Zum Schutz der Fledermäuse

von b304

„Abseits der beherrschenden Themen wie dem Krieg in der Ukraine mit allen seinen Folgen, dem Corona-Virus oder der Klimaerwärmung findet nach wie vor ein stilleres Drama vor unser aller Augen statt: Das globale Artensterben“, darauf weist Roswitha Holzmann hin, Biologin bei der
Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt Ebersberg. Besonders betroffen seien die Fledermäuse, von denen in Bayern 23 Arten als heimisch gelten. „Und weil sie eine zentrale Rolle in unserem Ökosystem als Jäger von nachtaktiven Insekten einnehmen, wird dieser Rückgang auch für uns Menschen spürbare Folgen mit sich bringen, wenn z.B. Schädlinge in der Forst- und Landwirtschaft häufiger massenweise auftreten“, so die Expertin. Es sei daher gut, dass sich viele Menschen für den Erhalt und den Schutz unserer heimischen Fledermauspopulationen einsetzen. Im Landkreis Ebersberg wurde so zum Beispiel in den Jahren 2020 und 2021 im Zuge eines Artenhilfsprojektes intensiv nach Gebäudequartieren von Fledermäusen gesucht. Hierfür hat ein Team von fünf Biologen und Biologinnen im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde Ebersberg unter anderem 80 Kirchen, 77 Gebäude, an denen früher Fledermausquartiere gemeldet worden waren und 35 Gebäude mit im Zuge des Projektes neugemeldeten Fledermausquartieren überprüft. Durch Spurensuche tagsüber und in der Nacht, akustische Aufnahmen der im Ultraschallbereich gelegenen und daher für das menschliche Ohr normalerweise nicht hörbaren Fledermausrufe und vereinzelten Netzfängen wurde untersucht, ob und welche Fledermausarten aktuell im Landkreis an bzw. in den Gebäuden vorkommen.

(Foto: Hildenbrand)

Dieser hohe Suchaufwand muss betrieben werden, da Fledermäuse meist sehr unauffällig leben. Sie bleiben oft unbemerkt, obwohl sie in vielen Fällen unmittelbar in der Nähe der Hausbewohner in Spalten an der Gebäudefassade wie z.B. hinter Fensterläden oder versteckt auf Dachböden leben. Hinweise auf Fledermausquartiere sind zum Beispiel vor allem am Abend zu hörende, leise zwitschernde Geräusche aus dem Dach oder kleine, trocken-staubige Kotkrümelchen am Boden unter potenziellen Hangplätzen, die oft mit den Hinterlassenschaften von Mäusen verwechselt werden. Im Zuge der aktuellen Untersuchungen konnten so im Landkreis Ebersberg insgesamt 97 Fledermausquartiere von mindestens fünf Fledermausarten nachgewiesen werden. Weiterhin wurden sechs weitere Arten über Lautnachweise nachgewiesen. „Durch das Artenhilfsprojekt konnte gezeigt werden, wie wichtig es für den Fledermausschutz ist, möglichst viele Quartiere zu kennen. Denn die meisten Fledermausarten sind überaus quartiertreu und können über vielJahrzehnte hinweg die gleichen Quartiere nutzen“, berichtet Holzmann. Allerdings würden im Laufe der Zeit oft unwissentlich durch Maßnahmen wie eine Gebäudesanierung, Dachausbau oder die Anbringung einer Wärmedämmung viele Fledermausquartiere zerstört. Gerade durch die anstehende Energiewende sei mit vielen Quartierverlusten bei der Gebäudeinstandsetzung zu rechnen. „Sind Fledermausvorkommen bekannt, können in aller Regel durch meist sehr einfache und kostengünstige Maßnahmen die Quartierbereiche erhalten oder ersetzt werden. So kann schon ein einfaches Holzbrett an der richtigen Stelle angebracht den genügsamen Tieren als neues Zuhause ausreichen“, erklärt die Biologin. Hier hilft bei konkreten Fragen der richtige Ansprechpartner: Eine kostenlose Beratung bieten die Untere Naturschutzbehörde Ebersberg sowie die Koordinationsstelle für Fledermausschutz. Dort ist Dr. Andreas Zahn unter andreas.zahn@iiv.de
Ansprechpartner im Landkreis Ebersberg. „Sind die Fledermäuse aber erst ausquartiert, so wird der Aufwand zum Erhalt und Schutz dieser Tiere deutlich höher. Quartiermöglichkeiten, die abseits von traditionell genutzten Gebäuden neu geschaffen werden, werden in aller Regel erst nach längerer Zeit bezogen. Dennoch ist auch die Schaffung von neuen Fledermausquartieren oder die Öffnung eines bislang verschlossenen Dachbodens auf lange Sicht bedeutsam“, rät Holzmann. So wurden im Zuge des Artenhilfsprojekts für zahlreiche der kontrollierten Kirchen Maßnahmen wie die Entfernung von Verschlussgittern an Fenstern oder ein Einbau von Hangplatzmöglichkeiten entwickelt. Die Untere Naturschutzbehörde Ebersberg plant zeitnah die Auslobung eines Wettbewerbs, um die „fledermausfreundlichste“ Kirche im Landkreis zu finden. „Vielleicht kann
ja Ihre Heimatkirche erfolgreich an dem Wettbewerb teilnehmen? Fragen Sie doch mal bei Ihrem lokalen Pfarrverband nach“, wendet sich Holzmann an die Leserinnen und Leser und fährt fort: „Jede Neumeldung von Quartieren hilft beim Erhalt der für uns Menschen so nützlichen
Fledermäuse. Sollten Sie Fledermäuse oder deren Spuren entdecken, freut sich die Untere Naturschutzbehörde über ihren Anruf oder eine E- Mail (08092) 823 174 bzw. naturschutz@lra-ebe.de.“

An vielen Gebäuden kommen Fledermausarten vor. Aber nicht immer hängen sie so frei wie das Große Mausohr, meist leben sie unbemerkt in Spalten versteckt wie die Kleine Bartfledermaus. (Foto: Hildenbrand)