Headhunter soll Fachkraft ins Rathaus bringen

von Leon Öttl

Seit 2001 gehört Vaterstetten zum exklusiven Kreis der „großen Delegationsgemeinden“, zu dem sich nur sieben weitere Kommunen zählen dürfen. Solche Gemeinden gelten laut Gesetz als „besonders leistungsfähig“ und übernehmen deshalb Aufgaben, die eigentlich der Kreis erledigen würde – darunter die Genehmigung von Bauanträgen und die Baukontrolle. Doch der Personalmangel macht nicht vor der Großgemeinde halt: Nun steht die Rückgabe der Delegation im Raum. 

„Schon etwas Besonderes“ sei es, Delegationsgemeinde zu sein, so Bürgermeister Leonhard Spitzauer. Doch die Leistungsfähigkeit könne man wohl nicht mehr erfüllen. Die Abgabe zurück ans Landratsamt, die innerhalb weniger Monate möglich wäre, wäre eine „Wegmarke“. Es fehle ein „Lichtblick“ – in Form eines Verwaltungsmitarbeiters in der Bauordnung. 13 Mal, über Jahre, war die Stelle ausgeschrieben, und bis zuletzt hatte der Bürgermeister Hoffnung auf eine Besetzung – doch geeignetes Personal wurde nicht gefunden.

Für die Gemeinde würde eine Abgabe weniger direkte Bürgernähe bedeuten, denn über die Bauanträge entscheidet dann das Landratsamt in Ebersberg. „Das wird schon anders werden für die Bürger“, kündigt die Leiterin des Bauamts, Brigitte Littke an. Gestaltungsspielraum hat man dennoch, in Form der sogenannten Bauleitplanung. 

Um Macht gehe es nicht, stellt der dritte Bürgermeister Roland Meier (FW) fest. Er sieht in der großen Delegation eine Möglichkeit zur Gestaltung. Auch der Bauausschuss sei „eines der letzten Werkzeuge“, um die Gemeinde mitzugestalten: „Da geht es um das Herzblut zur Gemeinde“. Viele Bauanträge werden im Gremium behandelt, was wiederum Vorbereitungszeit für die Sitzungen in Anspruch nimmt. 

Für die Abgabe sprach sich unter anderem Klaus Willenberg aus: der Fachkräftemangel zwinge die Kommune, neue Wege zu gehen. Die Rückgabe der unteren Baubehörde sei Element davon, die Kommune zukunftsfähig zu gestalten. Anders sieht es die CSU: der Fraktionsvorsitzende Michael Niebler plädierte den Erhalt der großen Delegation bis Mitte 2026: „wir reden über ein Jahr“. Für ihn steht die Bürgernähe im Fokus. 

Doch das sei zu lange, so Spitzauer. Würde man ein Jahr warten, arbeite man die verbleibenden Mitarbeiter auf. Für eine Technikerstelle gäbe es zwar eine Bewerbung, doch bei der Verwaltungsstelle schaut es schlecht aus. Ab März verlässt eine weitere Mitarbeiterin das Bauamt. Littke wird deutlich: „wir schaffen das nicht sechs Monate“.

Geteilte Meinungen zur Rückgabe gab es in der SPD-Fraktion. Gegen die sofortige Rückgabe stimmten zunächst auch die Grünen, man wolle „nicht so vorschnell“ handeln, so David Göhler. Doch zwei Tage darauf überlegte sich Göhler anders und schloss sich der Forderung von Klaus Willenberg an – sehr zum Missfallen von Michael Niebler, der das Umschwenken verärgert kommentierte: man hätte sich die Debatte im Ausschuss auch sparen können. „Man kann die Meinung durchaus noch ändern“, entgegnete die zweite Bürgermeisterin, Maria Wirnitzer.

Der letzte Strohhalm: Ein Headhunter soll es nun richten. Dafür stimmten Gemeinderat und Bauausschuss mehrheitlich. Sollte dies nicht erfolgreich sein, ist die Rückgabe der Aufgaben ans Bauamt unvermeidbar. 

Bis dahin soll der Bürgermeister das Bauamt entlasten – hier waren sich alle sich einig: Bausachen fallen temporär in seine Zuständigkeit. Bei größeren Vorhaben, wie Gewerbebauten oder Häusern ab 8 Wohneinheiten soll der Referent für Ortsplanung, Stefan Huber (CSU) eingebunden werden. „Ich reiß mich nicht darum, alles auf meinem Rücken zu machen“, so Spitzauer, doch müsse es wieder geordnete Verhältnisse geben. Die Zeit für die Rückgabe tickt derweil – nur der Headhunter könnte den Status der großen Delegation nun noch retten. An anderer Stelle war ein solcher Headhunter bereits erfolgreich: der neue Geschäftsführer der Gemeindewerke wurde so angeworben. Spätestens im April soll die Entscheidung fallen.