Nachholtermin: Konzert in der Dämmerung

von b304

Der massive Wintereinbruch hat der Gemeinde Haar bei ihrer letzten geplanten Jubiläumsveranstaltung einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht – besser gesagt: unüberwindbare Schneemassen in den Friedhof geschneit. Das Dämmerungskonzert anlässlich des 70- Jahre-Jubiläums des Waldfriedhofs musste entfallen – Doch es konnte ein Ersatztermin gefunden werden und so wird aus dem weihnachtlichen Orgelkonzert nun ein musikalisches Neujahrsereignis. Selber Ort, selbe Uhrzeit, anders Motto: „Orgelspiel zum neuen Jahr“.
Sonnenuntergang, Fackeln, ein warmes Getränk in Händen und dazu Orgelklänge. Zugegeben: Der Haarer Waldfriedhof ist schon ohne solch ein Szenario ein Idyll. Aber es soll eben ein ganz besonderer Abend werden, wenn der Friedhof nun – mit ein paar Tagen Verspätung – sein 70-jähriges
Bestehen feiert.
Am Sonntag, den 7. Januar 2024, wird ab 16 Uhr die Orgel in der Aussegnungshalle des Waldfriedhofs zum Neujahrskonzert erklingen. Organist Matthias Wittmann zieht dabei alle Register und zaubert mit bekannten klassischen Stücken ein stilvolles Ambiente. Nicht nur für die Ohren soll es ein schöner Spätnachmittag werden: Mit Fackeln wird der Friedhof besonders stimmungsvoll erstrahlen. Und sollte es kalt werden, können sich die Besucherinnen und Besucher mit Glühwein und Kinderpunsch wär-
men. Der Eintritt ist frei.
Zur Historie des Waldfriedhofs
Die Gemeinde hat vier kirchliche Friedhöfe: in Haar an der Nikolauskirche, in Gronsdorf, Ottendichl und Salmdorf. Doch die kirchlichen Friedhöfe wurden schon um die letzte Jahrhundertwende immer voller. Eine Erweiterung des Nikolausfriedhofes war unausweichlich, sie wurde bereits 1904 vom Gemeinderat beschlossen. Doch das Geld fehlte. Am Ende schenkte Josef Stadler der Kirche die Erweiterungsfläche und so war 1907 wieder mehr Platz vorhanden. Der reichte aber nur kurz, denn Haar wuchs zu dieser Zeit deutlich.
1941 konnte die Gemeinde über 1.000 Quadratmeter im Westen der Niolauskirche von der Erbengemeinschaft Kandl erwerben – das war der erste gemeindliche Friedhof, der aber immer noch direkt an einem Gotteshaus lag. Ab 1948 trat die Gemeinde in Verhandlung mit Herrn von Finck über Platz für einen neuen Friedhof. Es waren harte Verhandlungen – da der Waldbesitzer heftigen Widerstand leistete, stand sogar Zwangsenteignung im Raum.
Schließlich vekaufte Finck der Gemeinde im Jahr 1951 ganze 2,5 Hektar aus seinem Privatwald. Hier entstand nun etwa einen Kilometer von der Ortsmitte entfernt unter der Federführung von Gartenbauarchitekt Alfred Reich aus Obermenzing der erste gemeindliche Friedhof. Das erste Grab wurde 1953 im Grabfeld „Birkenhain“ belegt. Die Aussegnungshalle wurde erst zwei Jahre später gebaut. Architekt Richard Heller, ein Haarer, entwarf die Anlage mit Glockenturm, offenem Säulengang und Leichenhalle.
Der Bronzeengel neben dem Eingang und das Mosaikkreuz im Inneren stammen von dem Bildhauer Josef Gollwitzer aus München. 1957 wurde der Komplex eingeweiht. Eine Besonderheit ist die Glocke im Glockenturm des Friedhofs – sie steht unter Denkmalschutz und die Inschrift weist auf ihren Ursprung hin: „Siegmund Arnolt von Fulda gos mich, den Kirchen din ich, 1617“. Bekommen hat sie die Gemeinde von der Gießerei Czudnochowsky in Erding. Noch immer ist es ein Rätsel, wo die Glocke ursprünglich ertönte – doch die Recherchen dazu laufen.