Update, 27.10., 15.51 Uhr: In Haar soll es am 4. Februar 2026 eine Podiumsdiskussion aller Bürgermeister-Kandidaten geben. So weit, so gut und wichtig. Allerdings gibt es derzeit bereits im Vorfeld eine durchaus hitzige Diskussion der Beteiligten darüber, wer die Veranstaltung bezahlen soll. Geht es nach der Vhs Haar, die den „Dialog“ veranstaltet, sollen “schweren Herzens” 9 Euro Eintritt verlangt werden. Denn alleine die Miete des Bürgersaals und der Technik kostet die Vhs, laut Vorstand Gabriele Müller, 2.100 Euro. Dass die Besucher zur Kasse gebeten werden sollen, finden aber alle Beteiligten – auch die Vhs – problematisch. Einen Schuldigen für das Dilemma gibt es laut Vhs und SPD auch: die CSU.
„Wir sind der Meinung, dass diese Diskussionsveranstaltung der Haarer Bürgerschaft unentgeltlich angeboten werden sollte“, heißt es in einem Antrag der CSU-Fraktion wörtlich. Zugleich solle die Vhs durch das Entfallen der Eintrittsgebühr aber keinen finanziellen Nachteil erleiden. Daher hatten die Christsozialen zunächst vorgeschlagen, dass all jene Parteien, die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Haar aufstellen, der Vhs die Kosten zu gleichen Teilen erstatten. Das wiederum lehnen FDP, SPD, Grüne und auch die Vhs ausdrücklich ab.
„Wir sehen uns als überparteiliche Organisation und sind klar den demokratischen Grundsätzen verbunden“, so Gabriele Müller, Vorstandsvorsitzende der Vhs, auf B304.de-Nachfrage wörtlich. Und weiter: „Damit ist die Finanzierung einer im Vorfeld einer Wahl stattfindenden Informationsveranstaltung durch die beteiligten Parteien nicht vereinbar.“
Vhs werde von der CSU „mit Misstrauen betrachtet”
Müller (SPD), die vor Andreas Bukowski (CSU) sechs Jahre lang Bürgermeisterin in Haar war, übt gegenüber B304.de deutliche Kritik an der CSU. Seit einigen Jahren müsse die Vhs Haar jährlich im Vorfeld der Haushaltsberatungen um ihre kommunalen Zuschüsse bangen. „Auch der jüngste Antrag der CSU enthält wieder einen deutlichen Hinweis, dass die Vhs Haar mit Misstrauen betrachtet wird.“ Der vom Stadtrat verlangte 5-Jahresplan sehe eine jährliche Steigerung der Einnahmen um 5 Prozent vor. Um diese Summe zu erwirtschaften müsste die Vhs die Gebühren erhöhen und dürfe keine Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen, auslassen. „Daher haben wir schweren Herzens einen Eintritt veranschlagt“, so Müller. „Tatsächlich hat die CSU diese Diskussion mit ihrer scharfen Haltung zur Finanzierung der Vhs Haar erst heraufbeschworen“, heißt es auf B304.de-Nachfrage auch seitens der SPD.
Nach „ureigener Auffassung“ der Sozialdemokratie habe jede Person das Recht, an der demokratischen Gesellschaft teilzuhaben – ungeachtet ihrer finanziellen Mittel. Daher sei man laut Raul Würfl, dem Chef der Haarer SPD, wie alle anderen Parteien auch der Meinung, dass die Veranstaltung kostenlos angeboten werden müsse. Aber eben ausdrücklich nicht durch eine Finanzierung durch die teilnehmenden Parteien.
Parteien sollen sich nicht einkaufen müssen
„Wenn politische Diskussionsveranstaltungen – gerade vor Wahlen – von der Finanzierung durch Parteien abhängen, gefährdet das die Unabhängigkeit solcher Veranstaltungen“, so Würfl gegenüber B304.de. Es dürfe niemals der Eindruck entstehen, dass sich die Parteien in Diskussionsveranstaltungen einkaufen könnten oder die Veranstalter vom finanziellen Gutdünken der Parteien abhängig sind. Ähnlich lautet auch die Argumentation der Haarer Grünen und der FDP. „Anders als zum Beispiel in den USA beruhen die kulturellen Angebote (Gesellschaftspolitik gehört hier eindeutig dazu) in Deutschland auf einem öffentlichen Fördersystem und nicht auf einem Mäzenatentum. Das ist auch gut so“, argumentiert Peter Siemsen, Ortschef der Liberalen und selbst Bürgermeisterkandidat.
Die Haarer Grünen schlagen vor, dass „die Stadt Haar auf die Mietgebühr für das Bürgerhaus verzichtet, denn das ist ein wesentlicher Kostenfaktor für die Veranstaltung. Darüber hinaus könnte bei der Versammlung zu Spenden aufgerufen werden und die Stadt mit einer Bürgschaft für eine eventuell bleibende Deckungslücke eintreten“, so die Spitzenkandidatin der Grünen, Claudia Koller.
Entscheidung im Haarer Stadtrat
Die CSU hat unterdessen beantragt, dass die Stadt Haar „der Vhs für diese Veranstaltung einen Zuschuss in der Höhe der angemessenen Kosten zur Verfügung stellt, welche der Vhs für die Organisation und Durchführung dieser Veranstaltung entstehen“. Der Betrag solle von Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) auf der Grundlage einer Kostenaufstellung der Vhs festgelegt werden. Über den Antrag entscheidet der Stadtrat bei seiner morgigen, öffentlichen Sitzung (28.10.).
Die SPD-Fraktion wird diesem Antrag nach eigenem Bekunden zustimmen, die Grünen wollen zunächst noch intern darüber beraten und die FDP wünscht sich, „dass alle im Haarer Stadtrat vertretenen Parteien und Gruppierungen hierzu gemeinsam einen Antrag stellen und beschließen.“
Die Vhs begrüßt ausdrücklich, dass die Haarer nun die Gelegenheit bekommen sollen – wie in all den Jahren zuvor – die Bürgermeister-Kandidatendiskussion kostenfrei zu besuchen. „Noch lieber würde ich es aber sehen, wenn die Vhs wie früher selbst in der Lage wäre eine solche Entscheidung zu treffen, ohne sich für entgangene Einnahmen rechtfertigen zu müssen“, so Müller. Der Wahlkampf in Haar hat begonnen.
Hinweis in eigener Sache: Am Mittwoch, 11. Februar 2026, findet um 19 Uhr im Bader Hotel in Parsdorf eine Podiumsdiskussion mit den Vaterstettener Bürgermeisterkandidaten statt. Veranstalter ist B304.de und der Eintritt ist selbstverständlich und aus Überzeugung frei. Um Anmeldung wird gebeten unter: klartext@b304.de
