“Nicht gleich das Handtuch werfen!”

von Catrin Guntersdorfer

Gegensätze ziehen sich an. Oder: gleich und gleich gesellt sich gern … Für das Ehepaar Ingrid und Klaus Paul macht es wohl die Mischung aus beidem, die dafür gesorgt hat, dass sie jetzt ihre Diamantene Hochzeit feiern konnten. Die Liebe zum Sport und zum Schützenverein haben beide gemein. Gegensätzlich sind jedoch die Ansichten des Ehepaars, was das Thema Ordnung betrifft: “Ich bin die Genaue, die Ordentliche- mein Mann ist exakt das Gegenteil”, scherzt Ingrid und lacht ihren Mann an, mit dem sie seit 60 Jahren durchs Leben geht.

Die richtige Wahl getroffen

Dabei hätte Ingrid 1963 beinahe den Falschen gewählt. “Ich habe erst einen Freund von meinem späteren Mann kennengelernt, der mit mir auf das Oktoberfest wollte”, erinnert sich die gelernte Schneiderin zurück.”Der hat Klaus erzählt, was er für einen tollen Hasen gefunden hat, was meinen Mann natürlich neugierig gemacht hat und so kam er zum nächsten Treffen mit.” Auf die Wiesn ging Ingrid schließlich mit Klaus, wie sie strahlend erzählt.

Nicht nur ihren Mann überzeugte Ingrid, die 1946 mit ihrer Mutter und ihrer Oma aus Karlsbad vertrieben wurde und nach Neukeferloh kam, schnell mit ihrer fröhlichen, offenen Art: “Meine Schwiegermutter war am Anfang nicht zufrieden mit mir. Für den Sohn ist ja oft nichts gut genug. Als sie mich aber richtig kennengelernt hatte, hat sie gemerkt, dass man mit mir durch dick und dünn gehen kann.”

Das Hochzeitskleid von Ingrid, wurde ihr von der Schneiderei angefertigt, in der sie damals arbeitete. Es ist Brauch, dass eine Schneiderin ihr Hochzeitskleid nicht selbst schneidert, erklärt Tochter Carola.

1963-Ein ereignisreiches Jahr

Klaus wurde 1943 in Berlin geboren und kam im Alter von einem Jahr mit seiner Mutter, die aus Anzing stammte und in einem Haushalt in Berlin gearbeitet hatte, nach Vaterstetten. Hier zogen Ingrid und Klaus frisch vermählt 1963 auch her- in die Edelweißstraße, wo sie seit dem wohnen. “Im Jahr 1963 ist viel passiert”, erinnert sich das Ehepaar zurück. “Es gab zwei Todesfälle in unserem engen Familienumfeld, aber eben auch unsere Hochzeit und die Geburt unserer ersten Tochter Carola”. Die war übrigens bei der Hochzeit von Klaus und Ingrid bereits “mit dabei”. “Ich war da schon im sechsten Monat. Das sieht man aber auf den Hochzeitsbildern gar nicht und der Brautstrauß verdeckt auch einiges!”, lacht Ingrid, die später noch eine zweite Tochter, Gabi, bekam.

Zum Gratulieren kamen neben den Töchtern Carola (3. von li.) und Tochter Gabi (3. von re.) auch Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer und Altbürgermeister Georg Reitsberger. (Fotos: Catrin Guntersdorfer/B304.de)

In guten wie in schlechten Zeiten

Acht Jahre führte Ingrid eine kleine Kneipe in Grasbrunn, bis sie in Vaterstetten auf ihrem Grundstück eine eigene Mangelstube und Schneiderei eröffnete, in die auch ihre ältere Tochter Carola, die Lederschneiderin lernte, mit eingestiegen ist. Trotzdem verbindet das Ehepaar noch immer viel mit der Nachbargemeinde Grasbrunn. “Wir werden mit den Edelweißschützen Grasbrunn auch noch ausgiebig feiern und ein Fass Bier spendieren!” In diesem Punkt war sich das Paar schnell einig, das aber auch zu streiten weiß. “Streiten gehört dazu”, findet Ingrid und hat auch einen Tipp für Paare parat, die noch nicht so lange verheiratet sind, wie sie und Klaus. “Auch wenn man mal streitet oder schlimme Zeiten erlebt, darf man nicht gleich das Handtuch werfen. In einer Ehe muss man sich auch mal anstrengen!” Das haben sich Ingrid und Klaus Paul auch für die Zukunft vorgenommen – bei ihnen folgt nach jedem Streit eine Versöhnung!

Am 5.Juli 1963 wurde in Parsdorf standesamtlich geheiratet- bei Gewitter und Regenwetter. Am 6. Juli folgte in Vaterstetten die kirchliche Trauung. “Da war dann wunderschönes Wetter”, erinnert sich das Brautpaar an den Tag zurück.
Über das Banner, das Tochter Gabi mit ihrem Mann organisiert hatte, freute sich das Paar natürlich besonders.