Da bekamen die Kinder der Haarer Grundschule St. Konrad den Mund nicht mehr zu, als sie vergangene Woche ihre Turnhalle betraten: Nicht wiederzuerkennen war die Halle, vollgestellt mit den coolsten „Sportgeräten“, Plakate waren aufgehängt und auch Dekorationen wie bunte Sonnenschirme, Palmen aber auch plüschige Schweinedamen fehlten nicht. Und mittendrin: Crazy-Wolfi. Ihr Sportlehrer für diesen Tag. Die „total verrückte Sportstunde“ stand auf dem Stundenplan der Grundschüler. Offizielles Ziel „Cool Move Mixer“ werden…
…das bedeutet, dass die Kinder all die witzigen und verrückten Übungen die sie gelernt haben, an ihre Freunde, Geschwister aber auch Eltern weitergeben sollen. Und dann ging’s auch schon los: Man tanzte Gangam-Style oder breakdance, lernte Michael Jacksons Moonwalk, flitzte mit den snakesurfer durch die Gegend, tanzte Limbo, die Frisbee-Scheiben flogen durch die Gegend, die Hula-Hoop-Reifen kreisten um die Hüften. Es war einfach alles geboten was Spaß macht – und cool ist. Speziell garniert durch Crazy Wolfis frechen Sprüche.
Ein durchdachtes Konzept
Hinter Crazy Wolfi verbirgt sich der Sport-und Sozial-Pädagoge Wolfgang Richter. Und hinter diesem besonderen Sportunterricht verbirgt sich nichts anderes als ein Gesundheitsprogramm, eine Prävention. Und eine Reaktion auf eine ernüchternde Bilanz: Laut einer aktuellen Studie der Betriebskrankenkassen treibt nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung Sport. Da die Grundsteine für die sportliche Betätigung bereits in der Kindheit gelegt werden, setzt der Sportpädagoge genau dort an. Und damit er die Kinder auch wirklich erreicht, hat er sich die „Cool Move Mixer“ ausgedacht. Schließlich muss er mit Smartphone, PC und Wii-Konsole konkurrieren können. Hinter dieser Bezeichnung verstecken sich vor allem die Erkenntnisse, dass ein bunter Obstsalat mehr Abnehmer findet, als ein schlichter Apfel und Kinder sehr hartnäckig sein können, wenn es darum geht, Erlerntes mit anderen zu teilen. Also: Großes Angebot, trendige Sportarten, gute Musik und beste Laune sind in der verrückten Sportstunde angesagt. Doch es soll keine einmalige Angelegenheit bleiben: Mit seinem Projekt möchte Crazy Wolfi einen kreativen Prozess bei Kindern, aber auch Sportlehrern, Trainern, Tänzern und Übungsleitern auslösen, um daraus einen Selbstläufer zu entwickeln.
Bei den Haarer Grundschülern hat’s funktioniert. Mit ihren knallbunten Urkunden, die sie als „Cool Move Mixer“ ausweisen, und einem lässigen Gangam-Style- oder Robot-Walking-Move verließen sie schließlich ihre komplett verrückte Turnhalle. Und wetten, dass die eine Mama oder der andere Papa an diesem Nachmittag verzweifelt versucht hat, im Moonwalk durch die Küche zu kommen?
(Text: Claudia Erl)