Das bayerische Abitur hat die „Wunder-KI“ in einem Experiment des Bayerischen Rundfunks nicht geschafft. Unter anderem in der Paradedisziplin Informatik gab’s für ChatGPT Note 5. Trotzdem wird KI über kurz oder lang auch den Schulalltag verändern. Wir haben bei Barbara Glück, Englisch-, Deutsch- und Ethiklehrerin am Humboldt- Gymnasium, nachgefragt.
B304.de: Frau Glück, ist das Thema Künstliche Intelligenz (KI) bereits im Unterricht angekommen?
Barbara Glück: Bei den älteren Schülern sind viele technisch an KI interessiert und natürlich an der Frage, wie sie sich die Künstliche Intelligenz zu Nutze machen können. Ist ja auch schlau. Die Jüngeren haben wohl schon davon gehört, aber die interessiert das Thema noch nicht wirklich, weil sie es in der Praxis auch noch nicht brauchen können. Nur ein Beispiel: Ab der 7. Klasse darf man zwar ein Tablet unter anderem als Heft- und Schulbuchersatz nutzen, aber das machen in der Mittelstufe nur sehr wenige. In der Oberschule dagegen ganz, ganz viele.
Ihre persönliche Meinung zu Künstlicher Intelligenz?
Ich finde es tatsächlich faszinierend, habe es selbst schon ausprobiert und Fortbildungen dazu gemacht, aber – ganz ehrlich – es kommt bei den Antworten meistens noch recht häufig faktisch Falsches raus. Da ist noch viel zu tun, aber das ist ja das System von KI, dass sie lernen kann.
Was bedeutet das für die Schule?
Wir müssen den Schülern beibringen, wie sie Fakten von Fake-News unterscheiden können. Das Thema ist aber nicht neu, das gab es u.a. aufgrund von Social Media etc. auch schon vor Künstlicher Intelligenz. Als Lehrer müssen wir den Schülern das Rüstzeug an die Hand geben, damit sie wissen, wie sie Informationsangebote sinnvoll nützen, aber auch reflektieren können. Unsere Aufgabe ist es, den Schülern Fach- und Handlungskompetenz zu vermitteln.
Höchste Zeit für ein neues Schulfach?
Medienkunde gibt es tatsächlich (noch) nicht als eigenes Fach. Im Lehrplan ist Medienkompetenz aber in den meisten Fächern ein gewichtiges Kapitel, verschränkt mit den Inhalten. In Ethik haben wir beispielsweise Medienethik, in Deutsch: wie produziere ich, wie rezipiere ich verantwortungsbewusst und kritisch reflektierend. Wenn sich die Schule davor immer noch verschließen würde, dann könnten wir zusperren. Ich sehe, dass alle Kollegen eine große Bereitschaft haben, sich in diesem Bereich fortzubilden und das spiegelt auch das gigantische Angebot wieder. Es geht auch einfach nicht, dass man sich als Lehrer hier verschließt, weil einen sonst die Schüler komplett abhängen.
Frau Glück, vielen Dank für das Gespräch.
Unseren Artikel zum Titelthema KI, in dem wir ChatGPT unter anderem Fragen zu Vaterstetten und Grasbrunn gestellt haben, lesen Sie hier.