“Wir sind bereits jetzt benachteiligt”

von Markus Bistrick

“Die Abiturprüfungen sollten unter den aktuellen Umständen nicht wie gewohnt stattfinden”, das fordern 65 Prozent der angehenden Abiturienten des Vaterstettener Humboldt-Gymnasiums. 133 Schüler der Jahrgangsstufe 12 hatten an einer Online-Umfrage teilgenommen. Weitere Ergebnisse: Über die Hälfte fürchtet, sich während der Prüfungen anzustecken und fast jeder Zweite fühlt sich durch die momentane Situation stark bis sehr stark emotional belastet. Doch damit nicht genug:

Vergangene Woche haben sich die Kultusminister der Länder darauf geeinigt: “Die Prüfungen, insbesondere die schriftlichen Abiturprüfungen, finden zum geplanten bzw. zu einem Nachholtermin bis Ende des Schuljahres statt, soweit dies aus Infektionsschutzgründen zulässig ist.” Das Robert-Koch-Institut, Gesundheitsminister Spahn und namhafte Virologen sehen Deutschland erst am Anfang des Corona-Ausbruchs, mit einem Höhepunkt an Erkrankten Ende April, Anfang Mai. “Die Vorbereitungen für das Abitur finden also”, laut Bernhard Lermann, Vater zweier Q12-Schüler, “mitten in einer Zeit der maximalen Unsicherheit statt.” In welcher Situation sich das Land während der Zeit der Prüfungen, die in Bayern nach aktuellem Stand ab dem 20. Mai stattfinden sollen, befindet, kann noch niemand absehen.

Doch was wünschen sich die Schüler? Wie meistern sie den momentanen Zustand und welcher besonderen Belastung sind sie zu Hause in der Familie und im Hinblick auf eine unsichere und evtl. lebensbedrohlichen Prüfungssituation ausgesetzt? Bernhard und Leander Lermann haben dazu eine Online-Befragung durchgeführt. Von den über 200 Schülern der aktuellen Jahrgangsstufe 12 haben 133  teilgenommen. Die Ergebnisse zusammenfasst:

  • 65 % der Befragten sind der Meinung, dass die Abiturprüfungen unter den gegebenen Umständen nicht wie gewohnt stattfinden sollten.
  • Mehr als die Hälfte der befragten Schüler schätzen die Ansteckungsgefahr während der Prüfungen als überdurchschnittlich hoch ein
  • Über 90 Prozent finden nicht, dass die Arbeitsaufträge über das mebis-System oder virtuelle Lerngruppen sie genauso gut auf die Prüfungen vorbereiten wie der Unterricht
  • Knapp 75% der befragten Q12-Schüler finden, dass sie sich in der aktuellen Situation ihrem häuslichen Umfeld nicht so optimal auf die Prüfungen vorbereiten können wie unter normalen Umständen
  • Über 70% fühlen sich persönlich emotional durch die momentane Situation belastet, über 40% davon stark bis sehr stark.
  • Über 60% Prozent wünschen sich eine Benotung ihrer Leistungen im Rahmen des Abiturs 2020 durch ein sogenanntes Durchschnitts-Abi (Anmerkung der Redaktion: d.h., dass der Durchschnitt der Semesterergebnisse errechnet und als Abiturnote festgelegt wird)