Acht Tage Ausnahmezustand

von edithreithmann

Alle zwei Jahre findet das inklusive Mitmach-Festival vom Hauptveranstalter Bezirk Oberbayern statt. Für 2017 hat die Gemeinde Haar den Zuschlag bekommen. Die Vorfreude ist groß und die Arbeit kann beginnen.

Was ist denn eigentlich Zamma?

Bildschirmfoto 2016-04-23 um 09.13.05Zamma ist seit 1980 ein inklusives Mitmachfest vom Hauptveranstalter Bezirk Oberbayern. Es findet im Zwei-Jahresrhythmus statt und in 2017 nun in Haar (vom 01.07. bis 08.07. – eine Woche lang). Die Gemeinde Haar als Austragungsort eignet sich bestens, da viele künstlerische Aktivitäten und Einrichtungen existieren. Der Bezirk Oberbayern ist durch das kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost, das Gut Haar und auch dem Kleinen Theater in der Gemeinde gut vertreten und mit ihr verbunden. In 2015 war Zamma in Freising und mehr als 20.000 Besucher genossen das bunte Programm. Die vier Ziele von Zamma sind Inklusion (Veranstaltungen von und für alle Menschen – unabhängig von Behinderung, Alter, Herkunft, Religionszugehörigkeit, Bildung, Geschlecht oder sonstigen individuellen Merkmalen), Kooperation (Förderung von Partnerschaften in den Bereichen Kultur, Jugend, Soziales, Bildung, Umwelt), Innovation (Unterstützung von innovativen und experimentellen Veranstaltungen) und Nachhaltigkeit (Aufbau von nachhaltigen Beziehungen und Projekten). Zamma unterscheidet sich von anderen Festivals, denn kein Programmpunkt findet allein statt, es sollen immer alle teilhaben und mitmachen können.

Startschuss für Ideen am 22.04.

Am 22.04. treffen sich Einrichtungen und Organisationen aus dem Bereich Kultur, Soziales, Bildung, Umwelt und Interessierte zum Ideentag im Kleinen Theater Haar. Ein Ort, der sich für eine derartige Veranstaltung optimal eignet. „So viele kreative Menschen hier im Haus zu haben und zu sehen, wie Kontakte geknüpft und Ideen geboren werden, begeistert mich“ spricht der engagierte Chef des Theaters, Matthias Riedel. Der bedeutendste Gast an diesem Nachmittag ist Josef Mederer, der Bezirkstagspräsident vom Bezirk Oberbayern, der als Hauptveranstalter das Zamma-Festival nicht nur mitfinanziert, sondern auch mit persönlichem Engagement und Überzeugung hinter der Idee steht. „Mir ist wichtig, dass wir Menschen zusammenführen und für Nachhaltigkeit sorgen. Es ist nicht nach einmal Schluss, sondern wir geben sechs Jahre Unterstützung, wir sind Pate“ sagt Josef Mederer in einem Exklusiv-Interview mit B304. Auch Bürgermeisterin Gabriele Müller drückt ihre Vorfreude aus und betont die Wichtigkeit der Inklusion „Haar ist ein durch Inklusion geprägter Ort und Zamma 2017 eine große Chance für uns“. Die gelebte Inklusion von Menschen mit Behinderung ist am 22.04. nicht nur durch ihre Anwesenheit erkennbar, sondern auch durch Gebärdensprachdolmetscherin Simone Hofmüller und dem Schriftdolmetscher Lothar Rogg. Sie übersetzten das moderierte Politiker-Gespräch unter der Leitung von Christine Rose (vom Bayerischen Rundfunk). Neben dem Bezirkstagspräsidenten und der Bürgermeisterin sind noch Andre Gersdorf (Vorsitzender des Bezirksjugendrings Oberbayern) und Jan Museler (Vorsitzender des Kreisjugendrings München-Land) auf der Bühne. Sie sind gemeinsam die Veranstalter von Zamma.

Ein Come Together für gemeinsame Kreativität

Der Graphic Recorder Michael arbeitet parallel zur Veranstaltung (Foto: B304.de)
Der Graphic Recorder Matthias Schwert arbeitet parallel zur Veranstaltung (Foto: B304.de)

Dann startet das Kreativcafé, ein Brainstorming der anwesenden Gäste. Egal ob Neuling oder alter Hase, an den frei zu besetzenden Tischen, die mit Stiften und Papier ausgelegt sind, legen die Teilnehmer los. Und es sprudelt an Ideen im Saal. Sie werden gesammelt, diskutiert, anderen Teilnehmern vorgestellt und am Ende hängen die erarbeiteten Entwürfe auf den Tischdecken an den Wänden als „Gallery Walk“– für jeden anzusehen und darüber zu reden.

Parallel arbeitet ein Graphic Recorder, Matthias Schwert, der ein Art Simultanübersetzer mit Bilder ist. Er bringt Wichtiges der Veranstaltung in gezeichneten Skizzen auf Papier, denn Graphic Recording ist ein simultanes Zusammenfassen und Festhalten von komplexen Inhalten durch einen Illustrator.

Der Flickerlteppich für Zamma 2017

Eine interessante Künstlerin erfreut die Teilnehmer im Eingangsbereich mit einer wunderbaren Aktion: Das Flickerlteppich-Nähen. Es soll ein Teppich aus Stoff-Ecken werden, die in allen Farben und bedruckt (durch die Künstlerin), bestickt oder bemalt sind. Jeder Interessent darf sich ein Stück aussuchen und muss dann selbst an der Nähmaschine nähen, betreut von Stephanie Müller, der freischaffenden Künstlerin, eine Spezialistin für Textilkunst und Rauminstallationen. Somit kann jeder seinen Beitrag zu dem Gesamtwerk leisten und sich verewigen. Der Teppich wird Zamma 2017 als Symbol begleiten. „Vorsicht Finger weg von der Nadel“ warnt Josef Mederer nachdem er selbst genäht hat und schaut Gabriele Müller, Andre Gersdorf und Jan Museler auf die Finger beim Nähen ihres Flickerls.

Die Veranstalter beim Nähen des Flickerlteppichs Arne Gersdorf,die Künstlerin Stephanie Müller, Jan Museler, Gabriele Müller, Josef Mederer (Foto:B304.de)
Die Veranstalter beim Nähen des Flickerlteppichs v. li. Arne Gersdorf,die Künstlerin Stephanie Müller, Jan Museler, Gabriele Müller, Josef Mederer (Foto:B304.de)

Wer und wie kann man mitmachen?

Alle nichtkommerziellen Vereine, Institutionen, Organisationen und Personen aus den Bereichen Kultur, Jugend, Soziales, Bildung, Umwelt, die ihren Vereins- oder Wohnsitz in Haar Haar bzw. den angrenzenden Gemeinden haben. Wichtig ist, das Projekt zusammen mit einem oder mehreren Partnern gemeinsam zu entwickeln und durchführen. Diese können ihren Sitz auch außerhalb der Gemeinde haben.

Wer gemeinsam mit Kulturschaffenden und Institutionen eine Idee entwickelt hat, die ein soziales Miteinander fördert, kann diese einreichen und ein Arbeitskreis  entscheidet darüber. In diesem können Bewerber ihre Projektidee vorstellen, die Idee wird weiter konkretisiert und es werden die Bewerbungsunterlagen ausgegeben. Die ersten beiden Arbeitskreis-Sitzungen finden am 13.06. und 22.09. jeweils um 19 Uhr im Kleinen Saal des Bürgerhauses in Haar statt. Die ausgefüllten Bewerbungsunterlagen sind bis zum 15.10. bei der Gemeinde Haar vorzulegen. Bei positivem Bescheid gibt es eine finanzielle Förderung und das Festivalteam berät und begleitet von der Entwicklung bis zur Realisierung.

Die Ansprechpartnerinnen sind:

Petra Kellermann Tel. 089-2198-32100 oder petra.kellermann@bezirk-oberbayern.de

Simone Rünagel  Tel. 089-2198-32102 oder simone.ruenagel@bezirk-oberbayern.de

Ute Dechent  Tel. 089-46002-302 oder dechent@gemeinde-haar.de

Veronika Gerstacker Tel. 089-46002-900 gerstacker@gemeinde-haar.de

Weitere Informationen unter www.zamma-festival.de

Hier einige Eindrücke vom Ideentag 22.04. im Kleinen Theater Haar (Fotos: B304.de):IMG_1402

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