Mit Christine Schmidt, Helmut Dusch und Gerhard Zorn waren diesmal drei Läufer vom TSV Vaterstetten bei der Senioren-WM in Göteborg dabei. Was Sie dort erlebten, haben sie nach ihrer Rückkehr aufgeschrieben.
Mehr als 8.000 Athleten aus 110 Ländern waren bei der Leichtathletik-WM der Masters vom 13. bis 25. August im schwedischen Göteborg dabei, ein Rekord bei der Teilnehmerzahl.
Die Eindrücke von Gerhard Zorn (Altersklasse M65; 200m, 400m und zwei Staffeln):
„Ich konnte mit vier Medaillen bei vier Starts ein optimales Ergebnis einfahren. Gleich am Tag nach der Anreise war ich Schlussläufer der deutschen 4×100-Meter-Staffel (Kindermann, Weise, Fischer, Zorn). Wir gewannen in 51,98 Sek. mit gutem Abstand vor Polen und den USA. Es folgte eine Woche mit Vorläufen, Halbfinalläufen und Finalläufen über 200 m und 400 m. Fast jeden Tag ein Lauf bei kühlen Temperaturen, stark böigem Wind und häufigen Regenschauern.
Über 200 m gewann ich meinen Vorlauf und mein Semifinale jeweils entspannt in 27,4 und 26,85 Sek. Auch im Finale, das wenige Stunden nach dem Semifinale stattfand, konnte ich mich mit 26,28 Sek. nochmals steigern und wurde damit Dritter. Zweiter wurde der Australier Rob Mayston mit 26,11 Sekunden. Der Brite John Wright lag nochmal eine halbe Sekunde vor ihm und gewann mit 25,61 Sek. Zwar bin ich dieses Jahr über die 200 m schon mal unter 26 Sek. gelaufen, aber angesichts der äußeren Umstände war ich mit der erreichten Zeit zufrieden.
Nach einem wettkampffreien Tag ging es an drei Tagen hintereinander an die 400 m. Beim Vorlauf musste ich mich bei 63,68 Sek. nicht anstrengen, um zu gewinnen. Auch das Semifinale fiel mir überraschend leicht und ich gewann mit 59,57 Sek., meine Jahresbestzeit. Die Überraschung kam dann auf der Tribüne, als ich mehrfach angesprochen wurde, warum man mich disqualifiziert habe.
Und tatsächlich: Laut Ergebnisliste war ich als disqualifiziert angezeigt. Grund: Betreten der inneren Bahnbegrenzung. Glücklicherweise gelang es mir mit Hilfe des Betreuerteams vom DLV, mit dem Hauptschiedsrichter auf der Bahn Kontakt aufzunehmen und ihn zu bitten, sich die vom Veranstalter erstellten Videoaufnahmen anzusehen. Das führte dann glücklicherweise zur Rücknahme meiner
Disqualifikation und ich durfte am folgenden Tag am Finale teilnehmen.
Dieses verlief anfangs nicht ganz so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Als wir auf die Zielgerade einbogen, lag ich plötzlich nur noch an vierter Stelle. Aber irgendwo hatte ich noch genügend Körner
übrig, so dass ich mit 58,24 Sek. Silber gewinnen konnte. Der Brite John Wright lag mit 56,22 Sek.
unerreichbar vorn und nur 0,13 Sekunden über dem Weltrekord.
Damit hatte ich meinen Medaillensatz komplett. Am letzten Veranstaltungstag stand noch die 4×400- Meter-Staffel an. Schon vorher war klar, dass wir nicht an der Spitze mitlaufen können würden, denn die Briten und die Schweden hatten uns, gemessen an den Einzelergebnissen ihrer Läufer, einiges voraus. Wir verabschiedeten uns dann mit einem dritten Platz in 4:22,80 Min., fast neun Sekunden hinter den Briten und gut fünf Sekunden hinter den Schweden.
Die Eindrücke von Helmut Dusch (Altersklasse M65; 400 m):
„Es war wieder ein tolles Erlebnis, sich mit Athleten aus aller Welt zu treffen und sich auf der Bahn mit ihnen zu messen. In meinem Vorlauf über 400 m bin ich Saisonbestleistung gelaufen – mit meiner Zeit von 73,67 Sek. war ich mehr als zufrieden, zumal ich auf grund einer kleinen Verletzung vier Wochen vor der WM nicht richtig trainieren konnte und meine Teilnahme in Gefahr war.
Die letzten 100 m sind meine Schwäche, das muss ich noch mehr trainieren. Im Vorlauf bin ich direkt
neben dem späteren Weltmeister John Wright aus Großbritannien gelaufen. Am Ende war ich auf Patz 34 von 60 gemeldeten Läufern, naja. Aber bekanntlich ist nach dem Wettkampf vor dem Wettkampf.“
Die Eindrücke von Christine Schmidt (Altersklasse W60; 200 m und 400 m):
„Für mich war es die erste Teilnahme an einer internationalen Meisterschaft – die Atmosphäre im Stadion, der Team-Spirit und der Austausch mit Athleten aus vielen anderen Ländern waren ein
unvergessliches Erlebnis.
Als Zweite meines 400-m-Vorlaufs konnte ich mich gleich direkt für das Halbfinale qualifizieren und auf den letzten Metern locker auslaufen, um Körner für das Finale zu sparen. Heftige Windböen, Regenschauer und kühle Temperaturen verhinderten allerdings die erhofften Saisonbestleistungen sowohl über 200 m, wo ich im Vorlauf ausschied, als auch über 400 m.
Kurz vor meinem Halbfinallauf über 400 m setzte der heftige Regen sogar die elektronische Zeitmessung mit der Zielkamera außer Gefecht, so dass wir 45 Minuten im kalten Call Room warten
mussten. Es gelang mir nicht wirklich, die Spannung die ganze Zeit hoch zu halten. Zu allem Übel
klappte auch der Start dann erst beim dritten Versuch, weil die Lautsprecheranlage an den
Startblöcken ausgefallen war. Ins Finale kam ich dann leider nicht.
Ein besonderes Highlight war die abschließende 4×400-m-Staffel am Sonntag, die ich zum ersten Mal überhaupt gelaufen bin. Da wir im deutschen Team nicht genügend Staffelläuferinnen für die Altersklasse W60 hatten, bekam ich die Chance, in der jüngeren W50-Staffel zu laufen, die kurzfristig
zusammengestellt wurde. Am Ende landeten wir auf einem guten 8. Platz – die in unserm Lauf siegreiche Staffel aus Australien lief sogar Weltrekord.“