“Schwer erträglich”

von Markus Bistrick

Schon bald sollen in zwei leerstehenden Forsthäusern am Forstwirt anerkannte Flüchtlinge leben, die Umbauarbeiten laufen auf Hochtouren. Dann kämen dort auf 27 gemeldete Einwohner 24 Migranten. Diese Situation sei nur “schwer erträglich” und die Gemeinde dürfe nicht tatenlos zu sehen, forderte Gemeinderat Johann Hiltmair (BFG) in der gestrigen Sitzung (26.7.). Er verwies unter anderem auf die Vorkommnisse der vergangenen Tage. Auch die anderen (Harthauser) Gemeinderäte machten ihrem Ärger Luft.

Noch bis Ende September werden die seit Jahren leerstehenden Forsthäuser (Am Forstwirt 3-4) in Harthausen umgebaut. Im Rahmen des Sofortprogramms für anerkannte Flüchtlinge entstehen im Auftrag der Regierung von Oberbayern in unmittelbarer Nähe zum Traditionslokal “Forstwirt” drei Wohneinheiten für insgesamt 24 Personen. Das Grundstück befindet sich im Eigentum des Freistaates Bayern. Vorbereitende Maßnahmen, wie die Entrümpelung der Bestandsgebäude, Entsorgung des Öltanks und das Roden der Bäume und Sträucher um die Häuser, wurden bereits im Mai abgeschlossen.

Kritisiert wurde in der gestrigen Gemeinderatssitzung vor allem auch die Kommunikation der Regierung von Oberbayern. Denn offiziell wurde offenbar niemand im Grasbrunner Rathaus im Vorfeld informiert. Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) habe selbst erst durch die Harthauser Gemeinderäte, die wieder herum von besorgten Bürgern informiert wurden, von dem Projekt erfahren. Immerhin konnte der Rathauschef einen kleinen Teilerfolg vermelden: Man gehe davon aus, dass die Häuser mit Familien und nicht mit alleinstehenden Männern belegt werden. Darum habe er sich, so Korneder, persönlich bei Vertretern der Regierung von Oberbayern bemüht. Grundsätzlich müsse man das Vorhaben wohl aber akzeptieren, weil das Grundstück Eigentum des Freistaates Bayern sei und die Gemeinde keine weiteren Befugnisse habe. Für Johann Hiltmair (BFG) ist das “schwer erträglich”. Eine Gemeinde habe die Aufgabe ihre Bürgerinnen und Bürger zu schützen und sich für deren Wohl einzusetzen. “Die Gemeinde muss sich dagegen wehren”, forderte er. “Eine Mindestfrage ist, wie ein Sicherheitskonzept für so etwas aussieht und ich meine, dass hier schon auch eine Gemeinde dafür verantwortlich ist, für Sicherheit zu sorgen. Wir ziehen hier weiteres Risikopotential an und können nicht so tun, als ob uns das alle nichts angeht.”

 

Die Umbauten sind in vollem Gange. Am Forstwirt in Harthausen entstehen derzeit Unterkünfte für anerkannte Flüchtlinge. (Foto: B304.de / Markus Bistrick)
Die Umbauten sind in vollem Gange. Am Forstwirt in Harthausen entstehen derzeit Unterkünfte für anerkannte Flüchtlinge. (Foto: B304.de / Markus Bistrick)

Die Gebäude auf dem Grundstück „Beim Forstwirt 3-4“ wurden vor 40 Jahren in Massivbau errichtet, sind unterkellert und stehen seit einigen Jahren leer. Hier soll nun eine Wohnanlage, bestehend aus zwei Wohnhäusern umgebaut und saniert werden. Im Haus Nr. 3 werden im EG und OG sechs Wohn- und Schlafräume für zehn Bewohner eingerichtet. Haus Nr. 4 ist als Doppelhaus mit je drei Wohn- und Schlafräumen für sieben Bewohner konzipiert. Darüber hinaus stehen Gemeinschaftseinrichtungen zur Verfügung wie Bad, WC, Küche Essbereich, Waschküche, Trockenraum und Kellerräume. “Da wachsen Birken von der Wand raus, am Dachstuhl hängt der Schimmel an der Decke, da schaut’s aus da drinnen – aber da spielt das Geld jetzt offenbar überhaupt keine Rolle”, monierte Alfons Bauer von den Freien Wählern. “Und was mich am meisten aufregt ist, dass jetzt Harthausen die meisten Flüchtlinge aufnehmen muss.” “Die Anwohner werden einfach übergangen und vor vollendete Tatsachen gestellt”, sagte Gemeinderätin Karin Albrecht (SPD), die ebenfalls fassungslos ist.

Besonders pikant: Da die Unterkunft in den Bereich “sozialer Wohnungsbau” fällt, werden die Bewohner wohl nicht der Migranten-Quote für die Gemeinde Grasbrunn zugerechnet.