Im vergangenen Herbst wurde unter anderem in Neufarn beim Gutsgasthof Stangl ein „Tatort“ gedreht, der am heutigen Sonntag (29.10.) um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird und anschließend noch für rund ein Jahr in der ARD Mediathek abrufbar ist. Batic und Leitmayr ermitteln in ihrem 93. Fall in der vermeintlich heilen Welt der bayerischen Produktköniginnen. Das Opfer eines Mordversuchs war für seine sexuellen Übergriffe berüchtigt. Hat eine Spargel-, Honig- oder Weißwurstkönigin Rache genommen für das, was ihr angetan wurde? Neben Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl und Ferdinand Hofer standen auch Veronica Ferres, Wolfgang Fierek sowie zwei Mitarbeiter im Vaterstettener Rathaus, Bettina Brenner und Georg Kast, vor der Kamera.
Das Projekt, damals noch namenlos, begann für Bärbel Fauth-Stangl (Gutsgasthof Stangl) im April 2022 mit einer Erstbesichtigung. „Da war aber noch alles offen“. Denn nach Corona war allen klar: erst einmal abwarten, was kommt. Und im Mai hieß es dann: Der Dreh findet statt! Und damit begann ein Planungsaufwand, wie ihn Neufarn noch nicht gesehen hatte.
„Ich bin ganz unbedarft an die Sache herangegangen“, erzählt Bärbel Fauth-Stangl gegenüber B304.de. „Wir hatten ja schon einmal Dreharbeiten bei uns im Haus. Ich war also zunächst von einem 14-tägigen Dreh ausgegangen – als es dann hieß, das sind in der Regel eher 3 bis 4 Wochen, wurde mir ganz anders.“ Letztlich sollten sechs Wochen vergehen, bis die letzte Klappe fiel.
In den darauffolgenden Monaten stellte sich vor allem die Frage, wie ein Filmdreh mit dem laufenden Betrieb vereinbart werden kann – immerhin waren Termine wie Kirchweih, Messe, Tagungen und Hochzeiten von langer Hand geplant. „Unser ‘Lady Day Spa’ haben wir um den Dreh herum organisiert“, so die Gastronomin. „Die Damen mussten sich durch die Küche hineinschleichen, weil auf dem Außengelände der Jahrmarktdreh lief.“
Jeder Tag war komplett durchgetaktet. Die Teams waren überall, sie drehten in der Wäscherei, räumten Keller um, allein die Remise wurde mehrere Male komplett aus-, um- und wieder eingeräumt. Ohne Pause, von Montag bis Sonntag. Von den Schauspielern um Fierek, Ferres & Co., die sich allesamt persönlich bei Bärbel Fauth-Stangl vorgestellt haben, schliefen einige in den für sie eingerichteten Sprintern. Erst nach Drehschluss begann der reguläre Betrieb im Gutsgasthof. „Es war, als ob man jeden Tag um 18 Uhr einen Schalter umlegt – Filmdreh aus, Gastronomie an.“ Da die Crew eigene Cateringdienstleister hatte, konnten Gasthof und Küche parallel ohne spürbare Beeinträchtigung weiterlaufen.
Vor allem Parkplätze wurden zu einer Herausforderung, die selbst Logistik-Profi Bärbel Fauth-Stangl die Schweißperlen auf die Stirn trieb. Sprinter, Kostümwagen, Catering … wo soll das alles stehen? Wer sperrt die Straße ab? Fauth wusste, das geht nicht allein, da braucht sie Hilfe. „Ich habe dann die Neufarner Vereine zusammengetrommelt – und dann ist das Ganze ehrlich gesagt am Stammtisch entstanden.“ Viele feucht-fröhliche Abende waren es, an denen eifrige Vereinsmitglieder im Stangl zusammensaßen und gemeinsam kreative Lösungen fanden. „Ohne die Freiwillige Feuerwehr und unseren Maibaumverein hätte das niemals funktioniert“, sagt Fauth-Stangl dankbar.
Für das Stangl-Team wurde der Dreh zum sprichwörtlichen „Jahrmarkt der Gefühle“: „Man darf nicht vergessen, dass Corona noch allgegenwärtig war. Jeder einzelne musste sich täglich testen lassen. Doch dann, in den Kulissen, da durften wir frei sein. Alles war endlich wieder herrlich normal – Begegnungen, Umarmungen – wir durften durch den Tatort wieder eine Normalität spielen, die wir lange nicht mehr kannten.“
Als die Sprinter am letzten Drehtag abfuhren, hätten sie alle, Filmcrew wie Team, ein paar Tränchen verdrückt. Die Leere, die Stille – das war man plötzlich gar nicht mehr gewöhnt. „Wir waren wie eine echte Familie und lagen uns beim Abschied in den Armen“, erinnert sich die Gastronomin nicht ungerührt. „Das haben auch die vom Drehteam gesagt, die wollten gar nicht wieder gehen. Sie sagten: So familiär wie in Neufarn, das hatten sie noch nie.“