Aus für Margarethen-Apotheke

von Eva Bistrick

Der Standort der Margarethen-Apotheke im Ärztehaus in Baldham ist seit Anfang November Geschichte. Apothekerin Andrea Gerdemann sah sich gezwungen, ihre beiden Apotheken in Baldham zu einer zusammenzulegen. Damit möchte sie ihre Mitarbeiter entlasten und langfristig eine „Apotheke der Zukunft“ aufbauen. Am Marktplatz, wo Mode Konzept Foeller kürzlich ausgezogen ist, läuft der Umbau bereits. B304.de hat nachgefragt.

Frau Gerdemann, warum musste die Margarethen-Apotheke schließen?

Dr. Andrea Gerdemann: Wie in vielen anderen Bereichen herrscht auch in den Apotheken Fachkräftemangel. Das bedeutet, dass wir in der Regel mit einer „Unterbesetzung“ arbeiten. Hinzu kommt, dass wir eine Sechs-Tage-Woche haben. Hier ist man nicht ab Freitagmittag zuhause und kann das Wochenende einläuten. Junge Menschen, die neu in den Beruf kommen oder auch ältere, die sich verändern möchten, überlegen sich dann schon, ob sie in der Apotheke oder in der Industrie oder bei der Krankenkasse arbeiten. Mit diesen Widrigkeiten haben wir zu kämpfen. Und immer dann, wenn sich ein Mitarbeiter entscheidet, etwas Neues oder Anderes zu machen, ist es extrem schwer, Ersatz zu finden. Findet man keinen, steigt die Belastung für die übrigen im Team.

„Eine Apotheke im Ärztehaus ist eine Goldgrube“, so unkt man hier und da.

Die Zeiten, in denen Apotheken Goldgruben waren, sind lange vorbei. Es fasziniert mich immer wieder, wie das in den Köpfen der Menschen hängenbleibt. Über Gesetzesänderungen und weitere Reglementierungen, wie z.B. eine Erhöhung des Abschlags an die Kassen pro abgegebene Packung, wird die Marge für uns in der Apotheke immer geringer. Das Hauptproblem besteht darin, dass es seit 20 Jahren keine Anpassung unseres Honorars mehr gegeben hat, die Kosten für Mieten, Energie und Personal aber gestiegen sind. Wir Apotheken werden – wenn sich von Seiten der Politik nicht einiges ändert – auf Dauer von der „reinen Arzneimittelabgabe“ nicht mehr überleben können. Wir werden weitere Services entwickeln und anbieten müssen, hier seien die pharmazeutischen Dienstleistungen (z.B. für inhalative Medikamente) oder auch das Impfen beispielhaft genannt. Mein Traum von der „Apotheke der Zukunft“ wäre, dass wir mehr als Gesundheitszentren agieren und wahrgenommen werden.

Warum schließen Sie ausgerechnet Ihre Dependance im Ärztehaus und nicht die am Baldhamer Marktplatz?

Die Schließung erfolgt, weil wir am Marktplatz die Möglichkeit haben, uns zu vergrößern und so die Idee einer „Apotheke der Zukunft“ umsetzen können. Das wäre in den Räumen im Ärztehaus nicht möglich gewesen. Mit der Erweiterung der Elch Apotheke werden wir dauerhaft sechs Arbeitsplätze haben. Über die Zusammenlegung der beiden Apotheken können wir auch bei der Personalbesetzung Synergie- Effekte nutzen. Wir sind davon überzeugt, dass sich das dauerhaft positiv sowohl für unsere Kunden als auch für uns als Team auswirkt.

Sie haben es schon angedeutet, was muss sich seitens der Politik ändern?

Die Politik sollte erkennen, dass wir in den Apotheken am dringendsten eine Anpassung des seit Jahren nicht angepassten Honorars benötigen, um wieder Luft zum Atmen zu haben. Auch die Vergütung von weiteren Services wie Impfen oder pharmazeutischen Dienstleistungen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und wenn ich mir dann noch etwas wünschen könnte, wäre es, dass sich alle Apothekenanbieter, die auf dem deutschen Markt agieren, sich auch an die Regeln, die in Deutschland gelten, halten müssen, unabhängig davon, ob sich die Zentrale zwei Kilometer neben der deutschen Grenze befindet oder nicht.

Wie steht es um technische Möglichkeiten, um den Arbeitsaufwand in Apotheken zu verringern?

Das eRezept hat den Arbeitsaufwand in Apotheken schon verringert. Muss z.B. auf einem Rezept etwas verändert werden, geht das mittlerweile innerhalb von Sekunden. Da dauert der Anruf beim Arzt länger als das Ändern des Rezepts… Darüber hinaus nutzen wir auch in den Apotheken mehr und mehr die KI. Wir haben z.B. letzte Woche ein neues Computerprogramm für die Apotheken bekommen, dass in vielen Arbeitsschritten „mitdenkt“ und somit unseren Arbeitsaufwand verringert oder uns bei der Warenwirtschaft (Lagerhaltung, Bestellungen, Struktur unseres Warenlagers etc.) unterstützt, so dass wir Zeit gewinnen, die wir dann für unsere Patienten nutzen können.

Liefern Sie auch nach Hause?

Ja, wir liefern täglich nach Hause, sowohl für Patienten, die bei uns in der Apotheke waren und nicht noch einmal wiederkommen möchten oder auch für Patienten, die gar nicht mobil sind und ihren gesamten Medikamentenkauf von zuhause aus erledigen möchten. Sie können uns per Telefon, E-Mail, über unsere Kontaktformular auf unserer Website (www.koenigapotheken.de) oder auch über Apps (gesund. de oder apomedi) erreichen und Medikamente vorbestellen. Sofern nötig beraten wir telefonisch, bestellen und packen alles zusammen, der Bote kommt zu Ihnen nach Hause und Sie bezahlen an der Wohnungstür. Da es sich bei Arzneimitteln um besondere Waren handelt, müssen diese persönlich übergeben werden und werden nicht – wie das Paket von Amazon – „über den Zaun“ geworfen.

Wer oder was die Nachfolge der Apotheke im Ärztehaus antritt, ist noch nicht offiziell bestätigt. Wir halten Sie auf dem Laufenden, sobald etwas spruchreif ist.