Fritz Wimmer ist von den Rolling Stones seit jeher derart begeistert, dass der Baldhamer des Öfteren nach Dienstschluss seinen Dreiteiler gegen einen farbenfrohen Glitteranzug tauscht und den Jagger gibt. Dabei kopiert der 61-Jährige das Original-„Enfant Terrible“ mit seiner unverwechselbaren Stimme und dem legendären Tanzstil derart brillant, dass man nicht glauben möchte, dass dieser Mann tagsüber mit Immobilien handelt. In einer faszinierend wilden Mischung aus federnden Schritten, Hüftschwung, zappelnden Armen und Händen, bewegt sich der zweifache Vater an der Schwelle zum Kontrollverlust. All das passiert in völliger Synchronisation mit der erstklassigen Performance seiner Band – allesamt langjährige Vollblut-Musiker. Am Schlagzeug verausgabt sich Ludwig Wimmer, der 30-jährige Sohn.
Eine Handvoll Auftritte, darunter im Deutschen Theater, auf dem Beat Boat am Chiemsee oder zuletzt auch eine Performance in einem ausverkauften Tollwood-Zelt, geben „The Stars“, so heißt die Rolling Stones Cover Band, pro Jahr. Recht viel mehr ist leider nicht drin, weil man ja auch noch berufstätig ist. Gerade einmal zwei Proben im Jahr müssen reichen. Das funktioniert. Man versteht sich mittlerweile blind. „Wir haben Spaß.“
Seit 1976/77 macht Fritz Wimmer Musik, zunächst in einer Schülerband im niederbayerischen Frontenhausen, einem Markt im Landkreis Dingolfing-Landau. Dem breiten Publikum besser bekannt als das fiktive Niederkaltenkirchen, in dem die Kinofilme um den kauzigen Dorfpolizisten Franz Eberhofer spielen. Wimmer ist dort aufgewachsen, zur Schule gegangen und eben auch zum ersten Mal vor Publikum gestanden. „Musik lässt mich seitdem nicht mehr los, das wird sogar immer schlimmer.“ Ihm gehe es nicht einfach nur darum, Songs zu spielen – man müsse auch die Philosophie dahinter verstehen, den Zeitgeist. „Gimme Shelter“ oder „Street Fighting Man“ seien nicht nur Hymnen mindestens einer Generation, sondern textlich aktueller denn je.
Einfache, archaische Kunst aus Stahl im Stile von Alberto Giacometti hat Fritz Wimmer auch schon gemacht, aber das ist erledigt, abgehakt. Schreiner hat er gelernt, Holztechnik studiert und dann bei großen Bauunternehmen in der Geschäftsführung gearbeitet. Bis ihn der Vater seiner Partnerin Susanne, Heinrich Eichler aus Baldham, vor rund 20 Jahren für seine Immobilienfirma abgeworben hat. Dort ist der 61-Jährige jetzt Geschäftsführer und feiert in diesem Jahr das 50. Jubiläum des Familienunternehmens. Heuer wird es erstmals auch, am 20. Juli, einen „Rolling Stones Tag“ in München geben. Was genau dort passiert, ist noch geheim. Aber „das wird ein Highlight“, verspricht Wimmer, der Mick Jagger übrigens noch nie persönlich getroffen hat. „Ich habe das nie provoziert, auch wenn wir uns schon mehrfach beinahe zufällig begegnet wären – zuletzt am Tag vor einem Stones-Konzert in Liverpool.“
Ob er jemals ans Aufhören denkt? „Für so etwas kann ich viel zu schlecht stillhalten. Ich muss immer in Bewegung sein. Never leave a running train.“ Das hat allerdings nicht Fritz Wimmer gesagt, sondern Keith Richards. Aber das gilt uneingeschränkt auch für den Baldhamer. Ein Widder übrigens, geboren am 1. April. Er prescht nach vorn. Spontan, impulsiv, leidenschaftlich. Uns gefällt das. In diesem Sinne: Weiter so!
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