Wenn Engel reisen, lacht der Himmel. Wenn Hundebesitzer reisen, dann lacht so schnell erstmal keiner.
Dann sieht es nämlich so aus, dass der Kofferraum schon überquillt, bevor Frauchen und Herrchen überhaupt nur annähernd die eigenen Habseligkeiten eingeräumt haben. Und das riecht nach Ärger …
Dass Frauen angeblich immer viel zu viel einpacken, kann ich so nicht bestätigen – ich beschränke mich immer auf das Mindeste. Also nur jeden 2.Tag ein anderes paar High Heels, Flipflops “für gut” und für weniger gut, diverse Tücher (falls es mal kühl wird) und natürlich Lockenstab, Haarspray, Gesichtsmasken für den Wohlfühl-Faktor zwischendurch und je nach Wetterlage entweder die leichte oder die reichhaltige Gesichtscreme samt zugehöriger Seren. Naja, logisch, und mindestens vier Schminkpinsel. Was kann ich denn außerdem dafür, dass es meinen Puder nicht in der handlichen Reisegröße gibt und die Rougepalette so sperrig ist.
Was aber ein Hund so braucht, ist der schiere Wahnsinn. Naja. Wenn ich ehrlich bin, braucht der Hund eigentlich nicht viel zum Glücklichsein, wir allerdings jede Menge, um ihn zu beschäftigen. Da wäre zunächst seine Transport- und Schlafbox (gottlob zusammenklappbar). Natürlich 2, 3 Spieltiere. Futter. Himmel, wie transportieren seriöse Menschen Trockenfutter für mehrere Tage? Naja, wir für unseren Teil nehmen entnervt den angefangenen Sack mit und schämen uns dafür, wenn der Portier uns beim Tragen des Gepäcks helfen will. Außerdem braucht es diverse Außer-der-Reihe-Leckerlis zum Üben von Kommandos und – sehr wichtig – Knabberknochen, Kauhölzer bzw. Tierohren (ja, Ohren! Von Rehen und Kaninchen! Noch mit Fell dran! Büh!). Das soll helfen, damit Hundi abends zumindest mal eine Stunde nicht an uns rumzirbelt, wenn wir das Abendessen genießen wollen. Wissen Sie, was ein Ochsenziemer ist? Ja, genau das, was Sie vermuten: das Genital eines Ochsen. Vom Hund heißgeliebt, dem ist egal, wessen Ziemer er kaut.
All diese Dinge füllen also den kompletten Kofferraum. Meine Tasche wandert demnach auf die Rückbank – für die meines Mannes ist irgendwie kein Platz mehr, weil meine Kosmetik- und Schuhtasche ja auch noch reinmussten. Seufzend legt Mann also seine sorgsam gefalteten Habseligkeiten lose auf den Rücksitz. Was er in diesem Moment gedacht hat, ist hier nicht druckbar. (In einem Comic kreisen in solchen Momenten grimmige Totenköpfe und explodierende Dynamitstangen in einer Denkblase über dem Kopf.)
Wir besuchten also übers Wochenende ein rustikales Hüttendorf, vor wunderschöner Bergkulisse und mit viel Wiesengrün. Sehr idyllisch, vorausgesetzt man gewöhnt sich daran, dass einst ultra-romantische Momente mit Hund plötzlich irgendwie anders sind: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen unter dem Sternenhimmel in einem beheizten, urigen Badezuber, denken sich nichts Böses – und daneben springt Dieter Wedel wie wild umher und ist nur mit vereinten Kräften davon abzuhalten, mit ins Schaumbad zu springen. Denkwürdig auch die Erinnerung an unsere Paarmassage, die wir im Chalet genießen durften. Eigentlich war die Planung weise durchdacht (ich sage nur Ochsenziemer), doch wir hatten die Rechnung ohne Wirt Elvis gemacht: Noch nie, wirklich noch niemals, habe ich zwei Frauen so laut lachen hören wie in dem Moment, als Elvis meinem Mann während seiner Massage von unten durch das Guckloch der Massageliege spontan das Gesicht abgebusselt hat. Bussi mit Zunge natürlich – typisch Elvis. Mein Mann war „not amused“.
So eine kleine Auszeit vom Alltag in freier Natur macht demütig – unseren Hund dagegen übermütig. Elvis ist nicht etwa ausgelastet von dem Übermaß an frischer Bergluft, nein, er dreht nach einem Wochenende voll ausgedehnter Waldspaziergänge erst richtig auf. Schnaubend und schnüffelnd rast er wie von der Tarantel gestochen herum und saugt dabei in Windeseile alles ein, was sich nicht wehrt. Sei es das Überraschungsei, dass unserer Nichte versehentlich herunterfiel, Türstopper, benutzte Taschentücher aus Abfallkörben, Mandarinen (Hoch interessant! Er beißt auf einen vermeintlichen Ball und es kommt auch noch leckerer Saft raus!) Socken, Haarspangen, Kronkorken, Blütenblätter, Waschlappen, Tannenzapfen, Müllbeutel, Teelichter – die Liste setzt sich unendlich fort. Wir sind also neuerdings hauptberuflich auf der Hut. Gleichzeitig ist es ein großes Glück, dass dieser Hund zu den verfressensten seiner Art zählt – es wäre mir sonst niemals gelungen, ihm nach dem Genuss eines unbekömmlichen Pilzes 88 (!) Kohletabletten einzuverleiben. Wie viele Tabletten das sind, merken Sie erst, wenn Sie die hintereinander aus 10 dieser Filmstreifen drücken. Aber, gottlob: Elvis frisst selbst Kohle mit Leidenschaft. Wie die köstlichsten Hundekuchen. Seine Tierärztin hat ihn dafür auch sehr gelobt.
Zusammengefasst hat Elvis in letzter Zeit diverse neue Geschmackserlebnisse gehabt – wenn auch nur kurz, denn ich tue mein Bestes, ihm alles zu entwenden, was nicht zwischen seine neuen, extrem weißen, Beißerchen gehört. Fragen Sie mich nicht, wie meine Finger neuerdings aussehen. Immerhin ist Elvis seit Tag 1 rundum versichert. Da freuen wir uns doch schon, wenn er bald in die Pubertät kommt und alles vergisst, was er je gelernt hat. Nun ja, so viel ist das ja nicht.