Ein schlichtes Marterl auf halber Strecke zwischen Hergolding und Parsdorf erinnert an einen schrecklichen Unfall, der heute vor 35 Jahren, am 28. Dezember 1988, in der Gemeinde Vaterstetten Trauer und Bestürzung auslöste. Bürgermeister Hermann Bichlmaier war nach einer Kirchenchorprobe auf dem Heimweg mit seiner Frau Anna von einem überholenden PKW erfasst und tödlich verletzt worden.
In eilig anberaumten Besprechungen organisierte Peter Dingler als stellvertretender Bürgermeister eine Trauerfeier im Lichthof des Rathauses. Alle Fraktionen würdigten die Verdienste, die Hermann Bichlmaier für seine Gemeinde erbracht hat. Sehr einfühlsame Worte fand Peter Dingler für Ehefrau Anna Bichlmaier und die beiden Töchter Annemarie und Regina.
Als Landwirt und Fraktionssprecher der CSU konnte Hermann Bichlmaier 1984 die Bürgermeisterwahl für sich entscheiden. Sein freundlicher Umgangston, seine Heimatverbundenheit und nicht zuletzt sein fundiertes Wissen um die Gemeinde waren wohl ausschlaggebend. Er war ein äußerst naturverbundener Mensch und aufgeschlossen für den Arten- und Naturschutz.
Unvergessen blieb seine erste Amtshandlung. Er pflanzte erstmals am 1. Mai 1984 einen lebendigen Maibaum und begründete damit eine Tradition, die heute noch gepflegt wird. Er war auch mit seiner Familie eifriges Mitglied im Gartenbauverein und unterstützte in seiner Amtszeit beispielhaft Aktivitäten wie Baum- und Alleepflanzungen und das Anlegen verschiedener Biotope.
Persönlich gestattete er sogar eine Heckenpflanzung auf einer seiner Ackerflächen, kritisch beäugt von einigen Berufskollegen. Für Teilnehmer jährlicher Waldentrümpelungen spendierte er immer eine deftige Brotzeit auf seinem Hof in Hergolding. Die Lage des Hofes betrachtete man damals sogar als den geometrischen Mittelpunkt der 1978 neugegründeten Gemeinde Vaterstetten.
Das Hagelunwetter am 12. Juli 1984, die Diskussionen über sauren Regen, Waldsterben und Müllproblematik, auch die Neufassung des Landschaftsplanes waren Themen seiner Amtszeit.
Mit Verweis auf den prächtigen Baumbestand in den Siedlungen und Ortschaften der Gemeinde, drängte Bichlmeier erfolgreich auf eine Baumschutzverordnung. „Solche Bäume dürfen nicht Freiwild der Kettensäge werden!“ Jede Fällung solle eine echte Abwägung vorausgehen, waren seine Argumente. Lob oder Kritik erntet er noch heute dafür. Auch die Trennung von Gartenabfällen und Restmüll waren ihm ein Anliegen. Mit Unterstützung der neu gegründeten BN-Gruppe „Müllbremse“ konnte dafür erste Pionierarbeit geleistet werden.
Weltpolitisch lies seinerzeit die Perestroika in der Sowjetunion aufhorchen und stimmte zuversichtlich.
Am Tag seines tödlichen Unfalls erlebte ich Hermann Bichlmaiers letzte Stunde im Rathaus. Er befasste sich mit der Neujahrsrede und mit der Gemeinderatswahl 1990, die im Jahr zuvor schon vorzubereiten wäre. Dabei richtete er an mich die Bitte und Empfehlung, ich sollte mich doch zur Gemeinderatswahl stellen. Eine letzte Bitte, derer ich mich nicht verschließen wollte. Als echter Freund wurde mit Hermann Bichlmaier zum Vorbild, das mich in meiner Zeit als Gemeinderat und Bürgermeister stets begleitete.