„Risiko steigt ab Januar“

von Markus Bistrick

Im Falle eines Blackouts sieht es für viele deutsche Kommunen düster aus. Nach ARD-Recherchen hat eine Vielzahl deutscher Landkreise weder einen Notfallplan noch Notbrunnen. Wie gut die Vorkehrungen tatsächlich sind, ist von Kommune zu Kommune sehr unterschiedlich. Wir haben in Grasbrunn und Vaterstetten nachgefragt.

Strom ist für uns eine Selbstverständlichkeit. So selbstverständlich, dass wir uns gar nicht vorstellen können, ohne ihn zu leben. Die gesamte Gesellschaft, die gesamte Infrastruktur sind davon abhängig. Kommt es zu einem Blackout, fallen Heizungen aus, Gefrierschränke tauen ab, es gibt kein Licht und über kurz oder lang keine Kommunikationsmöglichkeiten mehr. Handy und Telefon-Akkus machen irgendwann genauso schlapp wie das Mobilfunknetz. Ampeln funktionieren nicht mehr. Irgendwann geht das Benzin aus. Der Kraftstoff bleibt ohne strombetriebene Pumpen nämlich in den unterirdischen Tanks der Tankstellen. Früher oder später regiert das Chaos.

„Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird. Damit meine ich eine regionale und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung“, hat der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, jüngst erst gegenüber der „Welt am Sonntag“ erklärt. „Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar.“ Ein großflächiger tagelanger Blackout ist in Deutschland zwar eher unwahrscheinlich, aber möglich. Daher ist es durchaus angebracht, sich ernsthaft darauf vorzubereiten – ohne in Panik zu verfallen.

Die Gemeinde Grasbrunn hat, laut Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), bereits „einen Notfallplan erarbeitet, auch in Zusammenarbeit mit den hiesigen Feuerwehren“. Noch im Dezember werden insgesamt vier Notstromaggregate sowie mobile Heizgeräte angeschafft, um im Falle eines Blackouts sogenannte „Leuchttürme“ für die Bevölkerung zu errichten. Sieben derartige Anlaufstationen plant die Feuerwehr: in Keferloh, im Neukeferloher Technopark, im Rathaus Neukeferloh, im Bürgerhaus Grasbrunn, in Möschenfeld, im Kinderhaus Harthausen und im Gasthof Forstwirt. Dort sollen im Falle eines Blackouts unter anderem auch Medikamente, Trinkwasser und Lebensmittel ausgegeben werden.

„Wir bitten die Bevölkerung auf einen gut gefüllten Tank des Autos zu achten, um im Notfall diese Anlaufstellen anfahren zu können oder sich in der Nachbarschaft nach Mitfahrmöglichkeiten zu erkundigen“, so Korneder gegenüber B304.de. „Des Weiteren bitten wir, die Empfehlungen des nationalen Katastrophenschutzes zu beachten und für Stromausfälle jeglicher Art ausgerüstet zu sein. Das betrifft Taschenlampen, ein batteriebetriebenes Radio, ausreichend Batterien und Kerzen, haltbare Lebensmittel, Wasser, Bargeld, usw.“

In der Gemeinde Vaterstetten beschäftigen sich derzeit Arbeitsgruppen mit dem Thema Blackout. „Die Gemeinde, insbesondere die gemeindlichen Feuerwehren, verfügen über zahlreiche Notstromaggregate. Ob diese im besagten Krisenfall ausreichend sind, wird sich zeigen. Auf jeden Fall können wir die kritische Infrastruktur am Laufen halten“, erklärt Bürgermeister Leonhard Spitzauer (CSU) gegenüber B304.de. Auch in der Gemeinde Vaterstetten solle es „Leuchttürme“ für die Bevölkerung geben. „An diesen Stellen können Notrufe abgesetzt werden, bzw. sind auch Ersthelfer vor Ort. Kommuniziert werden könnte z.B. über unsere Amtstafeln. Die Sirenen sind bis zu einem gewissen Zeitpunkt notstromversorgt.“

Die Wasserversorgung ist übrigens in beiden Gemeinden durch Notstromaggregate gesichert. Und: „Die Entnahme in den einzelnen Wohnungen bzw. Häusern erfolgt durch Druck und ohne Strom“, so Korneder, der für den Fall der Fälle die Bevölkerung bittet, solidarisch zu agieren und bei älteren, alleinstehenden Personen in der Nachbarschaft oder Bekanntenkreis Hilfe anzubieten. Das könne bei Besitz eines Holzofens oder Autos sinnvoll sein, aber auch bei medizinischen Notfällen. „Eine medizinische Erstversorgung wird über die Anlaufstellen geleistet werden müssen, da bei einem länger andauernden Stromausfall die Kommunikation über Mobilfunk nicht mehr funktioniert. Die Feuerwehr hat jedoch eigene Kommunikationswege, die länger funktionieren als das Mobilfunknetz.“

Einen echten Austausch zwischen den Gemeinden gibt es beim Thema Blackout aber nicht, weil die Notfallversorgung auf kommunaler Ebene dezentral organisiert ist, wie es im Amtsdeutsch heißt. Will sagen: Zuständig für Vaterstetten ist die Katastrophenschutzbehörde des Landratsamts Ebersberg, für Grasbrunn des Landratsamts München.