„Was steckt denn da mit drin?“ Eine Frage, die vor allem Halter von Mischlingshunden oft zu hören kriegen. Es gibt im Internet sogar Gruppen, die sich gänzlich der möglichen Stammbaumbestimmung von Hunden widmen. Eine liebe Freundin von mir hat ihren Hund aus Griechenland. Ein ganz Lieber ist das. Ein griechischer Senfhund. „Weil da wohl jeder seinen Senf dazugegeben hat.“
Es gibt ja bekanntlich Themen, die man für einen gelungenen Small Talk eher aussparen sollte: Religion, Politik, Geld und Krankheiten. Statt dessen soll man über Hobbys oder Haustiere sprechen, um das Eis zu brechen. Wer jetzt ausschließlich sein Haustier zum Hobby hat, ist gelinde gesagt im Nachteil. Ich persönlich sehe das anders – Tiere und der Umgang mit ihnen birgt meiner Meinung nach beträchtliches Sprengstoff-Potential. Das kann ich allein schon an der Zahl der Leserbriefe festmachen, die ich jedes Mal nach Erscheinen dieser Kolumne bekomme. Mein Hund wäre zu bemitleiden und ich an Naivität nicht zu überbieten, etc.. Ich kann Ihnen versichern: Meinem Hund geht es bestens, und er steckt es prima weg, wenn ich ihn vor seiner Umwelt ein bisschen auf den Arm nehme. Und vielleicht fühlt sich Otto Normalverbraucher sogar besser, wenn er liest, dass es nicht nur Nobelpreisträger unter den Haustieren gibt, die aus fliegenden Helikoptern todesmutig ins Wasser springen und Ertrinkende retten, Coronaviren und Trüffel erschnüffeln oder Kriminalfälle lösen. So wie bei Lassie. „Was willst du mir sagen, Lassie? Oh nein, Timmy ist in den Brunnenschacht gefallen?“ Kürzlich wurde mir auf Facebook Werbung für Hundefutter vom Sternekoch vorgeschlagen. Tim Raue bewirbt drei angeblich von ihm persönlich kreierte Sorten „Alpenland, Frankreich und Thailand“: Laut Werbetext treffen in der Sorte Alpenland „Hüttenkäse und kernige Maronen auf zartes Rehfleisch und saftigen Pfirsich.“ Oha. Ob Elvis, dessen kulinarische Vorlieben sogar vor Staubflusen und toten Fliegen nicht zurückschrecken, das zu schätzen wüsste? 10 Dosen á 390 g kosten übrigens 33,50 Euro. Wenn ich das auf die Zeit umrechne, in der Elvis so eine Mini-Dose wegradiert, sind das ziemlich teure 15 Sekunden. Ein Bekannter hat mal gesagt: „Wenn ein Hühnerei weniger kostet als eine Packung Vogelfutter, dann stimmt etwas nicht mit der Welt“. Allerdings hat er das wohl ganz anders gemeint. Gottlob ist ein Labrador so fressverückt und würde für ein Leckerli alles machen. Sogar Sitz und Platz – was nach seinem verächtlichen Schnauben zu urteilen, jedesmal eine Zumutung darstellt. So wie Tim Raue sein Hundefutter anpreist, müsste mindestens zu erwarten sein, dass Elvis plötzlich mit Messer und Gabel essen kann. Nun ziehe ich jede Hundemahlzeit, die unbestritten zu Elvis Tageshighlights zählt, sowieso schon künstlich in die Länge. Zum Beispiel mit – in Elvis Augen komplett unnötigen – Übungen zur Impulskontrolle. Elvis muss nämlich immer vor seinem Futter sitzen und warten, bis ich „schau“ sage, er mich anschaut und ich ihm das Zeichen gebe, dass er loslegen darf. Das macht er auch ganz brav. Selbst, wenn just in diesem Moment das Telefon klingelt. Neulich habe ich ihn deswegen geschlagene zehn Minuten vergessen. Als ich auflegte, saß er immer noch vor dem gefüllten Napf, mit einem kilometerlangen Sabberfaden, mindestens bis ins Alpenland. Ich muss sagen, da war ich schon ein bisschen stolz auf ihn. Mein schlechtes Gewissen habe ich bei Elvis dann mit einer Pellkartoffel mit Quark wieder gut gemacht. Ich gebe zu: Ein bisschen ist das, wie auf die Malediven fliegen und dann für den ökologischen Fußabdruck Co2-Zertifikate kaufen.