Flüchtlinge ziehen in Turnhalle

von Markus Bistrick

Die Flüchtlingsströme reißen nicht ab, deshalb soll nach aktuellem Stand noch im Februar die Turnhalle der Grundschule Neukeferloh mit Asylbewebern belegt werden. Über entsprechende Pläne wurde Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder bereits von Münchens Landrat Christoph Göbel in Kenntnis gesetzt. Am kommenden Montag soll es nach B304.de Informationen ein konkretes Gespräch geben. Man wolle aber darauf achten, dass in der Turnhalle vor allem

Familien untergebracht werden. Gleichzeitig werde man versuchen, “unverträgliche Mischbelegungen” und damit Konfliktpotential zu vermeiden, heißt es in einem internen Schreiben der Gemeindeverwaltung, das B304.de vorliegt.

Engpass im Laufe des Februars

Die weltpolitische Lage hat sich nicht entspannt. Selbst in den Wintermonaten verlassen Menschen zu Tausenden ihre Heimat, um sich vor Terror und Verfolgung in Sicherheit zu bringen. Wöchentlich kommen nach wie vor mehrere tausend Flüchtlinge in Deutschland an, die Asyl suchen. Im Landkreis München sind das aktuell 145 Asylsuchende pro Woche, die auf die Gemeinden verteilt werden. Menschen, die in dieser Woche im Landkreis ankommen, finden Unterkunft in der Traglufthalle Unterföhring. In der kommenden Woche werden bestehende Restplätze, über den gesamten Landkreis verteilt, belegt. „Durch Verzögerungen bei der Fertigstellung bereits im Bau befindlicher Unterkünfte kommt es im Laufe des Februar in jedem Fall wieder zu einem Engpass an Unterkünften, so dass sich das Landratsamt gezwungen sieht, erneut auf Turnhallen als vorübergehende Notunterkünfte zurückzugreifen“, heißt es in einer Mitteilung des Landratsamts. Davon betroffen wäre dann erstmals auch die Turnhalle der Grundschule in Neukeferloh. „Aufgrund der nun angebrochenen Frostperiode ist es derzeit auch nicht möglich, kurzfristig Containerstandorte auf bereits als geeignet erachteten Grundstücken einzurichten.“

Die Turnhalle der Neukeferloher Grundschule soll offenbar schon Anfang/Mitte Februar mit Flüchtlingen belegt werden. (Foto: Archiv B304.de / Dominik Münich)
Die Turnhalle der Neukeferloher Grundschule soll offenbar schon Anfang/Mitte Februar mit Flüchtlingen belegt werden. (Foto: Archiv B304.de / Dominik Münich)

Quote nicht erfüllt

In den Blick genommen werden in erster Linie Kommunen, die ihre nach der Einwohnerzahl berechnete Unterbringungsquote noch nicht erfüllt haben. Berücksichtigt wird bei der Auswahl auch, ob bereits andere Notunterkünfte im Ortsbereich bestehen bzw. ob die Kommune schon früher von einer Turnhallensperrung betroffen war. In der Neukeferloher Grundschule war dies bislang nicht der Fall. Und die Quote für Grasbrunn beträgt derzeit 180 Asylbewerber, wovon allerdings bislang nur 45 Asylbewerber auf dem Parkplatz der Kfz-Zulassungsstelle untergebracht sind. Und die Unterbringungsmöglichkeiten, die der Grasbrunner Gemeinderat in seiner Sitzung vom 6. Oktober 2015 beschlossen hat, stehen zumindest zeitnah nicht zur Verfügung. Am konkretesten ist es noch in Harthausen. Dort steht für das Gebäude in der Hauptstraße 1, in dem 15 Personen untergebracht werden können, die Unterzeichnung des Mietvertrags kurz bevor. Die Unterkunft am Haarer Weg in Grasbrunn dürfte sich allerdings noch länger verzögern, da sich dort die baurechtlichen Voraussetzungen offenbar doch nicht so einfach darstellen, wie zunächst angenommen. Und in Neukeferloh soll dem Landratsamt ein gemeindlicher Parkplatz im Technopark 1 zur Aufstellung von Containern angeboten werden. Das Thema soll aber zunächst in der nächsten Gemeinderatssitzung am 26. Januar behandelt werden.

Ausschreitungen in Haarer Gymnasium-Turnhalle

Noch bis Ende Februar als Asylbewerberunterkunft genutzt wird auch die Turnhalle am Jagdfeldring in Haar. Dort war es Mittwochabend (13.1.) zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen. Gegen 19.55 Uhr hatten mehrere Bewohner einer Unterkunft am Jagdfeldring in Haar einen kreisförmigen Sichtschutz aus Spinden aufgebaut. Innerhalb dieses Kreises wurde offensichtlich geraucht und Alkohol getrunken. Ein 28-jähriger pakistanischer Bewohner informierte hierüber den Sicherheitsdienst. Im Anschluss räumten mehrere Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst die Spinde beiseite. Dabei eskalierte die Situation und es kam zu einem Gerangel zwischen den Ordnern und zahlreichen Bewohnern der Unterkunft. In diesem Gerangel packte ein Pakistaner eine Mitarbeiterin des Ordnungsdienstes am Arm. Dabei verletzte sie sich leicht. Ein weiterer Mitarbeiter erlitt im Gerangel eine Schürfwunde am Ellbogen. Der Pakistaner wurde von einem bislang unbekannten Mitbewohner der Unterkunft auf Höhe des Knies getreten. Der Streit konnte erst durch die Polizeibeamten beigelegt werden.

224 Asylbewerber, vorwiegend aus Afghanistan, Pakistan und dem Senegal, leben derzeit in der Dreifachturnhalle des Ernst-Mach-Gymnasiums. Sobald die Traglufthalle auf dem Grundstück des Bezirks Oberbayern an der Vockestraße 95 fertiggestellt ist (voraussichtlich Ende Februar), können die jungen Männer die Sporthalle verlassen und in die Traglufthalle umziehen.

Diese Archivaufnahme zeigt die Unterbringung der Flüchtlinge in der Turnhalle des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums. (Foto: B304.de / Markus Bistrick)
Diese Archivaufnahme zeigt die Unterbringung der Flüchtlinge in der Turnhalle des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums. (Foto: B304.de / Markus Bistrick)

Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums bleibt weiter Unterkunft

Auch im Landkreis Ebersberg bleibt die Lage weiterhin angespannt. Daher bleibt die Turnhalle des Humboldt-Gymnasiums in Vaterstetten weiterhin Notunterkunft. „Anfang dieser Woche kam es zu insgesamt 53 Neubelegungen, davon 7 Familienverbünde, ansonsten sind es Einzelpersonen“, teilte die Schulleitung am 7. Januar in einem Elternbrief mit.

 

(Rubrikenfoto: Dominik Münich / B304.de)