Der Parkplatz des Kletterwaldes im Vaterstettener Nordwesten soll erweitert werden. Dafür soll Wald gerodet werden und der Wald umgewandelt werden. SPD und Grüne sind gegen die Erweiterung, CSU, FDP und FW dafür.
Die nötige Bauleitplanung brachten der Bauausschuss und Gemeinderat diese Woche auf dem Weg – mit knapper Mehrheit. In beiden Sitzungen wurde ausführlich diskutiert. Im Beschluss geht es um die Erweiterung von Freischankflächen von rund 650 Quadratmeter, einen Bogenschießplatz mit 172 Quadratmetern sowie eine Erweiterung des Parkplatzes um etwa 1500 Quadratmeter. Letztere bot Anlass für lange Diskussionen in beiden Sitzungen.
Stefan Ruoff (Grüne) stimmte damals, 2014, für den Wald: „zur Entscheidung stehe ich“. Doch der Betreiber habe einige Dinge gemacht, die nicht erlaubt werden. Dass die Waldfläche nun kein Bannwald mehr sein wird, könne er nicht zustimmen, das sei ein „No-Go“, die Freizeiteinrichtung habe große „Dimensionen eingenommen“. Bauamtsleiterin Brigitte Littke versicherte, dass alle Waldfunktionen erhalten blieben.
Ebenfalls gegen die Erweiterung ist Josef Mittermeier, SPD-Fraktionssprecher. Mit Bogenschießplatz und Freischankfläche habe er kein Problem, ihm gehe es um den Parkplatz. Man sei „nicht sonderlich bemüht“ gewesen, Alternativen aufzuzeigen. Im Gespräch war etwa ein Shuttlebus zum Bahnhof oder sogar ein Leihradsystem.
Für die geplanten Eingriffe muss der Betreiber etwa 2500 Quadratmeter Waldfläche „im Nahbereich“ ausgleichen. Hierfür soll ein Acker aufgeforstet werden. Zudem – aufgrund der Umwidmung des Bannwaldes – müssen knapp 16.000 Quadratmeter außerhalb aufgeforstet werden, nicht zwingend im Nahbereich. Im Falle des Kletterwaldes soll dies auf zwei Flächen in Pöring erfolgen.
„Der Wald kommt nicht unter die Räder“, betonte Michael Niebler (CSU), der den Erholungsfaktor des Waldes hervorhob. Für ihn beginne gute Wirtschaftspolitik nicht mit der Ansiedlung neuer Betriebe, sondern der Ertüchtigung im Bestand für ansässige Unternehmen. Hierbei müsse man Kompromisse eingehen. Für Niebler sei der Umfang der Eingriffe „wirklich vertretbar“, für Bogenschießen und Freischankfläche soll kein einziger Baum gefällt werden. Für den Parkplatz würden nur 18 Bäume, die in den Bereich der Baumschutzverordnung fallen, gefällt werden – im Gegenzug 18.000 Quadratmeter aufgeforstet. Hinzu komme die Funktion des Waldes als Arbeitgeber: 10 festangestellte Mitarbeiter und 50 Minijobber, viele aus der Gemeinde, seien hier beschäftigt: „es geht hier auch nicht unwesentlich um Arbeitsplätze“, so der Fraktionssprecher. Dem pflichtet Martin Hagen (FDP) bei, er könne alle Argumente Nieblers so unterstreichen. Hinzu komme, dass der Kletterwald Kindern oft die erste Erfahrung mit dem Wald biete, und ihn erlebbar macht. Die Erweiterung sei daher gut begründbar.
Dass man erst Bäume fällen müsse, um Wald erlebbar zu machen, findet David Göhler (Grüne) „erstaunlich“, denn „es kommt auf jeden Baum an, und zwar nicht in 30 Jahren, sondern jetzt“. Auch er bemängelte mögliche Alternativen und nennt etwa das Tulpenfeld am Kreisel, Besuchern sei auch ein kurzer Weg zumutbar. Angesichts der „Klimakatastrophe“ sei eine Abholzung „skandalos“, so Göhler abschließend.
„Ich bin grundsätzlich für die Unterstützung eines Gewerbebetriebes, der sich erweitern will.“ betont Roland Meier (FW). Weitere kritischere Anmerkungen gab es aus den Reihen von SPD und Grünen.
Nicht mit sich vereinbaren könne Maria Wirnitzer (SPD) das Vorhaben, es daure Jahrzehnte, bis eine Aufforstung die gleiche Qualität erreiche. Zudem könne man gefällte Bäume nicht mit der aufgeforsteten Fläche vergleichen, denn es werde die Fläche ausgeglichen, nicht der einzige Baum, kommentierte die Sozialdemokratin Michael Nieblers Einwand, pro unter die Baumschutzverordnung fallenden zu fällenden Baum am Parkplatz würden 1.000 Quadratmeter Wald aufgeforstet.. Große Sorgen habe sie hinsichtlich der Öffnungszeiten, schon deshalb stimme sie „vorbeugend dagegen“. Kritik äußerte sie unter anderem am Nachtklettern. Dass kein Eingriff in den Wald erfolge sei vor Errichtung seitens des Betreibers versichert worden, so Wirnitzers Fraktionskollegin Cordula Koch: „von dieser Aussage sind wir meilenweit entfernt“.
Der Erweiterung stimmten beide Gremien mit knapper Mehrheit und Gegenstimmen von SPD und Grünen zu.