Made in Germany? Gute Idee, wenn die öffentliche Hand mitspielen würde. Wie der Bürokratie-Irrsinn Betriebe ausbremst am Beispiel der Deutschen Maskenfabrik von Andreas Mühlberger aus Harthausen.
Zu Beginn der Pandemie waren Masken Mangelware, die Kommunikationspolitik der Regierung hierzu eher verwirrend als hilfreich. Wir erinnern uns noch an selbstgenähte Behelfsmasken – aus alten Dirndlschürzen, Schals oder Halstüchern. Im Baumarkt bekamen Kunden eine Art Pappschnabel mit Gummizug „verordnet“. Genau zu dieser Zeit gründeten Andreas Mühlberger und Christian Herzog ihre Deutsche Maskenfabrik in Grafing (B304.de berichtete). Doch Aufträge, die ihnen die Bundesregierung einst versprochen hat, gibt es nicht. Mühlberger und Herzog produzieren aktuell ins Nichts. Auch die rund 70 Firmen, die ebenso im Deutschen Maskenverband gelistet sind, sind aktuell gerade mal zu 20 Prozent ausgelastet, Tendenz fallend.
Laut Statistischem Bundesamt wurden 2021 3,8 Milliarden medizinische Corona-Schutzmasken nach Deutschland importiert– das macht 46 Masken pro Einwohner und einen Gesamtwert von Euro 841,3 Millionen, welcher der deutschen Maskenindustrie, die zu Beginn der Pandemie händeringend von unserer Bundesregierung gefordert wurde, nun sprichwörtlich durch die Lappen geht. Der Großteil der Importe (3,2 Milliarden) kommt aus China.
„Die Unternehmen der deutschen Maskenindustrie könnten insgesamt 4,2 Milliarden Masken herstellen“, sagt Mühlberger frustriert. „Doch sie werden nicht abgerufen, weil chinesische Ware billiger ist. Im Schnitt kostet eine OP-Maske aus China bei entsprechender Abnahmemenge 3-5 Cent, bei uns fallen auf Grund der strengen deutschen Qualitätskriterien bereits 7 Cent allein für die Produktion an.“
Was viele nicht wissen: „Made in Germany“ heißt bei Masken nicht zwangsläufig, dass alle Prozesse auch innerhalb Deutschlands ablaufen und von den Regularien hierzulande überwacht werden. Nahezu 90 Prozent der Masken lassen sich nach China zurückverfolgen, schätzt Mühlberger.
Was ist da los? Wie in vielen Behörden ist das Vergabeverfahren der Bundesregierung komplett realitätsfremd. Zwar wurde die Errichtung von Produktionskapazitäten zu Beginn der Pandemie im Rahmen des so genannten „Sprinter-Programms“ pro Fabrik mit 90.000 Euro (Steuergeld) bezuschusst. Doch jetzt, wo die deutsche Maskenindustrie da ist und liefern kann, erhält der „wirtschaftlichste“ Anbieter den Zuschlag. Heißt: Nicht das beste Preis-Leistungs-Verhältnis gewinnt, sondern das billigste. Ob die Masken dann von minderwertiger Qualität sind, stinkende und schädliche Chemikalien ausdünsten und ggf. gesundheitliche Schäden oder Folgekosten verursachen – Nebensache. Wer billig kauft, kauft teuer, so ein Sprichwort. Hier trifft es eindeutig zu.
Doch nicht überall ist billig die erste Wahl. Andreas Mühlberger freut sich über die Aufträge lokaler Partner: „Die Kreisklinik in Ebersberg war von Tag 1 unser Kunde. Dort heißt es „wenn nur ein Coronafall nicht auftritt, weil die Mitarbeiter ihre Masken aus Überzeugung und gerne tragen, hat es sich schon gelohnt.“ Solche Aufträge sorgen dafür, dass Mühlberger seine Mitarbeiter nicht entlassen oder in Kurzarbeit schicken muss. Noch nicht.
Mühlberger und Herzog geben, was sie können. Täglich produzieren sie weiter – in 2 statt in 3 Schichten, täglich 80.000 Masken statt möglicher 140.000. Eingelagert im Lager in Grafing warten sie dort auf bessere Zeiten. Mühlberger hofft: „Vielleicht kann die Ukraine-Krise etwas bewegen. Wenn sich Deutschland weiter so abhängig macht und inländische Kompetenz nicht stärkt, rächt sich das.“
Zum Redaktionsschluss startete der Unternehmer zusammen mit weiteren Fahrern aus München im Konvoi aus 16 Fahrzeugen an die ukrainische Grenze, um dort Hilfsgüter zu liefern und Flüchtlinge mit nach Deutschland zu bringen. 2700 km fuhren sie in den ersten 24 Stunden. Warten, bis offizielle Stellen endlich aufwachen, will er auch hier nicht.