„Es war jemand in der Wohnung!“ Noch schlimmer, als der materielle Schaden, ist oft der psychische Schock, der durch einen Einbruch entsteht. Eine Situation, in die niemand gerne kommen möchte. Wie man sich und sein Hab und Gut effektiv vor ungebetenen Gästen schützen kann, erläuterte Arno Helfrich vom Kommissariat für Prävention und Opferschutz im Haarer Seniorenclub im Rahmen eines interessanten und kurzweiligen Vortrags. Der Andrang bei der Veranstaltung war riesig. Was Sie wissen sollten …Die Anzahl der Einbrüche in der Stadt und im Landkreis München ist in den vergangenen beiden Jahren rapide gestiegen. 2013 wurden 1452 Delikte gemeldet, im Jahr 2011 waren es noch 1035. Die Aufklärungsquote ist dabei äußerst gering, sie liegt bei unter 20 Prozent. Oft fehlen der Polizei bei ihren Ermittlungen entscheidende Informationen: „Wenn Sie etwas beobachten, rufen Sie die 110“, appelliert Arno Helfrich, der selber jahrelang Zivilstreife gefahren ist und aus Erfahrung weiß, dass die Chance, einen Einbrecher durch Zufall auf frischer Tat zu ertappen, gegen Null tendiert.
Die Hauptangriffspunkte der Einbrecher sind Fenster, Terrassentüren und Kellerzugänge. Zutritt verschaffen sie sich durch Aufhebeln der Fenster oder abdrehen der Schlösser. Ein herkömmlicher Schraubendreher ist alles, was ein Einbrecher für seine Tat benötigt. Präventionsmaßnahmen, die den Einbruch im Vorfeld verhindern könnten gibt es praktisch nicht. In die Parade fahren kann man so einem ungebetenen Gast am besten, indem man Fenster mit sogenannten „Pilzköpfen“ anstelle normaler Verriegelungen ausstatten lässt. Während ein Standardfensterriegel innerhalb von fünf Minuten geknackt ist, braucht der Einbrecher für eine Sicherheitsverriegelung mindestens eine Viertelstunde. Die Chance, dass der Einbrecher von seinem Plan ablässt ist relativ hoch: „Einbrecher sind grundsätzlich faul, die denken sich dann: Ich bin ja nicht zum Arbeiten gekommen“, erklärt Arno Helfrich. Für den Fall, dass der Langfinger das Fenster einschlägt – was laut Helfrich jedoch selten vorkommt – empfehlen sich absperrbare Fenstergriffe. Türen sollten mit einem Querriegel nachgerüstet werden und auch die Türangeln sollten so verstärkt werden, dass sie nicht ausgehoben werden können. Einziger Haken bei der Sache: Die Nachrüstung auf den höheren Sicherheitsstandard geht richtig ins Geld.
Während früher hauptsächlich die Dämmerung für Diebeszüge genutzt wurde, schlagen Einbrecher heute häufig zwischen 8.30 und 15 Uhr zu, wenn die meisten Leute in der Arbeit sind. Wer sich und sein Haus effektiv gegen Einbruch schützen möchte, muss darauf achten, dass nicht nur alle Fenster geschlossen sind wenn niemand zu Hause ist, sondern auch die Türen immer abgesperrt sind. Fenster dürfen auch grundsätzlich nicht gekippt sein. Jalousien eignen sich keinesfalls als Einbruchschutz. Zudem empfiehlt es sich, die äußere Umgebung des Hauses unter die Lupe zu nehmen: „Gibt es Aufstiegshilfen? Steht da irgendwo eine Leiter, ein Mülleimer oder Gartenmöbel?“, sind Fragen, die Arno Helfrich seinen Zuhörern mit auf den Weg gibt. Eine Lichtquelle, die das Grundstück erhellt sorgt zusätzlich für Sicherheit. Alarmanlagen schützen nur bedingt und sind zudem sehr teuer. Eine Attrappe kann dabei helfen, dass Haus nach außen hin gesichert wirken zu lassen.
Beliebtes Diebesgut sind neben Schmuck und Bargeld auch kleinere Elektrogeräte wie Tablets oder Laptops. „Man sollte sich die Frage stellen, ob man wirklich alles in der Wohnung haben muss“, gibt Arno Helfrich zu bedenken. Teilweise würden bei Einbrüchen fünf- bis sechsstellige Bargeldbeträge entwendet. Wer glaubt, ein sicheres Versteck für seine Wertsachen erdacht zu haben, der irrt: „Es gibt keine guten Verstecke. Sie glauben gar nicht, wie viel Geld wir schon im Gefrierschrank oder im Wasserkasten vom Klo gefunden haben“, berichtet Helfrich aus seiner Erfahrung. Und wer einen Tresor besitzt, sollte diesen auch dringend mit den mitgelieferten Schrauben befestigen. Sonst nehmen die Einbrecher den Geldschrank einfach mit und öffnen ihn in aller Ruhe an einem für sie sicheren Ort. Einbrecher sind in der Regel nicht allein unterwegs, sondern zu dritt. Viele organisierte Banden kommen aus Südosteuropa, aus Rumänien, Tschechien, Polen und der Ukraine.
Neben dem materiellen Schaden, der durch einen Einbruch entsteht, sind die psychischen Auswirkungen für die Opfer das Schlimmste. Eine Zuhörerin berichtete, sie sei bereits Opfer eines Einbruchs geworden und leide seither an Angstzuständen. Arno Helfrich kennt viele derartige Fälle, besonders Kinder leiden immens unter einem solchen Erlebnis: „Wir hatten einmal eine Familie bei der eingebrochen wurde und die Kinder danach nicht mehr allein in ihren Zimmern schlafen konnten vor lauter Angst.“ Sollte man einem Einbrecher im eigenen Heim begegnen gibt es nur eine sinnvolle Reaktion: Schreien und abhauen. „Der Einbrecher will nicht raufen“, betont Helfrich.
Sollte man eine verdächtige Beobachtung machen, etwa jemanden, der sich in der Wohnanlage aufhält obwohl er dort gar nicht wohnt, ist ein Anruf bei der 110 das Mittel der Wahl. „Wir können nicht immer überall sein. Deshalb ist es ist das wichtigste, dass die Leute die Angst vor der 110 verlieren“, sagt Arno Helfrich mit Nachdruck. Im Jahr 2013 konnte die Polizei 28 Festnahmen allein durch Hinweise aus der Bevölkerung verbuchen. Bei der Polizeiinspektion in Haar ist der Kontaktbeamte Michael Franke als Bindeglied zwischen der Polizei und der Bevölkerung tätig. „Als Kontaktbeamter bin ich meistens zu Fuß unterwegs als Ansprechpartner für die Bürger“, beschreibt Franke seine Tätigkeit. „Ich bin auch für Beratung und Opfernachsorge zuständig.“ Der Kontaktbeamte ist über die Polizeiinspektion Haar zu erreichen.