“Erfolg erst in ein, zwei Jahren sichtbar”

von Markus Bistrick

Brillen für die Menschen in Alem Katema – ein Thema das den Partnerschaftsverein (www.vaterstetten-alemkatema.de) schon sehr lange beschäftigt. Doch alte Brillen sammeln und nach Äthiopien bringen war keine Lösung. Vereinsmitglied Jo Neunert gab sich damit nie zufrieden. Im Januar 2013 stieß er dann durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung auf die Initiative „EinDollarBrille“ (www.eindollarbrille.de). Vergangenen November war er nun in der Partnerstadt, um lokale Brillenbauer auszubilden. Beim Stammtisch des Vereins im Januar hat er darüber berichtet.

Zentrales Objekt des Vereins „EinDollarBrille“ ist ein Koffer mit Draht, Schläuchen, Brillengläsern und Werkzeug. Daraus können Brillen gebaut werden, deren Materialkosten unter einem Euro liegen. Allerdings muss das Biegen und Basteln erst einmal gelernt werden. Vor seiner Reise nach Alem Katema mussten sich Jo Neunert und seine vier Mitfahrer also in Erlangen erst einmal selbst zu Brillenbauern ausbilden lassen. Mit zwei Koffern ging es dann im November mit dem Flugzeug nach Addis Abeba. Und von dort aus nach kleineren Schwierigkeiten beim Zoll Richtung Alem Katema.

Brillen-Projekt_Vortrag

Im dortigen ENAT Hospital fand dann der Ausbildungskurs statt – und damit gab’s auch gleich die erste große Überraschung. Statt acht Teilnehmer (vier Frauen, vier Männer) hatte Dr. Ayele, der Chef der Klinik, zwölf Auszubildende ausgesucht. Zwölf Leute an zwei Biegegeräten – egal, schon am Ende des zweiten Tages hatte jeder eine Brille fertig gemacht. Allerdings waren auch die ersten Probleme ausgemacht: Nicht jeder konnte mit den Werkzeugen umgehen, als Angestellte der Klinik mussten die Teilnehmer teils auch noch ihren normalen Dienst versehen und die vorgesehene Länge der täglichen Kurse (18 Uhr/in Äthiopien absolute Finsternis) war mit einem sicheren Heimweg der Auszubildenden nicht vereinbar.

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Doch auch dafür fanden Jo Neunert und seine Mitreisenden Lösungen. Und auch davon dass der 67-Jährige mit einer Entzündung am Fuß mehrere Tage ausfiel, ließ sich das Team „auch wenn es schwierig war“ (Mitreisende Barbara De Carlo) nicht aufhalten. Nach fast 14 Tagen handwerklicher Ausbildung und einem theoretischen Test, konnte bekannt gegeben werden, welche fünf Krankenhausmitarbeiter nun weiter an dem Brillenprojekt teilnehmen. „Schon während des Kurses waren wir überrascht, wie wenig Konkurrenz es zwischen den einzelnen Teilnehmern der Gruppe gab“, berichtete Barbara De Carlo beim Stammtisch. Im Gegenteil, die Leute hätten sich gegenseitig etwas beigebracht und geholfen. Ohne Neid seien sie sich sogar alle einig gewesen, wer der Beste der Gruppe gewesen sei. Nach der Bekanntgabe der besten Fünf, wurde dann auch ausgiebig gemeinsam gefeiert.

Wie es nun weitergeht? Die verbliebenen Brillenbauer fertigen nun 60 Brillen, deren Qualität anschließend geprüft wird. Wenn diese passt, steht nicht nichts mehr im Weg, dass bald im Rahmen der Klinik ein kleiner Optikerladen aufmacht. Dort werden dann die Bewohner von Alem Katema Brillen kaufen können, die ein Bruchteil von dem kosten, was sie in Addis Abeba zahlen müssten: nämlich ein Wochengehalt statt ein Halbjahresgehalt eines Berufstätigen mit mittlerem Einkommen.

Eine endgültige Bilanz seiner Reise will Jo Neunert aber noch nicht ziehen: „Erst in ein bis zwei Jahren werden wir sehen, ob wir Erfolg hatten.“ Erfolg würde nämlich auch bedeuten, dass sich das Projekt trägt, sich die Krankenhausmitarbeiter über den Verkauf von Brillen selbst finanzieren und für sie neue Mitarbeiter bei der Klinik angestellt werden könnten.