Rund 100 Eltern und Kinder haben am späten Nachmittag (2.6.) auf der Wiese vor dem Grasbrunner Rathaus ihre Solidarität mit den streikenden Erzieherinnen und Erziehern bekundet. Geladen hatte die Gewerkschaft Verdi. Unter den Gästen war auch Grasbrunns Erster Bürgermeister Klaus Korneder, der unter anderem dafür scharf attackiert wurde, dass die Gemeinde die Kita-Gebühren für die Streik-Zeit nicht zurückerstattet.
“Wir erklären uns solidarisch mit den Forderungen der Erzieherinnen und Erzieher nach besseren Bedingungen in ihrem Beruf und einem leistungsgerechten Gehalt”, sagte Anja Wartenberg, die Elternbeiratsvorsitzende der Kinderwelt Grasbrunn bei der Solidaritätskundgebung am Dienstagnachmittag (2.6.) auf der Wiese vor dem Rathaus und erhielt dafür langanhaltenden Applaus der versammelten Eltern und Erzieherinnen. Gute und engagierte Erzieher gebe es schließlich nur, wenn der Beruf entsprechend attraktiv sei und die Rahmenbedingungen passen. Gleichzeitig forderte Wartenberg die Verhandlungspartner auf, sich schnell zu einigen, damit der Streik zeitnah ein Ende findet, zumindest jetzt ausgesetzt wird. Denn: “Wir müssen feststellen, dass der Streik in erster Linie zu Lasten der Kinder und der Eltern geht.” Ihr Fazit: “Sowohl die Kinder in der Notbetreuung als auch die Kinder, die anderweitig untergebracht sind, leiden unter den ungewohnten und wechselnden Bedingungen.”
“Kita-Gebühren ohne Gegenleistung”
Rund 100 Eltern und Kinder sowie viele Erzieherinnen der drei kommunalen Grasbrunner Kindertageseinrichtungen hatten sich auf Einladung der Gewerkschaft Verdi mit Trillerpfeifen und Transparenten auf der Wiese vor dem Rathaus in Grasbrunn versammelt. Darunter auch Grasbrunns Erster Bürgermeister Klaus Korneder, der eigentlich im Urlaub weilt, sowie seine Stellvertreterin Iris Habermann und die Leiterin des Hauptamts Nicole Zeh, die im Rathaus unter anderem für die Kindertageseinrichtungen verantwortlich zeichnet. In diese Richtung ging dann auch eine ziemlich deutliche Kritik von Anja Wartenberg. “Die Eltern haben, je länger der Streik dauert, immer größere Probleme mit der Organisation der Kinderbetreuung und zahlen außerdem die Kita-Gebühren weiter, auch wenn sie gar keine Leistung dafür erhalten. ”
Die Rathaus-Verwaltung hatte sich unter der Überschrift “Keine Erstattung der Elternbeiträge” in der aktuellen Ausgabe der “Grasbrunner Nachrichten” damit gerechtfertigt, dass sich die Gesamtausgaben für eine Kindertagesstätte nicht allein aus den Personalkosten zusammensetzt, sondern auch aus den Unterhaltskosten für das Gebäude wie Strom, Versicherungen, Reinigung, Müllentsorgung, Wasser etc. “All diese Kosten laufen während des Streiks weiter”, heißt es in der Juni-Ausgabe auf Seite 4 wörtlich. Diese Argumente lässt Wartenberg nicht gelten und sagte in ihrer Rede: “Wir fordern unsere Gemeinde auf, nicht am Streik zu verdienen, in dem die Elterngebühren vereinnahmt werden, obgleich für das im Streik befindliche Personal kein Gehalt zu zahlen ist.” Die Elternbeiratsvorsitzende machte deutlich, dass die Gemeinde, die – laut eigener Aussage – für die Streiktage rund 50.000 Euro an Personalkosten einspart, auf die betroffenen Eltern umlegen müsste. Und wörtlich: “Die Eltern fordern eine Rückerstattung der Gebühren! Und: Wir fordern die Gemeinde Grasbrunn auf ihre Verantwortung sowohl gegenüber den eigenen Angestellten, als auch gegenüber den Familien in der Gemeinde anzunehmen.”
“Ich weiß nicht, ob es eine derartige Veranstaltung in Grasbrunn schon einmal gegeben hat”
Grasbrunns Erster Bürgermeister Klaus Korneder, der sich grundsätzlich darüber freute, dass sich die Eltern mit den Erzieherinnen erstmalig in der Geschichte Grasbrunns in dieser Weise solidarisieren, konterte, als Vertreter “eines Arbeitgebers” den Ausführungen mit den Worten: “Ich glaube, dass es überfällig war, dass die Situation im Betreuungsbereich durch eine derartige Aktion in den Fokus der öffentlichen Diskussion gestellt worden ist.” Gleichzeitig signalisierte er als Vater einer angehenden Erzieherin und als Sozialdemokrat Verständnis für die Streikmaßnahmen und sprach von einem “Beruf für Idealisten”. Aber als Bürgermeister tue sich Korneder schon schwerer, wie er sagt. Denn natürlich sei es ihm wichtig, dass seine Beschäftigten der Arbeit entsprechend bezahlt würden, genauso wichtig sei ihm aber auch, dass die Kinderbetreuung in “unserer” Gemeinde weiterhin gut funktioniere. Klar müsse aber auch sein, dass es “für die Finanzierung der entstehenden Mehrkosten wiederum Solidarität braucht und das nicht nur zwischen Eltern und dem Träger, also der Gemeinde”, so Korneder. Er appellierte in diesem Zusammenhang auch an die dritte Säule der Finanzierung, die staatliche Förderung. “Aktuell werden die Kosten für Kitas in Grasbrunn in Höhe von rund vier Millionen Euro pro Jahr zu 50 bis 60 Prozent von der Gemeinde getragen, der Rest verteilt sich auf die Elternbeiträge und die staatliche Förderung. Ich hoffe daher sehr, dass sich bei den Verhandlungen auch der Freistaat Bayern solidarisch zeigt.” Zur Forderung von Anja Wartenberg nach Rückerstattung der Beiträge nahm Korneder nicht Stellung.
Bleibt zu hoffen, dass sich die Verhandlungspartner – nach der aktuellen Wiederaufnahme der Gespräche – zeitnah einigen können. Vielleicht ja tatsächlich schon nächste Woche, wie eine Verdi-Vertreterin in Grasbrunn Hoffnung machte.