Das wohl kleinste Restaurant in Haar gibt es seit kurzem in der Gronsdorfer Straße, mitten im Wohngebiet, nahe der B304. Sarwar Sadozai hat sich hier seinen Traum verwirklicht und den Lieferservice „MONDO D’ORO” eröffnet, bei dem man aber auch vor Ort an zwei, drei Plätzen sitzen und eine Kleinigkeit Essen kann. „Der Name meines Restaurants bedeutet „Goldene Welt“. Ich möchte hier alle Menschen und Kulturen zusammenbringen. Vielleicht ist es nur ein Traum – aber ich möchte es wenigstens versuchen“, erklärt der 39-Jährige, der vor 22 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflohen ist.
Ein langer Weg
„Ich hatte in Afghanistan keine Perspektive. So habe ich mir damals Geld geliehen und habe das Land verlassen. Fünf Monate war ich unterwegs und habe viele schreckliche Dinge erlebt. Wenn ich gewusst hätte, wie schlimm es wird, hätte ich mich glaube ich nicht auf den Weg gemacht.“ Sarwar, der in Afghanistan Journalismus studiert hatte, kam mit nichts im Frühling 1999 in Dresden an und war einfach nur glücklich, die Flucht überstanden zu haben. „Das war ein so schönes Gefühl! Daran erinnere ich mich noch heute: Freiheit und keine Angst mehr“, erzählt er rückblickend. Bei seinem Onkel, der seit über 40 Jahren in München lebt, fand er eine erste Anlaufstelle, fing jedoch sofort an, seine Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. „Im Jahr 2000 habe ich meine Kochausbildung angefangen und auch gleich den Führerschein hier gemacht. Als nächstes habe ich mich bei „Käfer“ beworben und hatte Glück: sie haben mir eine Chance gegeben und mich als Demi-Chef eingestellt, also als Stellvertreter des Chef de Partie.“
Der ehrgeizige junge Mann belegte Deutschkurse an der VHS und spricht inzwischen die Sprache nahezu fließend. Neben Russisch, Englisch und Pakistanisch kann er noch drei weiter Sprachen, die in Afghanistan gesprochen werden. Nach seiner Station bei „Käfer“ wechselte er zum „Bayrischen Hof“ und bekochte dort zahlreiche Promis. „Für Bill Clinton habe ich schon Essen zubereitet, aber auch für Frau Merkel, Herrn Schröder und den ganzen FC Bayern“, berichtet Sarwar stolz.
Original Afghanische Gerichte
Jetzt will er die erworbenen Kochkünste bei seinen eigenen Gästen unter Beweis stellen.“Ich möchte für sie original Afghanisch kochen. Unser Land hat eine 5000 Jahre alte Geschichte. Das spiegelt sich auch in den Gerichten wieder.“ So finden sich auf der Karte von „MONDO D’ORO“ beispielsweise Qabuli-Palau (Kalb mit Karotten, Auberginen und Rosinen) oder Borani Kadoh (eingelegter gebratener Kürbis mit Ingwer in Joghurt), um nur zwei landestypische Gerichte zu nennen. „Die original Gewürze und Zutaten wie Kardamom, Koriander oder Okraschoten bekommt man ja inzwischen in jedem Supermarkt zu kaufen. Das war früher noch ein Problem. Als ich angefangen habe, war zum Beispiel ein Granatapfel noch etwas ganz Exotisches und nirgends zu bekommen“, erinnert sich Sarwar und lacht. Trotzdem bietet er auf seiner Karte auch Speisen aus anderen asiatischen Ländern und Italien an, da er im Rahmen seiner Ausbildung die internationale Küche kennengelernt hat. „Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.“
Die Familie steht an erster Stelle
Alle Nachbarn hatte Sarwar zur Eröffnung seines Lieferservice eingeladen und sie gemeinsam mit seinem Bruder Ashraf, der ebenfalls im Geschäft mitarbeitet, bekocht. Auch Sarwars Mutter greift ihm gelegentlich beim Kochen unter die Arme. “Bei uns hält die Familie immer zusammen“, betont der 39-Jährige, der mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern in Riem wohnt. „Vor allem für sie strenge ich mich jeden Tag an. Ich hatte ein hartes Leben, sie sollen es besser haben. Ich will vorwärts kommen. Das ist mein Ziel!“ Auch wenn Sarwars „MONDO D’ORO“ erst seit wenigen Wochen geöffnet ist, haben sich seine Kochkünste bereits herumgesprochen: „Wir haben schon einige Stammgäste, die regelmäßig kommen und bestellen. Das freut mich ganz besonders.“ Und bei Sarwars Talent und Ehrgeiz wird es nicht lange dauern, bis sich zu den ersten Stammkunden noch viele weitere hinzugesellen werden.