Fußball ist schwer kalkulierbar. Zwischen einem 1:0 und einem 0:1 liegen Details. Der Leistung von Spielern kann eine Grippe im Weg stehen. Dem Ball der Pfosten. Einem Sieg ein Fehler des Schiedsrichters. Petra Leufstedt aus Vaterstetten kennt das Geschäft. Seit mehr als 20 Jahren ist die 52-Jährige, ein Widder, Teil der großen FC Bayern Familie. Zunächst unter anderem als Assistentin des Vorstands um Uli Hoeneß, seit 2013 als Chefin des Vereinsmuseums in der Allianz Arena. Mit ihrem Mann, einem IT-ler, und ihren beiden Söhnen wohnt die gebürtige Unterfränkin seit 16 Jahren in Vaterstetten.
Mit derzeit über 450.000 Besuchern im Jahr ist das FC Bayern Museum das größte Vereinsmuseum Deutschlands, unter den „Top Five“ der München Museen und es ist vor allem die Visitenkarte des Vereins. Denn die Besucher kommen aus der ganzen Welt und so wie sich der FC Bayern auf der 3.300 Quadratmeter großen Fläche darstellt, wird er auch wahrgenommen. Hier finden sich unter anderem die Fußballschuhe von Sepp Maier aus den 1960er Jahren oder die Quittung über 5.000 Mark, die der FC Bayern für den Transfer von Gerd Müller an den TSV Nördlingen zahlen musste. Die Fans erleben in ihrem Museum – einst von der Südkurve hartnäckig eingefordert – eine emotionale Zeitreise von der Gründung im Jahr 1900 bis zu den aktuellen Triumphen. Hier stehen die Pokale, die zuvor noch rechts und links den Flur des Vereinsvorstands schmückten, und all die anderen kostbaren Exponate, die bis 2013 im Keller der Säbener Straße lagerten.
Museale Arbeit heißt Verantwortung – auf vielen Ebenen. Wer wüsste das besser als Petra Leufstedt aus Vaterstetten. Mit ihrem Team organisiert die zweifache Mutter Sonderausstellungen, Jubiläen, Feiern und vieles mehr. Da ist es gut und wichtig, intern bestens vernetzt zu sein und Kontakt mit Legenden wie Sepp Maier, Hasan „Brazzo“ Salihamidžic, Giovane Elber und anderen zu halten. Denn das Museum muss vor allem eins, „authentisch“ sein.
„Meine Passion ist der Sport, schon immer gewesen“, sagt Petra Leufstedt im Gespräch mit B304.de. Sie sei auf dem Fußball-Platz sozialisiert worden. Ihr Onkel einst 3. Liga-Kicker. Im Radio läuft daheim „Heute im Stadion“. Nach ihrem Sportökonomie-Studium in Bayreuth – einer spannenden Mischung aus Sport, BWL und Jura – organisiert die leidenschaftliche Golferin vier Jahre lang beim bekannten Münchner Tennis- und Turnierclub Iphitos vor allem die BMW Open. Sponsorensuche, TV-Rechte, Ehrengäste einladen und betreuen sowie die Infrastruktur der großen Zeltstadt auf die Beine stellen. Dazu kommt: Vereinsleben erfordert Diplomatie. Leufstedt kann Brücken bauen.
Im März 2001 wechselt die zierliche Wahl-Vaterstettenerin zum FC Bayern, als Assistenz von Karl Hopfner, dem damaligen Geschäftsführer und späteren Vorstand des Vereins. Wenige Wochen später gewinnen die Münchner im Giuseppe-Meazza-Stadion in Mailand die Champions League und Patrik Andersson schießt den FC Bayern zum Deutschen Meister. „Das war eine unvergessliche Saison“ und ihr Start an der Säbener Straße. Hier schreibt sie unter anderem die Verträge für die Spieler, später assistiert sie Uli Hoeneß. Man war ganz nah dran an den Leuten, die im Verein etwas zu sagen haben. Man siezt sich – bis heute übrigens – und tauscht sich dennoch auf Augenhöhe aus. „Ob ich mir das zutraue“, habe sie Bayern-Legende Uli Hoeneß im Jahr 2013 gefragt, und damit die Leitung des Vereinsmuseums gemeint. Sie habe Ja gesagt und den Job bekommen. Für das Vertrauen sei sie bis heute dankbar.
Egal wie man persönlich zum FC Bayern stehen mag: Die Münchner sind Rekordmeister, in jeder Hinsicht. Mit rund 316.000 Mitgliedern ist der FCB der größte Sportverein der Welt und mit einem Umsatz von über 850 Millionen Euro ein Leuchtturm im globalen Vergleich. Und doch ist der FC Bayern bis heute eine Familie, zumindest klingt das so, wenn Petra Leufstedt über ihren Verein spricht. „Sie arbeiten alle hier, weil 11 Leute auf dem Platz Fußball spielen“, habe der ehemalige Finanzvorstand Karl Hopfner einmal gesagt. Was er damit meinte: Die Existenz jedes einzelnen Mitarbeiters hängt vom Erfolg der Mannschaft ab. Das schafft einen Zusammenhalt, von dem manche Unternehmen nur träumen können.