“Transfer-Skandal”: SCBV erhebt Vorwürfe

von Leon Öttl

Das stillose Gezerre und Geschacher um Ex-Bayern-Profi Robert Lewandowski ist noch nicht vergessen, da erschüttert bereits ein neuer Transfer-Skandal die Fußball-Welt. Der SC Kirchheim soll versucht haben, im großen Stil U14-Spieler (14 Jahre alt) der SG Baldham/Parsdorf/Anzing abzuwerben. Das jedenfalls behaupten die Jugendleiter der Spielgemeinschaft in einem offenen Brief. Darin wird den Kirchheimern mangelndes Fair Play vorgeworfen.

Konkret: „Große Teile von Jugendmannschaften“ (gemeint ist die Mannschaft U14-3) würden in einer „absichtlich verdeckten Aktion“ mit dem Ziel der Abwerbung angesprochen werden. Dies sieht der SC Kirchheim anders: „Von gezieltem, aggressiven oder gar verdecktem Ansprechen kann keine Rede sein“, so der Sportverein auf B304.de-Nachfrage. „Zwischen der betroffenen Person, einem aktuellen Trainer des Kirchheimer SC und früherem Trainer der SV Anzing, und den angeworbenen Spielern bzw. derer Eltern, bestand seit geraumer Zeit aus genannter früherer Trainertätigkeit Kontakt.“ Laut dessen Aussage hätten sich diese in der Winterpause aktiv nach anderen Vereinen umgeschaut und auch ihn darauf angesprochen. Daraufhin habe er einen Wechsel nach Kirchheim vorgeschlagen.

Die Aktion ging aus Sicht des SC Kirchheim also von den Eltern aus. „Hier steht jedoch Aussage gegen Aussage und der genaue Ablauf lässt sich für uns nicht genau überprüfen.“ Auf die Frage, inwieweit der Vorstand und die Leitung des SC Kirchheim von dem Ablauf Kenntnis hatten, teilte uns die Fußballabteilung mit, dass die Verantwortlichen von einem Probetraining wechselnder Spieler wussten, daran hätten aber auch Spieler anderer Vereine teilgenommen. Von den Abläufen im Vorfeld habe man jedoch keine Kenntnis. Auch konkrete Zahlen nannte uns der Verein auf Nachfrage: Im Jahr 2022 habe es vom SCBV keinen Wechsel von Jugendspielern nach Kirchheim gegeben, aus Anzing wechselten drei Spieler. Vom FC Parsdorf wechselten zwei Spieler, wovon einer bereits wieder aufgehört habe, da der Weg vom derzeitigen Wohnort zu weit sei. 

Der Wechsel sei rechtlich vollkommen korrekt abgelaufen, so der SC Kirchheim: „Wir haben uns auch vereinsintern mit diesem Thema intensiv befasst und wollen in Zukunft den Fokus auf einen transparenteren und faireren Umgang mit anderen Vereinen legen“. Auch eine Entschuldigung gab es: „Was definitiv richtig ist, dass die Kommunikation sowie die Art und Weise des Wechsel-Vollzuges katastrophal vonstattengingen. Optimalerweise sollte offen mit möglichen Vereinswechseln umgegangen werden und z.B. durch einen Telefonanruf oder eine Mail auch den abgebenden Vereinen die Möglichkeit einer Intervention ermöglicht werden. Dies war hier nicht der Fall und dafür möchten wir uns entschuldigen.“

Die Verantwortlichen von SCBV, FC Parsdorf und SV Anzing sehen im Brief „die Existenz ganzer Jugendmannschaften“ in Gefahr und forderten die Kirchheimer auf: „Bitte kommen Sie dem Vereinszweck nach und bilden Ihre Spieler selbst aus anstatt sich bei anderen Vereinen zu bedienen“, so die Jugendleiter.