Ein dritter Kindergarten für die Partnerstadt in Alem Katema, Äthiopien – das steht seit Sommer 2014 ganz oben auf der Agenda des Vaterstettener Partnerschaftsvereins. Auch weil es der ausdrückliche Wunsch der äthiopischen Bevölkerung ist. So stand dieser auch im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung (30.01.) im Großen Sitzungssaal des Rathauses.
Ein „roter Blitz“ Blitz sei das erste Angebot von „SOS Kinderdorf“-Planern gewesen, berichtete Vereinsvorsitzender Anton Stephan: 240.000 €. Auch Rüdiger Frank, der im Vorstand für den Bau des Kindergartens verantwortlich ist, war damals schlagartig klar: „Das werden wir uns nicht leisten können.“ Allerdings sei dort der Standard auch auf „europäischem Niveau“, davon habe man sich bei einem Besuch in Addis Abeba überzeugen können. Doch Kindertoilettenschüsseln aus Porzellan müssten eben in Alem Katema auch nicht unbedingt sein. Ein weiterer Kostenvoranschlag eines äthiopischen Architekten, der in Alem Katema bereits die Bücherei des Vereins gebaut hat, brachte dann Ende des Jahres endlich Erleichterung: Auf rund 120.000 € schätzt er den Bau von sechs Klassenzimmern, Bürogebäude und Toiletten.
Unterschiedlichste Kostenschätzungen
Inzwischen hat sich jedoch noch eine andere Option für die Umsetzung und die Finanzierung des Projekts ergeben: Zum ersten Mal in der Geschichte des Partnerschaftsvereins hat die Verwaltung von Alem Katema selbst Interesse bekundet, die Gebäude zu errichten. Und aus der Abteilung für Stadtentwicklung der Region Amahar in Bahir Dar konnten Stephan und Frank im November des vergangenen Jahres die Zusicherung mitnehmen, dass die Regionalregierung alle Kosten über 100.000 € übernehmen werde. Nun steht der Verein allerdings vor neuen Problemen: Natürlich wolle man mit der Partnerstadt noch intensiver zusammenarbeiten, sagt Anton Stephan, allerdings sei fraglich, ob Alem Katema das überhaupt allein bauen können und dabei auch die gewünschte Qualität herauskomme. Schon die ersten Kostenschätzungen machen stutzig: Die erste lag mit 230.000 € auf „SOS Kinderdorf“-Niveau, wurde dann auf Nachfrage schnell nachgebessert und liegt nun bei 120.000 €.
Geld sammeln
Auf einen weiteren Punkt wies Altbürgermeister und Partnerschafts-Initiator Peter Dingler hin: Wie könne die Verbindlichkeit einer Zusicherung von einem äthiopischen Beamten sichergestellt werde? Vor Baubeginn wird der Arbeitskreis „Kindergarten III“ also noch einiges zu verhandeln haben. Zeit, die genutzt werden soll, weitere Spenden zu anzuziehen. Derzeit hat der Verein ein Vermögen von rund 70.000 €, wie Kassier Erich Mack bei der Jahreshauptversammlung berichtete. Etwa das Doppelte wird wohl gebraucht werden. Anton Stephan setzt darauf einen Großspender zu finden, der nach der Kindergärten „Vaterstetten“ und „Baldham“ dann auch über den Namen der Einrichtung bestimmen dürfe. Stephan schlug aber auch ein anderes Modell vor: „Wir lassen unsere Vaterstettener Dörfer gegeneinander antreten – und welche Dorfgemeinschaft am meisten sammelt, darf dem Kindergarten ihren Ortsnamen geben“. Eine Idee, die nicht nur bei Bürgermeister Georg Reitsberger, sondern auch bei den weiteren rund 50 Mitgliedern im Rathaus Anklang fand.
Gesucht: Referenten für Workshops
Doch nicht nur „schöne Steine“ stehen für den Verein in den nächsten Jahren in Alem Katema auf dem Programm, sondern auch „schöner Inhalt“, wie es der zweiten Vorsitzende Alexander Bestle formulierte. Ein „Arbeitskreis Pädagogisches Konzept“ wird sich ab jetzt mit der Lehre in den Quasi-Vorschulen beschäftigen. Darüber hinaus werden auch dieses Jahr im November, wie schon im vergangenen Jahr, einige Workshops stattfinden. Mit dem Ziel: Förderung von persönlichen Potentialen und Wissenstransfer. Vor allem die dortige Berufsschule mit den Zweigen Computer, Elektrik, Bau, Textil, Auto, Metallverarbeitung soll dann Mittelpunkt der Bildungsveranstaltungen werden. Der Verein sucht hier noch potentielle Referenten, die Lust haben in Äthiopien ein zwei Wochen zu lehren.
Gemeinde und Partnerschaftsverein bemühen sich für dieses Projekt im Moment gemeinsam um staatliche Zuschüsse. Auf der Mitgliederversammlung lobte Georg Reitsberger den großen Einsatz des Vereins: „Besser kann es ein Vaterstettener Bürgermeister nicht erwischen“, sagte Reitsberger und bezog sich damit nur zum Teil auf ein Charity-Dinner des Vereins bei dem er den äthiopischen Prinz Asfa-Wossen Asserate und das Wittelsbacher Prinzenpaar Christoph und Gudila von Bayern kennenlernen durfte.