Die “Visitenkarte” verändert sich

von Moritz Steidl

Es könnte schon bald wahr werden. Und zwar Anfang Dezember. Dann nämlich will BMW bekanntgeben, ob sie mit ihrem“ Forschungs- und Entwicklungszentrum“ für autonomes Fahren nach Haar kommen. Nun ebnete Haar BMW schon mal von eigener Seite den Weg und bereitete erste, schon sehr konkrete Pläne der Bewerbung vor.

Sebastian Kuhlen, der im Auftrag der Grundstückseigentümerin DIBAG Industriebau AG am Donnerstag auf der Sondersitzung des Gemeinderats vertreten war, stellte den ersten Entwurf des insgesamt 15,5 Hektar umfassenden Bebauungsplans vor. Und der sieht so aus: An der Wasserburger Straße (B304)/Grasbrunner Straße (B471) soll auf der Finckwiese ein drei- bis viergeschössisches Gebäude entstehen. Maximal 21 Meter hoch. Stadtein- und auswärts sollen Abbiegespuren folgen, damit eine Stichstraße, die als Zufahrt angedacht ist, genutzt werden kann. Im rückwärtigen Bereich stehen Werkstätten, eine Kantine, die möglicherweise öffentlich zugängig ist sowie ein Parkhaus. Ebenso eines der Herzstücke der Bebauung: die Teststrecke fürs autonome Flitzen.

Noch unklar: der Lärmschutz für die Anwohner. Ebenso unklar, aber auch mit viel Bedenken versehen, die Optik. Denn, angenommen Haar sollte den Zuschlag erhalten, ändert sich der erste Eindruck von Haar komplett. „Die Optik an der Wasserburger Straße ist unsere Visitenkarte am Ortseingang“, befand Antonius van Lier (Freie Wählergemeinschaft), der damit auf den ersten Eindruck  von Stadtein- und ausfahrer hinwies. Bürgermeisterin Müller ist mit der vorraussichtlichen Optik des Parkhauses nicht glücklich. Und das ist laut Planer Kuhlen eh schon ein Kompromiss, da eine Tiefgarage nicht möglich ist.

Der CSU unter Dr. Dietrick Keymer bereitet noch ein weiteres Thema Sorgen. Und zwar die Benennung. Keymer wollte den Zusatz „auf dem Gebiet der KFZ-Technologie“ noch hinzufügen, denn ansonsten könne mit einem Forschungs- und Entwicklungszentrum auch „Nuklear-Technik“ gemeint sein. Müller bezeichnete die aktuelle Bezeichnung als „hinreichend“, einzig der Zusatz “für BMW” könne noch herein. Doch Keymer störte sich weiter an der Betitelung. „Das ist nicht konkret mit BMW, sondern KFZ-Technologie.“ Müller beendete dann die fast absurd anmutende Diskussion mit den Worten „Ich finde hier ist es deutlich genug eingeschränkt.“

Ganz klar ist auf jeden Fall aber eins: Sollte Haar den Zuschlag nicht erhalten, werden laut Müller die Planungen auf der u.a. landwirtschaftlich intensiv genutzten Finkwiese wieder auf null gestellt. Denn: „Wir machen die Tür nur für das BMW-Forschungszentrum und die DIBAG AG auf.“

Sowohl die verwaltungstechnisch notwendigen Beschlüsse für so ein Mammut-Projekt als auch die zwingende Änderung des Flächennutzungsplans wurden einstimmig vom Gemeinderat abgesegnet. Zum Schluss verwies Müller noch zwei Mal auf die Bürgerinformation am kommenden Donnerstag hin, bei der die Bewohner Haars ausführlich alle Details filetiert bekommen und zu Wort kommen dürfen.

Ob der Traum vom Forschungs- und Entwicklungszentrum allerdings Realität wird, steht nun nicht mehr in der Macht von der Gemeinde Haar. Auch wenn die DIBAG AG eigenen Aussagen nach eng mit BMW im Austausch steht, gibt es auch Konkurrenten. Und die heißen Aschheim und Unterschleißheim – denn auch sie haben sich beworben.

Haar jedenfalls hat nun alles vorgelegt, bleibt abzuwarten, ob BMW schon bald die „Visitenkarte“ Haars prägen wird. Das würde dann bereits schon sehr schnell gehen, da der zeitliche Plan sehr ehrgeizig ist. Anfang 2017 sollen die Bauarbeiten starten, ab Anfang 2018 die ersten Ingenieure am neuen Standort werkeln.

Es wäre das zweite große Zukunfts-Projekt in Haar während kürzester Zeit. Am selben Tag, wie die Sondersitzung des Gemeinderats, erfolgte nämlich schon der Spatenstich für den attocube-Komplex am Eglfinger Weg 2, B304.de berichtete darüber.