Worin unterscheidet sich die ökologische von der konventionellen Imkerei? Das ist nicht leicht zu beantworten, dennoch gelang es Günter Friedmann, in seinem Vortrag auf der Jahresversammlung des Imkervereins Münchner Osten-Haar-Vaterstetten am 26. März im Bürgersaal Haar die Besonderheiten seiner Bienenhaltung überzeugend hervorzuheben.
Günter Friedmann ist Imkermeister und Inhaber der weltweit größten Demeterimkerei mit 600 Bienenvölkern aus Steinheim bei Ulm. Zunächst einmal stellte er einen Vergleich der Richtlinien der Verbände für Öko-Landbau in Deutschland mit der konventionellen Imkerei vor. Dabei wurde deutlich, dass es in der konventionellen Imkerei kaum Regelungen über die Aufstellung der Bienenvölker, Bienenbehausungen, dem Wabenbau oder der Bienengesundheit und vor allem Varroa-Bekämpfung gibt. Am strengsten sind dagegen die Vorschriften des Demeter-Verbands. Alle Ökoverbände schreiben eine Aufstellung der Bienenvölker nur an ökologisch bewirtschafteten Flächen oder Naturstandorten vor. Die Bienenbeuten dürfen nur aus natürlichem Material bestehen. Bei Demeter dürfen die Völker sowie die Bienenköniginnen nur über den natürlichen Schwarmtrieb vermehrt, die Flügel der Königinnen dürfen nicht beschnitten werden und die Waben im Brutraum müssen ohne die Vorgabe von Mittelwänden von den Bienen auf natürliche Weise ausgebaut werden.
Doch ob ökologisch oder konventionell: Das Hauptproblem aller Imker ist und bleibt die Varroa-Milbe. Sie schädigt sowohl die Embryonen als auch die erwachsenen Bienen und kann ganze Bienenvölker vernichten. Die beste vorbeugende Maßnahme sind starke Bienenvölker. Anhand von Beispielen aus der Bienenforschung, wie zum Beispiel dem 1999 bis 2005 durchgeführten Gotland-Projekt, belegt Friedmann, dass starke Völker sich auch ohne Behandlung erfolgreich gegen die Milbe wehren können. Dies sei aber im dicht besiedelten Raum bei einer hohen Dichte von Bienenvölkern kaum möglich.
Dennoch setzt der Imkermeister vor allem auf starke Bienenvölker, verzichtet auf das Entfernen von Drohnenbrut, in der sich die Milbe besonders gern aufhält, als vorbeugende Maßnahme. Er fördert den Naturwabenbau seiner Bienen im Brutraum, in dem sie ihre Waben fast ohne Hilfsmittel ausbauen. So gewinnt er auch ein reines, rückstandsfreies Bienenwachs, das er für die Fertigung von Mittelwänden für die Honigwaben verwendet. Die Varroamilbe bekämpft er, wie andere Öko- und viele konventionelle Imker, nach der letzten Honigernte mit Ameisensäure und vor Winterbeginn mit Oxalsäure.
Eine weitere Imkererfahrung: Schwarmlustige Völker sind stärker als solche, deren Schwarmtrieb man unterbindet. Sie bringen zur Blütezeit mehr Honig. Friedmann wartet bis zu dem Zeitpunkt kurz bevor die Bienen schwärmen. Dann nimmt er die alte Königin aus dem Volk heraus und siedelt sie mit einer großen Anzahl Bienen in eine neue Behausung um. Mit diesem Kunstschwarm hat er ein neues, kräftiges Volk gewonnen.
„Wie finden Sie die Königin?“, wollte eine Zuhörerin wissen. „Ich setze mich mit meinen Leuten an den Bienenstöcken erst mal hin und meditiere“, erzählt Friedmann schmunzelnd. Dann überlegen wir, wo die Königin gerade sitzen könnte. In der Frühe befindet sie sich meist im unteren Teil, im Brutraum, nachmittags ist sie auch oft weiter oben, im Honigraum anzutreffen. Meist finden wir sie dann wirklich auf Anhieb.“
Zum Schluss wurden viele Fragen an den Imkermeister gestellt. Vor allem: „Das meiste von dem, was Sie gesagt haben, machen wir doch auch schon, obwohl wir keine Öko-Imker sind. Wo sind da noch die Unterschiede?“ – „Ja, da hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten vieles zum Guten gewendet. Und das ist sehr erfreulich.“, räumt der Demeter-Imker, Günter Friedmann, ein.
Wolfram Franke