In einem offenem Brief hat sich jetzt Vaterstettens erster Bürgermeister Georg Reitsberger an die Presse gewandt. Darin äußert er sich zu den Vorwürfen, die seitens des Gemeinderates kamen, nachdem er in der jüngsten Sitzung einen neuen Vorschlag zur Umfahrungsstrecke von Weißenfeld veröffentlichte. Es wurde kritisiert, dass Reitsberger die bereits beschlossene Variante zur Umfahrung von Parsdorf und Weißenfeld wieder zur Diskussion stellte. „Ich habe den Gemeinderat letzten Donnerstag informiert, dass ich eine neue Trasse von einem Verkehrsgutachter prüfen lassen möchte. Auslöser hierfür war, dass sich aufgrund der veränderten Planungen der Autobahndirektion München für das Ostkreuz neue Anschlüsse der umliegenden Straßen ergaben”, heißt es in dem Schreiben an die Presse. Reitsberger stellt weiter darin klar, dass er mit dieser Trassenuntersuchung nicht beabsichtige, die notwendigen Arbeiten am laufenden Planfeststellungsverfahren einzustellen, wie es ihm von anderen Parteien vorgeworfen wurde. “Ich halte es aber für notwendig, dass der veränderten Situation Rechnung getragen wird. Die Gemeinderatsbeschlüsse haben weiterhin Gültigkeit. Die Bauverwaltung ist deshalb von mir beauftragt, weiterhin am beschlossenen Projekt zu arbeiten”, so Reitsberger. Wenn die Ergebnisse des Verkehrsgutachters vorliegen, solle sich das Gemeinderatsgremium erneut mit dem Thema befassen.
Die eigentlich favorisierte Trasse, für die das Planfeststellungsverfahren, als nächster Schritt nach der Baugenehmigung, bei der Regierung von Oberbayern schon läuft, zerschneide nach Reitsbergers Ansicht die Landschaft. „Ich will mir später keine Vorwürfe machen müssen“, begründet der Bürgermeister sein Vorgehen. Er ist der Meinung, dass sich, durch die Ausbaupläne der Autobahndirektion (ABD), die Grundlagen verändert hätten. Nach Reitsbergers Variante, würde die neue Straße jetzt halbkreisförmig im Süden, Westen und Norden um Weißenfeld herum verlaufen. Über eine ausgebaute Ottendichler Unterführung soll es eine Verbindung nach Westen zur B 471 geben. Im Norden würde eine Brücke über die A 94 und weiter Richtung Osten zum Kreisel Heimstettener Straße führen. Bei diesem Vorschlag würde eine Straße in Nord-Süd-Richtung zwischen Parsdorf und Weißenfeld, so wie sie derzeit im Verfahren geprüft wird, wegfallen.
Bei einem Gespräch mit der ABD hat Reitsberger seine neue Variante bereits vorgestellt und positive Resonanz erhalten. Er will nun einen Verkehrsgutachter beauftragen, die sogenannte „Bürgermeister-Variante II“ zu prüfen. Gezeigt werden sollen die Auswirkungen auf die Verkehrsbelastung von Weißenfeld, Parsdorf und Hergolding und ein Vergleich zur Trasse, die bisher vom Gemeinderat favorisiert wurde. Außerdem sollen in die Untersuchungen auch die möglichen Folgen des geplanten Gewerbegebietes nördlich der Autobahn und ein Ausbau der A94 ab dem Autobahnostkreuz einbezogen werden. Rund drei Monate wird es wohl dauern, bis das Gutachten vorliegt. Falls es zu einer positiven Bewertung kommt, könne eine Machbarkeitsstudie erfolgen. Im Anschluss würde das laufende Planfeststellungsverfahrens eingestellt werden und ein neues erfolgen. Darüber muss der Gemeinderat entscheiden.
Reitsberger findet mit seinem Vorstoß bei den anderen Parteien im Gemeinderat keine große Unterstützung. Die SPD wirft dem Freien Wähler sogar undemokratisches Verhalten vor. Während die Grünen sich nach der Gemeinderatssitzung lediglich überrascht von dem neuen Vorschlag zeigten, findet die CSU Reitsbergers Vorgehensweise befremdlich. Kritisiert wurde insbesondere ein Satz in der Vorlage: „Die Weiterbearbeitung der Einsprüche zu den Planfeststellungsunterlagen (…) sowie die diesbezüglichen Grundstücksverhandlungen werden bis zur Vorlage der Ergebnisse zu vorgenannter Verkehrsuntersuchung zurückgestellt.“ Es wird bezweifelt, dass Reitsberger diese Entscheidung alleine treffen darf. Des weiteren befürchtet man eine Verzögerung des Verfahrens. Wird der Zeitplan des Projekts nicht eingehalten, kann eine Zuschusszusage des Investors im neuen Gewerbegebiet Parsdorf für die Umfahrung von 4,5 Millionen Euro wegfallen, die nur bis Ende 2023 gilt. Alle Parteien der Gemeinde beraten derzeit über dieses Thema. Anfang des kommenden Monats wird die Umgehungsstrecke von Weißenfeld wohl wieder bei der Gemeinderatssitzung als Tagesordnungspunkt aufgelistet sein.