Werbeevent oder Charity?

von Leon Öttl

Es wird viel gejubelt, Fähnchen werden geschwenkt, Daumen in die Höhe gehalten und es wird applaudiert – bei Veranstaltungen von Lifeplus. Am Samstag, 22. Juli, möchte das US-amerikanische Unternehmen, das Nahrungsergänzungsmittel und Pflegeprodukte mittels Multi-Level-Marketing verkauft, im Stadion Vaterstetten und auf dem angrenzenden Volkfestplatz einen „Familienfindertag“ veranstalten. Parallel zum Vaterstettener Straßenfest. Am Mittwoch dieser Woche müssen die Gemeinderäte im Hauptausschuss darüber entscheiden, ob die Lifeplus-Veranstaltung stattfindet oder nicht.

Mit dem “Familienfindertag” will die „Lifeplus Foundation“, die Stiftung des Unternehmens, nach eigener Aussage Spenden sammeln, die unter anderem der Tafel zugutekommen sollen. „Innerhalb der Lifeplus-Gemeinschaft ist es selbstverständlich, anderen zu helfen“, heißt es auf der Website der Stiftung. Und: „Im Einklang mit dieser Lebensphilosophie hat es sich die Lifeplus Foundation zum Ziel gemacht, auch weiter entfernte, benachteiligte Gemeinschaften zu erreichen, einen gesunden Lebensstil zu fördern und Menschen zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten.“

Die Vaterstettener Beauty-Salon-Inhaberin Marion Brey will das Lifeplus Event nach Vaterstetten holen. „Das Ziel der Veranstaltung ist es, im Bereich der Gemeinde Vaterstetten lokale Strukturen im Sport, im Miteinander und der Fürsorge für unsere Mitmenschen, denen es nicht so gut geht zu fördern“, erklärt die Initiatorin in einem Schreiben an das Rathaus.

Geplant seien unter anderem ein Fußballspiel der FC-Bayern-Ü32-Mannschaft gegen ein Team von Lifeplus. Dazu soll es ein Abendevent für 500 geladene Gäste im eigens dafür aufgestellten Festzelt geben. Rund 5.000 Euro Spenden sollen dabei gesammelt werden – mindestens 1000 Euro sollen davon in der Gemeinde verbleiben. Erlöse sind aus den Eintrittskartenverkäufen, einer Tombola, Auktionen und dem Verkauf von Fanartikeln geplant. Die Lifeplus Stiftung will die Spenden für die „Bereitstellung gesunder, nachhaltiger Nahrungsmittel für Kinder und Gemeinden in der ganzen Welt“ verwenden und nennt dabei zum einen die Tafel, zum anderen „ForAfrika“ in Angola. 

Allerdings: Veranstalter des Events ist offenbar nicht die Lifeplus-Stiftung, sondern das Unternehmen selbst. Die Verwaltung der Gemeinde Vaterstetten vermutet daher hinter dem „Familientag“ eine „Werbeveranstaltung“ und empfiehlt das Stadion und den Volksfestplatz nicht zur Verfügung zu stellen. Das letzte Wort haben die Gemeinderäte im Hauptausschuss an diesem Mittwoch im Sitzungssaal im Rathaus.

Übrigens: Im vergangenen Jahr hat Lifeplus das “Wellbeing for Life”-Festival im Münchner Olympiapark veranstaltet, das heuer am 3. Juni zum zweiten Mal stattfindet. „Alle sind eingeladen, Lifeplus zu entdecken – bei unserer größten Veranstaltung des Jahres!“, heißt es dazu auf der Website des Unternehmens.

Kritik an Lifeplus-Produkten kommt immer wieder von Verbraucherschützern, auch das “Empfehlungsmarketing” wird mitunter beanstandet: Selbstständige Lifeplus-Partner empfehlen die Produkte z.B. Verwandten, Freunden und Bekannten. Je mehr Kunden und Partner bzw. Empfehlende geworben werden, desto höher das Einkommen.