Eins steht fest: Einfach macht es sich keiner, der aktuell am neuen Jugendzentrum der Gemeinde Haar arbeitet. Denn der Neubau soll etwas ganz besonderes werden, ein Bauwerk, das Ressourcen schont und nach dem Cradle-to-Cradle-Gedanken konzipiert und betrieben wird. „Wir sind heute zusammengekommen, um die Cradle-to-Cradle-Idee hinsichtlich unseres Vorhabens zu skizzieren und Denkanstöße für den ersten Vorentwurf zu sammeln“, erklärte Bürgermeister Dr. Andreas Bukowski zu Beginn des Workshops, zu dem die Gemeinde Architekten, Fachplaner, Mitarbeiter des Jugendzentrums und Gemeinderäte aller Fraktionen Mitte Januar ins Rathaus geladen hatte. Erste Ideen zum Neubau des 1982 entstandenen Jugendzentrums kamen 2021 auf und im Februar 2022 beschäftigte sich der Gemeinderat intensiv mit dem Vorhaben. Nach Schadstoffuntersuchungen im Sommer und vorbereitenden Workshops folgte nun der nächste Schritt.
Kreislauf-Bau nach Vorbild der Natur
Unter Cradle-To-Cradle, modern auch mit „C2C“ abgekürzt, versteht man einen Kreislauf wie in der Natur – es bleibt kein Müll zurück, alle eingesetzten Materialien sind wiederverwendbar. Auf ein Gebäude umgemünzt, bedeutet dies zum einen, kreislauffähige Materialien beim Bau zu verwenden, dann das Gebäude nachhaltig mit Energie und Ressourcen zu versorgen, um es am Ende seiner Nutzungsdauer wieder komplett zurückzubauen und die Bestandteile wiederverwerten zu können. Das „C2C“ mit normalem Hausbau so viel gemein hat wie Fast Food mit Eigenversorgung, leuchtet ein. „Es geht nicht um traditionellen Bau, man wird neue Wege gehen müssen auf dem Weg zum Circular DINO“, machte Bukowski klar.
Vorstellungen & Pläne
Um das ambitionierte Projekt realisieren zu können, sucht die Gemeinde seit einiger Zeit Kontakt zu Unternehmen der Bauwirtschaft, die Lust auf und das Wissen für neue Wege haben. So zum Beispiel die beiden Münchner Architekten des Büros KONRAT, die grundsätzliche Überlegungen vortrugen und die Vor- und Nachteile verschiedener Baustoffe bei der Gewinnung, beim Bau, im fertigen Gebäude und beim Abbruch vorstellten. KONRAT geht in den kommenden Wochen nach eigenen Aussagen ohne bestimmte Präferenz für einen Baustoff in die Vorplanung. Kurze Referate von den Experten von Ampere Beratung (Fachplanung Elektrotechnik), Duschl Ingenieure (Fachplanung Heizung, Lüftung und Sanitär) und Statikern aus dem Hause GFM folgten im Anschluss. Gerade die Statiker hatten für die Workshopteilnehmer eine gute Nachricht im Gepäck: So wird sich der vorhandene Keller des DINO aller Voraussicht nach für den Neubau nutzen lassen und muss nicht aufwändig abgebrochen werden.
Wunschliste der Jugend
Auch die Wünsche der Jugendlichen fanden bei dem Arbeitstreffen Gehör. So steht demnach auf der Wunschliste der jungen Nutzerinnen und Nutzer des Jugendzentrums unter anderem die Veränderbarkeit der Räume nach Bedarf, ein Keller „ohne Schadstoffe und Schimmel“, optimierter Emissionsschutz, ein Safe Space im Außenbereich, ein Mülltrennungskonzept und die Miteinbeziehung an den Entscheidungen zum Neubau. Planung bis Sommer fertig Nach dem Workshop ist in den kommenden Wochen das Architektenbüro gefragt, bis Ende Februar will man erste Vorentwurfsvarianten vorlegen und diese Anfang März beim nächsten Workshop diskutieren. Ziel aller Beteiligten ist, die Genehmigungsplanung des neuen DINO bis Mitte oder Ende Juli vorlegen zu können. „Der Workshop war eine gute Gelegenheit, uns alle auf den Stand der Dinge zu bringen und in die Tiefe dieses komplexen Themas einzutauchen“, kommentierte Dr. Bukowski am Ende zufrieden: „Cradle-
to-Cradle ist eine zukunftsweisende Herausforderung, der sich alle Beteiligten stellen.“
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