„Sind Touristen in Grasbrunn noch sicher?“

von Markus Bistrick

Im April wollte ein Berliner Ingenieur eigentlich mit seiner Familie Urlaub in der „wilden Natur und der Abgeschiedenheit“ Grasbrunns machen, weil er „die Urwüchsigkeit der einfachen bayrischen Menschen“ schätzt und erleben möchte. Doch: „Bei meiner Recherche über Sehenswürdigkeiten Ihrer Region bin ich auf erschreckende Vorfälle gestoßen, die sich in Ihrer Nachbargemeinde (Zorneding) zugetragen haben“, heißt es in seiner E-Mail an die Bürgermeister Grasbrunns und Zornedings, Klaus Korneder (SPD) und Piet Mayr (CSU). Jetzt ist der Mann nach eigenen Worten verunsichert, ob er sich „als Tourist in Grasbrunn noch sicher fühlen bzw. gefahrlos bewegen kann“.

Der Pflanzenlehrpfad der Gemeinde Grasbrunn in Neukeferloh. (Foto: Dominik Münich / B304.de)
Der Pflanzenlehrpfad der Gemeinde Grasbrunn in Neukeferloh. (Foto: Dominik Münich / B304.de)

Rund 3.000 Menschen haben am vergangenen Mittwoch mit einer Lichterkette in Zorneding ein Zeichen gegen Rechts gesetzt und damit auf die Morddrohungen gegen den aus dem Kongo stammenden Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende reagiert. Bundesweit wurde darüber berichtet, wodurch offenbar zumindest vereinzelt beim Betrachter ein falscher Eindruck entstanden ist. „Ich bin ehrlich gesagt irritiert, ob ich den Urlaub in Grasbrunn noch antreten soll? Sie verstehen sicher, worauf ich hinaus will. Kam es oder kommt es derzeit zu Übergriffen in ihrer Region? Kann man sich als Tourist in Grasbrunn sicher fühlen bzw. gefahrlos bewegen. Ich bzw. meine Familie möchte nicht zufällig Opfer irgendwelcher Pöbeleien oder Übergriffe werden“, schreibt ein gewisser M. Meyer (Name von der Redaktion geändert) in einer E-Mail, die B304.de vorliegt, an die Rathauschefs in Grasbrunn und Zorneding, Klaus Korneder (SPD) und Piet Mayr (CSU).

Ein schlechter Scherz, nur ein Test, wie die Rathauschefs reagieren würden, oder tatsächlich echte Besorgnis? Die Antwort darauf müssen wir Ihnen an dieser Stelle schuldig bleiben, auch, weil der vermeintliche Diplom-Ingenieur aus Berlin keine näheren Angaben zu seiner Adresse macht oder andere Kontaktdaten nennt.

Fakt ist, dass  bei beiden Bürgermeistern eine E-Mail eingegangen ist, in der sich ein Berliner Diplom-Ingenieur über die Lage vor Ort Sorgen macht. Unter dem Betreff „Tourismus in Grasbrunn“ schreibt M. Meyer an den Rathaus-Chef: „Ich beabsichtige im April mit meiner Familie Urlaub in Grasbrunn zu machen. Meine Unterkunft habe ich bereits vor Monaten bei einem privaten Anbieter ihrer Gemeinde gebucht. Eigentlich freue ich mich sehr auf den Urlaub in Grasbrunn, da ich die wilde Natur und die Abgeschiedenheit sowie die Urwüchsigkeit der einfachen bayrischen Menschen schätze und erleben möchte. Ich lebe in der Großstadt (Berlin) und möchte einfach nur in meinem Urlaub entspannen und der hektischen Alltagswelt entfliehen. Bei meiner Recherche über Sehenswürdigkeiten Ihrer Region bin ich allerdings auf erschreckende Vorfälle gestoßen, die sich in Ihrer Nachbargemeinde (Zorneding) zugetragen haben. Ein Pfarrer wurde mit Mord- und Gewaltdrohungen vertrieben. Als gläubiger Christ bin ich zutiefst erschüttert und fassungslos, wozu Menschen der Gemeinde Zorneding bzw. ihrer Region fähig sind.“

Grasbrunns 1. Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Foto: Dominik Münich/B304.de
Grasbrunns 1. Bürgermeister Klaus Korneder (SPD). Foto: Dominik Münich/B304.de

In den Rathäusern ist man ebenfalls unsicher wie man mit den Zeilen umgehen soll. Auf Nachfrage: „Ich gehöre weder einer Partei noch einer anderen Organisation an. Es liegt mir fern die Menschen ihrer Region zu diskreditieren, zu verunsichern oder Späße zu treiben.“ Die Antwort von Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder: „Im gesamten Landkreis München und in den Gemeinden Grasbrunn und Zorneding ist ein großes Maß an Solidarität festzustellen, wenn es um die Unterbringung von Asylbewerbern geht. Die Bürgerinnen und Bürger unserer Region handeln dabei sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Die sehr aktiven Helferkreise leisten ihr Übriges, um zu einer gelungenen Integration der Flüchtlinge beizutragen. Selbstverständlich wird dieses Thema auch bei uns nicht von allen Bürgern positiv begleitet und selbstverständlich gibt es auch hier kritische Stimmen. Diese sind jedoch meist von großer Sachlichkeit geprägt.

Die Drohungen gegen unseren Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende, den ich als Freund bezeichnen darf, gehen offenbar von einer Einzelperson aus. Einen Rückschluss aus dem Verhalten dieser Person auf die Einstellung unserer Bürgerschaft kann man meines Erachtens nicht ziehen. Sofern Sie also beabsichtigen, in der Region Ihren Urlaub zu verbringen, so steht dem nichts im Wege.“