante Bürgerinformationsveranstaltung an. Der genaue Termin werde natürlich rechtzeitig mitgeteilt.