Tobias Lachenmaier ist Optiker in Haar, sein Geschäft liegt unweit vom Rathaus. Als die Bahnhofstraße im letzten Jahr umgebaut wurde, entstand genau gegenüber seines Ladens eine kleine Brachfläche. Dafür hat der Geschäftsmann – als erster in der Gemeinde – die Patenschaft übernommen. Und schon im ersten Jahr blühen auf der kleinen Magerfläche Kugellauch, Felsennelke, Königskerzen und Thymian. Auch eine kleine Wildrose gehört dazu, die sich Tobias Lachenmaier selbst ausgesucht hat. Alle Pflanzen sind heimische Gewächse, die ohne Dünger und Pestizide gezogen wurden und damit ideale Nahrungsträger sind für Wildbienen und Insekten.Vom Projekt der Buntstreifenpatenschaften hatte Lachenmaier von Barbara Stark gehört, die in Haar die Regionalgruppe des Netzwerks Blühende Landschaft gegründet hat und führt. Ihre Töchter gehen in eine gemeinsame Klasse. Barbara Stark ist seit 2010 als Anwältin der Artenvielfalt in Haar unterwegs. Unterstützung bekommt sie dabei von der Gemeinde Haar. In enger Zusammenarbeit mit Umweltreferent Michael von Ferrari sind so schon sechs Buntstreifenpatenschaften vergeben worden. Das Pflanzkonzept erstellen Stark, Ferrari mit den Paten gemeinsam. Bei den neuen „Pflegerhäusern” sollen im Herbst bis zu zwölf weitere Flächen dazukommen.
„Die Buntflächen im Straßenraum sind wie Trittsteine, um die Haarer Biotope zu verbinden”, betonte Barbara Stark jetzt bei einem „Ortstermin“. In vielen privaten Gärten, abewr auch öffentlichen Grünflächen finden heimische Insekten kaum noch Nahrung: Englische Rosen, Geranien und auch Forsythien locken zwar durch Farbe und Duft, Futter für Bienen und Hummeln liefern sie aber nicht. „Die Blütezeiten der Pflanzen müssen zum Lebenskreislauf der Honigsammler passen. Das ist bei regionalen Pflanzen der Fall, bei vielen farbenfrohen Exoten aber nicht. Wer die Artenvielfalt erhalten will, sollte deshalb heimischen Blüpflanzen in seinem Garten eine Chance geben”, so Stark.
Eigentlich hatte sich der Optiker Tobias Lachenmaier mit seinen Mitarbeitern auf arbeitsreiche Stunden eingestellt, als er sich zur Patenschaft für den kleinen Grünstreifen entschied. „Wir sind ganz überrascht, wie wenig Aufwand diese Patenschaft bedeutet”, sagt er lachend. „Die meiste Arbeit war es anfangs, die Ahornsamen zu entfernen.” Gießen muss er nur in besonders langen Trockenphasen, denn die ausgesuchten heimischen Wildpflanzen brauchen weniger Wasser und bilden gerade in längeren Trockenphasen lange Wurzeln um in weiteren Tiefen noch Wasser zu erreichen. „Ein bisschen Nachhilfe brauchen wir bei der Pflege noch” gesteht Lachenmaier „aber wir lernen ständig dazu.”
Beratung will sich auch Bürgermeisterin Gabriele Müller bei Barbara Stark holen. Die Geranienkästen am Rathaus sollen im nächsten Frühjahr mit bienenfreundlichen Pflanzen ergänzt werden. „Natürlich wollen wir das traditionelle rote Blütenmeer erhalten, aber wir haben als Gemeinde auch eine Vorbildfunktion zu erfüllen.”, sagt Müller.