Als ich kürzlich unseren Papiermüll zur Wertstoffinsel beim Minigolfplatz am Stadion Vaterstetten bringen wollte, beobachtete ich dort, etwas versteckt zwischen den Containern, einen älteren Mann, der nervös an einem Mikrowellen-Gerät herumfummelte. Da Elektronik-Schrott unstrittig dort nicht entsorgt werden darf, vermutete ich, einen so genannten „Müllsünder“ auf frischer Tat ertappt zu haben. Doch was ist in so einem Fall zu unternehmen, fragte ich mich. Einfach wegsehen und so tun als ob mich das nichts angehe, obwohl wir selbst immer wieder über das leidige Thema berichten und als Teil der steuerzahlenden Allgemeinheit auch für die Kosten der Entsorgung aufkommen müssen? Oder das Gespräch suchen und den mutmaßlichen Müllsünder proaktiv auf sein Fehlverhalten ansprechen? Das Kennzeichen zu notieren und den Vorfall nachträglich zu melden, war für mich definitiv keine Option.
Ich habe den Herrn, ich schätze ihn um die 80 Jahre, also angesprochen. Nett und wirklich freundlich sagte ich ihm, dass das hier nicht der geeignete Platz sei, um sich von ausrangierten, elektronischen Alltagshelfern zu trennen. Leicht ist mir der Satz nicht gefallen.
Daraufhin blicken mich zwei müde, traurige Augen an. „Das ist nicht meine Mikrowelle“, sagt der Mann mit äußerst ruhiger, leiser Stimme. Und weiter: „Es bricht mir das Herz. Früher, als meine Frau noch lebte, hätte ich das Gerät mitgenommen und daheim repariert, aber meine neue Partnerin hat mir verboten, Schrott – wie sie meint – mit nach Hause zu bringen, weil dafür kein Platz sei.“ Sein Gesichtsausdruck unterstreicht das Gesagte.
Was für eine überraschende Wendung. Ich muss schlucken und fühle mich schlagartig schlecht. Warum habe ich mich eingemischt, was kümmere ich mich überhaupt darum, denke ich, wünsche hastig frohe Weihnachten und schleiche mich kleinlaut davon. „Wenigstens das Netzkabel wollte ich abmachen und mitnehmen, das funktioniert noch und ich bringe es nicht übers Herz, das Kabel auch noch hier zurückzulassen“, höre ich den Mann noch sagen.
Es ist, was es ist. Aber es ist nicht alles so, wie es zu sein scheint. Es wird, was wir daraus machen. Das B304.de-Team wünscht Ihnen frohe Weihnachten. Bleiben Sie neugierig und offen.