Durch die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes stehen neue Arten der Mobilität im Fokus, darunter sogenannte On-Demand-Busverkehre, nicht zu verwechseln mit Anrufsammeltaxis. Ein Startup, das bereits in Murnau und seit kurzem in Holzkirchen aktiv ist, stellte das Prinzip dem Gemeinderat vor. Die Stimmen fielen gemischt aus.
Das Prinzip des On-Demand-Verkehres: Flexibilität. In einer von der Gemeinde festgelegten Betriebszeit können Nutzer Fahrten buchen. Eine App berechnet in Echtzeit die Ankunftszeit und Route – dabei gilt das Pooling-Prinzip: Sollte es sinnvoll sein, können unterwegs weitere Fahrgäste ein- und aussteigen. Die Abfahrt erfolgt nicht mehr von den klassischen ÖPNV-Haltestellen, sondern im Betriebsgebiet verteilten Haltepunkten – in deutlich größerer Anzahl als bislang. So ist ein Transport fast von der Tür bis zur Tür möglich. On Demand Systeme sind Teil des ÖPNV und wären somit auch mit dem 49-Euro-Ticket nutzbar.
Getestet wurde das System unter anderem schon in München von der MVG. Auch etablierte Systeme gibt es bereits, so den Ortsbus in Murnau, der seit 2020 unterwegs ist. Betrieben wird er vom Startup Omobi, dessen Vertreter Clemens Deyerling und Robert Schotten dem Gemeinderat das Konzept näher brachten.
Dass es sich ausschließlich um eine Präsentation der Konzepte in Murnau und auch Holzkirchen geht, betonte Deyerling am Anfang seiner Präsentation. Auf eine mögliche Übertragbarkeit auf die Gemeinde ging er hingegen nicht ein. „Jeder leere Bus ist einer zu viel“, so der Vertreter. Dabei sei wichtig zu wissen, dass der On-Demand-Verkehr alleine nur ein ergänzendes Angebot sei und „nicht die eierlegende Wollmilchsau“, einen Linienverkehr also nicht ersetzen kann. Wichtig ist laut Deyerling vor allem, dass man ohne Fahrplan und klassische Haltestellen auskommt – der nächste Haltepumkt sei immer „einen Steinwurf entfernt“. Über 100 Fahrten pro Tag sprächen für den Erfolg.
Im Gremium stieß die Präsentation auf großes Interesse. Kritik erhielt der Vertreter zum Thema Barrierefreiheit: Mit flexiblen Systemen fahre man oft besser als der reinen Umrüstung auf barrierefreie Haltestellen. Diese ist gesetzlich vorgeschrieben und wurde erst kürzlich vom Vaterstettener Gemeinderat beschlossen. Bis 2026 sollen insgesamt 24 Haltestellen umgerüstet werden. Sowohl Maria Wirnitzer als auch Cordula Koch (beide SPD) betonten die Wichtigkeit der Barrierefreiheit. Deyerling entgegnete, dass Investitionen in Barrierefreiheit oft falsch getätigt würden, man müsse auch mit betroffnen Nutzergruppen sprechen. Ein näherer Halt trüge ebenfalls zur Barrierefreiheit bei, zudem könne die Gemeinde passende Fahrzeuge bestellen und Fahrer seien beim Ein- und Ausstieg behilflich.
Ein weiteres Diskussionsthema waren die Kosten des Systems. In der Sitzung nannte Deyerling ein jährliches Defizit in Murnau von 100.000 Euro, der BR berichtete über ein Defizit von 139.000 Euro. Anfang des Jahres stand die Zukunft des Murnauer Ortsbusses deshalb auf dem Prüfstand. Einen Boom in den Fahrgasztahlen erlebte der Bus durch die Anerkennung des 9-Euro-Tickets.
Als Konkurrenz zum ÖPNV sah Josef Mittermeier (SPD) ein On-Demand-Konzept, er sieht das Konzept des Bus 451 innerorts durch eine ebenfalls in der Sitzung vorgestellte Fahrgastzählung bestätigt und durch die ab Dezember 2023 gegenläufige Linienführung mit größerem Takt Potenzial für eine „deutliche Verbesserung“ der Fahrgastzahlen – bei der durchgeführten Fahrgastzählung nutzten durchschnittlich 9,5 Gäste pro Fahrt die Linie 451, mit deutlichen Schwankungen zu den Hauptverkehrszeiten. Gerade als Zubringer zur S-Bahn werde der Bus genutzt.
Klaus Willenberg (FDP) sähe im System hingegen einen „echten Gewinn für die Menschen“. Für ihn müsse es weiterhin einen Linienverkehr geben, es gehe nicht um entweder-oder, sondern um „sowohl als auch“. Ähnlich positive Worte kamen von David Göhler, der dem „coolen Konzept“ sehr viel abgewinnen könne. Benedikt Weber (CSU), der in der Multimodalität einen wesentlichen Punkt sieht, äußerte sich ebenfalls positiv. Im ÖPNV gäbe es „brutale Defizite“, da investiere er lieber 100.000 Euro in ein zusätzliches System. In vielen Zeiten führen die gemeindlichen Busse lediglich „leere Luft durch die Gegend“.
Da im Gremium lediglich die Fahrgastzählung und das On-Demand-Konzept präsentiert wurde, wurde kein Beschluss über eine mögliche Prüfung der Einführung eines On-Demand-Systems gefasst.