“Unterbringung von Asylbewerbern – vorübergehendes Ende der Kapazitäten”, lautet die Betreffzeile des Brandbriefes von Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß an Ministerpräsident Seehofer. Darin kündigt Niedergesäß an, dass der Landkreis schon sehr bald keine neuen Flüchtlinge mehr aufnehmen kann. “Wir alle stehen am Limit und können ein Jahr wie 2015 kein zweites Mal stemmen, das schaffen wir nicht!”
Nach Angaben des Landratsamtes kommen jede Woche mehr als 60 Flüchtlinge in den Landkreis Ebersberg. Von den aktuell 1.700 Flüchtlingen (vier Mal so viele wie Anfang 2015) lebt die Hälfte in sieben landkreiseigenen Schulturnhallen. Geplant sei, dass diese Flüchtlinge noch heuer in neue Traglufthallen und Container umziehen. “Mit diesen Traglufthallen und den weiteren Kapazitäten verbinde ich allerdings die klare Absicht und Ankündigung – die ich hiermit an höchster Stelle noch einmal schriftlich fixieren möchte – Zug um Zug die Sporthallen wieder dem Schul- und Breitensport zurückzugeben. Hier stehe ich bei meiner Bevölkerung und unseren Schulen im Wort”, so Niedergesäß wörtlich. Die Dreifachhalle der Realschule in Poing werde die letzte Halle sein , die der Landrat – vorübergehend – “und auch nur widerwillig” zur Verfügung stellen werde. Sie wird wohl in zwei Wochen mit dann 282 Menschen vollbelegt sein.
“Wir sind uns darin einig, dass Schulturnhallen auch für Asylbewerber auf Dauer keine menschenwürdige Unterkunft darstellen und es gerade dort auch zu Problemen zwischen den Asylbewerbern kommt. Aber ganz unabhängig davon fehlen sie den Schülerinnen und Schülern nun schon mitunter sehr lange Zeit für den Schulsport und zudem leidet auch der Vereins- und Breitensport im Landkreis bzw. in den betroffenen Gemeinden massiv unter der derzeitigen Situation. Der Trainings- und Spielbetrieb ist nur noch rumpfartig darstellbar, was zu nachhaltigen Schäden im Vereins- und Breitensport führt – eine wichtige Säule unserer Gesellschaft. In der Summe ist eine solche Situation nicht mehr lange tragbar und für Bevölkerung auf Dauer nicht zumutbar!” (Ebersbergs Landrat Robert Niedergesäß)
Niedergesäß bittet den Ministerpräsidenten in seinem Schreiben, diese Haltung zu akzeptieren und nicht “mit staatlichen Repressalien” bedacht zu werden. “Niemand sollte uns zwingen können, mehr zu tragen als wir tragen können”, schreibt der Baldhamer CSU-Politiker. Schließlich fühle er sich dem Gesamtwohl und dem sozialen Frieden seiner Bürgerinnen und Bürger verantwortlich, er müsse daher darauf achten, dass die Balance des Machbaren und der Frieden in der Bevölkerung gewahrt bleibt. “Dies sehe ich derzeit in großer Gefahr!” Die Bevölkerung sei in Sorge und Beunruhigung – die Ereignisse in Köln hätten hierzu einen weiteren Beitrag geleistet, “was ich auf den bisher drei Asyl-Informationsabenden im neuen Jahr deutlich gespürt habe”.