Bei einem Schusswechsel im Münchner Einkaufszentrum OEZ hat es mindestens neun Tote und mehrere Verletzte gegeben. Der Täter hat sich offenbar selbst erschossen, zuvor aber München und das Umland in Panik versetzt. Auch die Polizei Poing war mit drei Streifen unterwegs, wie viele aus Haar im Einsatz waren wird heute Mittag verkündet. Eigentlich hätte gestern Abend (22.7.) im Bayerischen Hof die Abschlussfeier der Vaterstettener Realschüler stattfinden sollen. Doch viele sind auf dem Weg in die Stadt umgekehrt, andere waren schon vorher da und saßen im Bayerischen Hof fest, versuchten zu feiern. Wir haben Stimmen von denen, die vor Ort waren.
Ein Realschüler schilderte gegenüber B304.de den Verlauf gegen 22 Uhr wie folgt:
“Gegen 17.30 waren wir essen im Restaurant Koi, dann bin ich herüber. Ungefähr um 18 Uhr war ich am Bayerischen Hof. Dann kam ein Freund zu mir und meinte ‘Am OEZ ist eine Schießerei’. In dem Moment kommt auf meinem Smartphone eine Eilmeldung, dass eine Schießerei in München ist. Dann war die Stimmung getrübt.
Auf einmal ist alles an uns vorbei: Zivil-, Bundes-, Münchner-Polizei, Helikopter sind gestartet, und wohl auch SEK und GSG 9. Alles stand kurzzeitig vor dem Bayerischen Hof. Dann ist alles weiter Richtung OEZ gefahren, da hat man dann schon in den Nachrichten gehört, was los war.
Dann sind wir rein zum Ball, jeder hat am Handy immer wieder geschaut was los ist. Selbst beim Ball hat man die Helikopter gehört und auch die Polizei, die an uns vorbei ist. Dann sind sie plötzlich vom OEZ in Richtung Stachus, da gab es kurzzeitig das Gerücht, dass es eine Schießerei gibt. Die U-Bahnen und Trams sind auf einmal stehen geblieben.
Keiner ist mehr aus dem Bayerischen Hof herausgelassen worden, keiner mehr herein. Die Security und Polizei kam und hat alles abgesichert hier. Dann hieß es auf einmal: “Großeinsatz am Marienplatz”, jetzt gehen viele Gerüchte um. Man hat immer wieder schwer bewaffnete Polizisten überall laufen gesehen, jeder von ihnen hat eine Schutzweste angehabt.
Wir haben zwar weitergefeiert, aber die Stimmung ist getrübt. Man weiß, dass uns im Hotel nichts passiert. Die Straßen sind leer, Helikopter waren über uns. Überall waren Blaulichter, immer noch Notstand. Uns wurde gesagt, dass wir die Nacht wahrscheinlich im Hotel verbringen müssen, wir sind jedoch gegen ein Uhr nachts heim. Dabei mussten wir zwei schwere Verkehrskontrollen passieren.”
Ein weiterer Absolvent berichtete B304.de gegen 22.30 Uhr über den Ablauf:
” Wir haben es so gegen 19 Uhr erfahren. Überall hörte man Hubschrauber und Polizei Sirenen. Dann kam die Meldung mit dem Amoklauf – auf einmal waren alle in Panik.
Alle Geschäfte in der Innenstadt haben geschlossen, die Schutzgitter sind heruntergefahren. Wir sollten alle drinnen bleiben, da die Täter noch auf der Flucht sind, angeblich nahe des Stachus, der nur 200 Meter vom Bayerischen Hof entfernt ist.
Es wurden keine Fremden mehr ins Hotel herein gelassen. Der MVV fuhr nicht mehr und auch sonst waren kaum Autos unterwegs, zumindest was ich beurteilen konnte, nahe des Stachus. Auch die Autobahnen sollen gesperrt gewesen sein.
Das Wachpersonal meint, dass wir nur auf eigene Gefahr das Hotel verlassen können.
Einige Leute waren noch zu Fuß unterwegs. Die Polizei riet nicht zu fahren, es herrschte Ausnahmestimmung, in München war es sehr still. Die Stimmung bei uns war zwiegespalten. Die Leute versuchten ein Zimmer im Bayerischen Hof zu bekommen, andere wollten so schnell es geht mit dem Auto nach Hause, vor der Tiefgarage des Hotelstaut es sich. Im Saal selbst versuchten wir das Beste daraus zu machen.
Die Polizei informierte uns gegen 23 Uhr, dass aktuell keine Taxis fahren und alle drinnen bleiben sollen.
Wir haben dann im Bayerischen Staatstheater übernachtet. München war eine Geisterstadt gestern…”
Weitere Augenzeugen aus dem Bayerischen Hof berichteten:
“Kids waren völlig aufgelöst, SEK hat das Hotel umstellt. Manche Schülerinnen werden von ihren Lehrern betreut.”
Auch im Herzen Münchens, an der Kaufinger Straße war alles abgeriegelt.
Im Polizeibericht der Polizei München heißt es aktuell:
“Wie bereits berichtet kam es am 22.07.2016 gg. 17.50 Uhr zu einer Schießerei im Bereich der Hanauer Straße in Moosach. Zeugen melden bis zu drei verschiedene Personen mit Schusswaffen. Momentan können wir sechs tote Personen und mehrere Verletzte, deren Anzahl noch nicht fest steht, bestätigen. Die Polizei ist nach wie vor mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften im Einsatz. Im Moment konnten noch keine Täter festgenommen werden. Die Fahndung nach ihnen läuft mit Hochdruck.
Aufgrund der noch unklaren Situation bitten wir alle Personen im Stadtgebiet zu Hause zu bleiben bzw. in nahen Gebäuden Schutz zu suchen. Der Betrieb der öffentlichen Verkehrsmittel ist derzeit eingestellt. Sobald weitere Informationen vorliegen, wird nachberichtet.”
Für Angehörige gibt es eine zentrale Auskunfts- und Vermisstenstelle. Sie ist unter der Telefonnummer 0800 776 6350 erreichbar.
