Die Bundestagswahlen sind gelaufen. Wir alle wissen, wie die Deutschen abgestimmt haben. Doch wie hätte das Ergebnis ausgesehen, wenn die derzeit Nicht-Wahlberechtigten auch eine Stimme gehabt hätten? Unter dem Stichwort „Jugendwahl“ haben auch die Haarer Kids und
Jugendlichen unter 18 Jahren gewählt. Stärkste Kraft wurde bei der Juniorwahl in Haar auch die CSU, dicht gefolgt von den Grünen. Die SPD belegt Rang 3. Auf Platz 4 setzte die Mittelschule die Linke, das Ernst-Mach-Gymnasium (EMG) votierte für die FDP. Die AfD blieb beim EMG sehr weit unter der 5-Prozent-Marke, bei der Mittelschule knackte sie diese Hürde knapp. Auffallend: Die Tierschutzpartei konnte ebenfalls viele Stimmen auf sich vereinen. „Das liegt natürlich an der eigenen Lebensposition“, sagt Tobi Gläser, Leiter des Jugendtreffs DINO in Haar. Und genau da will er auch in der Zukunft ansetzen. „Wir wollen den Jugendlichen klar machen, dass es spätestens bei der Kommunalwahl direkt um ihr persönliches Umfeld geht. Um die Skaterbahn ums Eck. Oder um die Schule. Da kapieren die Kids am schnellsten, dass man durchs Wählen tatsächlich etwas bewegen kann. Und das ist genau die richtige Message.“ Im Vorfeld der Wahl wurde viel diskutiert, in den Schulen und den Freizeitheimen der Gemeinde. Am Eingang des Jugendtreffs DINO hing kurz vor der Bundestagswahl ein großer Zettel, dass ausnahmsweise das Haus auch am Sonntag geöffnet ist. „Das machen wir schon seit vielen Jahren: Da gibt es Leinwand und Beamer und wir verfolgen die Wahlergebnisse“, erklärt Gläser. Denn er sieht seinen Auftrag ganz klar auch in der politischen Bildung seiner Besucher.
Und die Rechnung ging bei dieser Wahl auf. In Vorbereitung auf die Jugendwahl hatten nämlich eine ganze Reihe der Jugendlichen im DINO-Büro den Wahl-o-Mat befragt. Und das auch richtig ernst genommen. „Wir haben den Kids teilweise Begriffe, die in den Fragen vorgekommen sind, erklären müssen, denn sie wollten ganz ehrlich darüber abstimmen. Und daraus entstanden dann richtige politische Diskussionen unter den Jugendlichen, wie wir sie noch nie hatten“, erinnert sich Maria Ferner, Pädagogin aus dem DINO. Die sozialen Medien tragen auch ihren Teil dazu bei, stellte die pädagogische Mitarbeiterin Tanja Probst fest. Was von den Bildern und Filmen allerdings Fake ist und was echt, das könnten die Kids häufig nicht unterscheiden. Ein großes Problem, das nach Medienkompetenz-Schulungen ruft.
Am U-18-Wahltag, nur wenige Tage vor der Bundestagswahl, war die Resonanz dann sehr gut: In der Mittelschule gab es eine sensationelle Wahlbeteiligung von praktisch 100 Prozent. 309 Schülerinnen und Schüler wählten, nur zwei waren bewusste Nichtwähler. Auch im Ernst Mach Gymnasium schritten die Schülerinnen und Schüler an die Urne. Und auch im Jugendtreff DINO war eine Wahlkabine aufgestellt, die eifrig von Stammbesuchern aber auch einigen „hausfremden“ Kindern und Jugendlichen genutzt wurde. Der jüngste Wähler war 7 Jahre, der älteste 17. Ein richtig breites Spektrum also.