Noch im alten Jahr hat die Gemeinde ein neues Wohnungsbauunternehmen mit einem Startkapital von 1 Million Euro gegründet. Die drei Wohnungsbauvorhaben Katharina-Eberhard-Straße, Herzogstandstraße und am Waldfriedhof (Defreggerstraße) werden bereits in diesem Jahr darüber abgewickelt und verwaltet. Auch Bestandswohnungen könnten später eingebunden werden. Nicht alle Gemeinderatsmitglieder waren glücklich über diese Entscheidung.
Kommunalunternehmen Wohnungsbau Haar (kurz KWH) heißt das Kind. Es ist ein selbständiges Unternehmen in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts. Der Grundsatzbeschluss ist bei der letzten Gemeinderatsitzung in 2016 (20.12.) mehrheitlich verabschiedet worden. „Jetzt hat der soziale Wohnungsbau einen festen Rahmen und einen festen Platz“, so freut sich Bürgermeisterin Müller (SPD) nach der positiven Abstimmung. Es gab allerdings zwei Gegenstimmen und die sogar aus den eigenen Reihen, der SPD. Eine davon ist Katharina Dworzak (2. Bürgermeisterin), die Kritik übt, dass der Gemeinderat mittelfristig an Einfluss verliert und ein zu hoher Bürokratieaufwand durch den Aufbau einer parallelen Verwaltung entsteht. Ebenso bemängelt sie die knappe Zeit für die Entscheidung zu dem Vorhaben. „Wir schaffen eine große Erwartungshaltung. Meiner Meinung nach hätten wir länger darüber diskutieren sollen“, so argumentiert Dworzak. Immerhin wird mit dem kommunalen Wohnungsbau eine Kernkompetenz der Gemeinde ausgegliedert. Mit ihr dagegen stimmte auch Traudl Vater, die die Argumente Dworzaks teilt. SPD-Kollege Thomas Fäth dazu: „Der Wohnungsmarkt in München hat sich gewandelt, wir können damit ein positives Zeichen setzen“. Auch Antonius van Lier von den Freien Wählern sieht die Entscheidung positiv und argumentiert mit mehr Schnelligkeit und Flexibilität. Die Haarer CSU hat den kommunalen Wohnungsbau bereits vor drei Jahren angeregt und alle CSU-Gemeinderatsmitglieder stimmten dafür. Auch die Grünen stehen zu dem Vorhaben: „Es geht darum kontinuierlich als Bauherr aufzutreten und nicht nur punktuell. Dazu ist ein Kommunalunternehmen genau die richtige Form“, so Mike Seckinger. Die 190 gemeindlichen Wohnungen im Bestand sollen vorerst bei der Gemeindeverwaltung bleiben. “Es gilt erst einmal Erfahrungen zu sammeln und dann unser Wohnbauunternehmen solide auszubauen”, so die Rathauschefin. Die Absicht, die Bestandswohnungen mittelfristig in das KWH zu überführen besteht aber.
Die Verwaltung des neuen Gemeindeunternehmens bleibt im Rathausgebäude. Der Vorstand besteht aus zwei Personen, dem Kämmerer Günter Rudolf für die finanzielle Seite und Bautechnik-Leiter Reimar Pfalz für die baulichen Belange. Sie werden vom Verwaltungsrat (bestehend aus der Bürgermeisterin und den Vertretern aus allen Fraktionen) überwacht. Ziel des KWH ist preisgünstige Wohnungen für einkommensschwache Haushalte und anerkannte Flüchtlinge zu schaffen. Auch barrierefreier Wohnungsbau im Gemeindegebiet ist vorgesehen. Wohnungsbau ist zwar nicht Pflichtaufgabe der Gemeinde, aber in Haar soll damit ein wichtiger Schritt in Richtung bezahlbarer Wohnraum getan werden.
( llustration: Goergens + Miklautz, Architekten – Herzogstandstraße)