Gemeinden möchten Gewerbesteuer einnehmen – das ist nicht nur normal, sondern existenziell. Grasbrunn plant deshalb, die 4,8 Hektar große Rodungsinsel in Keferloh entsprechend auszuweisen. Das findet die Nachbargemeinde Haar gar nicht nicht lustig (wir berichteten bereits im Dezember 2016). Bei der Februar-Gemeinderatssitzung wurde heftig darüber diskutiert. Wirklich was dagegen unternehmen dürfte allerdings schwierig werden.
Die CSU Haar hat die Gemeinde aufgefordert, die rechtlichen Möglichkeiten abzuklären, um die Rodungsinsel Keferloh zu erhalten. Josef Schartel vom Haarer Gemeinde-Bauamt hat die Möglichkeiten überprüft und macht wenig Hoffnung. Eventuell gibt es einen Weg über die naturschutzrechtliche Unterschutzstellung. Fazit seiner Ausführungen: „Wir können Grasbrunn Ärger machen, aber verhindern wird schwierig“. Tatsache ist, die neue Nutzung des Altkeferloher Feldes gegenüber dem Gut Keferloh als Gewerbegebiet löst starke Emotionen bei den Haarer Gemeinderäten aus. Nicht nur die CSU sieht die damit verbundene Verkehrszunahme auf der B471 problematisch, auch die SPD stimmt sich darauf ein. „Wir müssen mit allen Möglichkeiten kämpfen, diese Rodungsinsel zu erhalten“, so Horst Wiedemann (SPD). Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) versucht die Verkehrssituation allgemeiner zu sehen und argumentiert: „Verkehrstechnisch müssen wir den gesamten Münchner Osten betrachten“. Da kommt dann die Autobahnparallele ins Spiel. Das ist wiederum ein nicht erfreuliches Thema bei den Haarer Grünen. „Die Sinnhaftigkeit der Autobahnparallele führen wir dann, wenn es aktuell ist“, so Mike Seckinger (Die Grünen). Und Dietrich Keymer (CSU) ergänzt: „Es handelt sich um ein Naherholungsgebiet. Wir werden das Thema Gewerbegebiet Keferloh an die Haarer Bürger/innen herantragen. Es ist ein politisches Thema“.
Aber wie denkt eigentlich die Gemeinde Grasbrunn darüber? B304.de hat bei Bürgermeister Klaus Korneder (SPD) nachgefragt. „Jede Gemeinde will sich weiterentwickeln. Wir planen in Altkeferloh eine in sich geschlossene Gewerbefläche“, so Korneder. Der Bedarf sei da, Firmenanfragen lägen vor. „Wir könnten die Fläche zweimal füllen“, erklärt der Grasbrunner Bürgermeister. Vorgesehen sei, ein emissionsarmes Gewerbe dort anzusiedeln. „Wir planen eine schöne Einheit mit einem Grünstreifen am Rande, sicherlich kein flächenfressendes Großgewerbe. Es sollen sich kleine und mittelständische Betriebe mit Produktion ansiedeln“, erklärt Korneder. Die Umgebung um Altkeferloh kann trotz Gewerbegebiet weiter zur Naherholung genutzt werden. „Es hindert keinen daran in den Biergarten nach Keferloh zu wandern oder zu radeln“, so der Rathauschef. Der Baubeginn ist für nächstes Jahr vorgesehen. Die Haarer Finckwiese, ein nahezu dreimal so großes Grundstück ganz in der Nähe steht ja auch noch zur Diskussion. Die BMW Group hat zwar abgesagt, aber die Suche nach einem neuen Interessenten läuft sicherlich.