Nach sechs Jahren verabschiedet sich Büchereichefin Désirée Bitzer. Ihr Nachfolger wird Kaj-Jürgen Dönneweg. Er ist der erste Mann, der in der Bücherei Haar eingestellt wird und ein Profi in seinem Fach. Eine Lösung vorerst für 2 Jahre, denn die aktuelle Leiterin geht in Elternzeit.
Fast sechs Jahre lang war sie nun die Herrin über annähernd 25.000 Medien – und schon in wenigen Wochen wird sie sich voll und ganz einer neuen Aufgabe widmen: Die Haarer Gemeindebüchereileiterin Désirée Bitzer hat sich in eine zweijährige Elternzeit verabschiedet. Doch sie hat eine gute Vertretung gefunden: Kaj-Jürgen Dönneweg übernimmt ihre Aufgaben – und hat dafür extra einen Umzug in Kauf genommen.
Ganz hätte sie es noch nicht realisiert, dass sie die nächsten 24 Monate nicht mehr täglich in die Bücherei gehen werden, erklärt Désirée Bitzer, die es sich mit ihrem runden Babybauch zwischen all den Büchern zum Gespräch bequem gemacht hat. Doch lange hält es sie nicht auf dem Stuhl: Wenn es darum geht, was in den letzten sechs Jahren alles so passiert ist, läuft sie durch die Regale, zeigt, wie sie angefangen hat die Buchbeschriftung zu vereinfachen. Außerdem wurde in ihrer Zeit die Onleihe eingeführt, eine Entwicklung, der man sich einfach nicht entziehen könne, so Bitzer. Man hätte 25-jähriges Jubiläum gefeiert in der Leibstraße, die Kinderbücherei in der Jagdfeldschule kam hinzu, Ferien- und Samstagsöffnungen wurden eingeführt, die sehr gut angenommen werden. „Und der Sommerlese-Club wurde eingeführt“, ergänzt Kaj-Jürgen Dönneweg. Für ihn war die Abschlussveranstaltung der jährlichen Kinder-Lese-Aktion der große Startschuss.
Ein Quereinsteiger aus dem hohen Norden
Er ist ein klassischer Quereinsteiger, der ursprünglich aus Leer in Ostfriesland stammt. Zu den Büchern kam er über die medizinische Hochschule in Hannover, wo er im Dokubereich tätig war. Die nächste Station war Lörrach, wo er am staatlichen Schulamt eine Zentralbibliothek betreut und umgebaut hat. Schließlich landete er nach einigen Umstrukturierungen an der Hauptbibliothek der Hochschule in Lörrach. „Das war schon alleine deshalb spannend, weil man hier auf drei Sprachen lehrte“, erinnert sich Dönneweg. Doch als eine neue Liebe in sein Leben trat, dachte er nochmal komplett um. „Ich wolle was ganz Neues ausprobieren“, sagt er zufrieden lächelnd. Und dann las er die Anzeige der Gemeinde Haar im Internet. Diese befristeten zwei Jahre waren genau das, was er gesucht hatte. Der Kommunalbereich hatte ihn wegen seiner Lebendigkeit und der Nähe zu den Menschen ohnehin gereizt. „Ich habe mir Haar dann mal angeschaut und war sehr positiv überrascht: Eine sehr lebendige Bücherei, ein schöner aktueller Bestand, nette Kolleginnen und alles mit viel Liebe und Sachverstand zusammengestellt“, gerät er ins Schwärmen. Die Sympathie war beidseitig – und so wurde der erste Mann in der Gemeindebücherei eingestellt.
Verschiedene Projekte geplant
Die gegenseitige Sympathie schien irgendwie vorprogrammiert – gibt es doch eine ganze Reihe Parallelen: Auch Désirée Bitzer hatte zuletzt an einer Uni-Bibliothek gearbeitet, in Konstanz. Auch bei ihr war es die Liebe, die sie nach Haar brachte – und ebenso ein sensationeller Zufall: Ihr Partner wurde für ein Projekt in die Landkreisgemeinde versetzt und kurz darauf wurde die Stelle der Gemeindebüchereileiterin vakant. Da hatte die junge Frau zugeschlagen. Und es nie bereut. „Es ist ein schöner, ein vielseitiger Beruf – obwohl es immer noch Leute gibt, die denken, die Arbeit in der Bücherei sei langweilig. Überhaupt nicht. Man kann Ideen umsetzen, hat ruhige und sehr lebendige Momente. Ich sage ohnehin immer, die Arbeit ist so spannend, wie man sie sich macht.“ Ihr Vertreter Kaj- Jürgen Dönneweg hat auch schon einige spannende Pläne: So will er das Angebot an Lesungen ausweiten, in Zusammenarbeit mit der evangelischen Jesuskirche startet ein Projekt für Frauen, eine Weihnachtsausstellung ist geplant, die Homepage möchte er ein wenig ausbauen und mit einem Projekt beim Zamma-Festival im kommenden Sommer hat er ohnehin viel zu tun. Und irgendwann könnte es auch mal ein Projekt nur für Männer geben in der Gemeindebücherei, erklärt er schmunzelnd. Der erste Mann ist ja jetzt schon da.
(Text: Claudia Erl)