Werden die Geschäfte von „Menschen für Menschen“ sauber geführt? Das war die zentrale Frage beim letzten Stammtisch zu dem der Alem-Katema-Verein im September Stefan Klein, den Chefkorrespondent der Süddeutschen Zeitung, eingeladen hatte. Die Hilfsorganisation von Karlheinz Böhm war zu Beginn des Jahres in die Schlagzeilen geraten, als ein ehemaliger Großsponsor massive Vorwürfe erhob. Dass das Thema immer noch die Gemüter bewegt, bewiesen über 30 Gäste bei dem Abend im Restaurant „Vecchi Sapori“ in Baldham.
Afrika-Kenner Klein hatte auf die Frage eine eindeutige Antwort: Bei seinen Recherchen auch in Äthiopien habe er keine „faulen Punkte“ gefunden, dass hier Geld verschwendet oder nicht sauber gewirtschaftet werde. Allerdings gebe es Strukturen, „die Tür und Tor für Missbrauch öffnen könnten“. Er meine damit, dass der Aufsichtsrat der Stiftung nur mit Freunden besetzt sei, die keine kritischen Fragen stellen würden. Außerdem sei das Ausschreibungsverfahren in Äthiopien problematisch: Es würden immer nur fünf Bauunternehmer zugelassen – häufig auch noch die selben. „Mit diesen Strukturen ist der Verein dem Untergang geweiht“, so Klein. Dass bisher bei „MfM“ alles rechtens gelaufen ist, bestätigen auch eine Untersuchung der Unternehmensberatung KPMG und das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI), das „MfM“ erst kürzlich wieder das bekannte „Spendensiegel“ verlieh.
Stefan Klein erwartet jedoch, dass Jürgen Wagentrotz, der ehemalige Vertraute und Großspender von Karlheinz Böhm und „MfM“ seine Vorwürfe wieder erheben werde. Seine Theorie, wie aus dem „glühenden Anhänger“ ein von Hass getriebener werden konnte: Wagentrotz habe beabsichtigt mit seinem finanziellen Engagement Böhm zu beerben. Dieses Ziel haben er nicht erreicht, obwohl er 500 Mio. Euro oder sogar mehr in Aussicht gestellt hatte – die Reaktion jetzt sei „enttäuschte Liebe“.
Natürlich wollten die Anwesenden von Stefan Klein auch wissen, ob die derzeitige Stiftungsleiterin Almaz Böhm, die Frau des ehemaligen Schauspielers, fähig sei, die Organisation weiter zu führen? Auch hier traf Klein eine klare Aussage: Er glaube schon, dass sie die Stiftung leiten könne – dies hänge jedoch auch von den Leuten in ihrem Umfeld ab. Bei seinen Recherchen habe sie zwar „einen angeschlagenen und verletzten Eindruck“ gemacht, unter diesem Umständen hätten jedoch „zartere Gemüter“ bereits hingeschmissen. Vielleicht wäre es jedoch besser gewesen, Almaz Böhm hätte auf ihr relativ hohes Gehalt (105.800 €/Jahr) verzichtet.
Zumindest eine symbolische Geste wäre es gewesen. Die wichtige Arbeit von „Menschen für Menschen“ in Äthiopien hätte das allerdings keinen Strich besser gemacht: „Wir sind sehr erleichtert, das sich die Vorwürfe nach und nach in Luft auflösen, schließlich arbeiten wir seit unserer Gründung eng mit MfM zusammen“, sagt dann auch Anton Stephan, der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins mit Alem Katema. Vor zwanzig Jahren entstand die Idee sogar bei einer Reise von Karlheinz Böhm mit dem damaligen Vaterstettener Bürgermeister Peter Dingler. Seitdem hat der kleine Verein immer wieder auf die Hilfe der großen Stiftung zurückgegriffen. Und wird das nun auch weiterhin tun.