“Mehr und anders”

von Catrin Guntersdorfer

Was mache ich, wenn die Kinder in ein paar Jahren aus dem Haus sind? Diese Frage stellte sich auch Beate Huber, Inhaberin des Conceptstores „Art&Deco“ in Baldham vor über 10 Jahren. Nach der Familienphase wollte sie einen Neustart wagen, fernab von ihrem erlernten Beruf als Arzthelferin.

Beate Huber, Inhaberin von “Art&Deco” (Foto: Catrin Guntersdorfer/B304.de

„Ich hatte zwei pubertierende Kinder zu Hause und war auf der Suche nach etwas ganz Neuem“, erinnert sich die heute 61-Jährige zurück. Durch ein Umschulungsprojekt kam die gebürtige Düsseldorferin an einen Praktikumsplatz in einem kleinen Deko-Geschäft in Ebersberg. „Dort habe ich mich auf Anhieb wohl gefühlt und bereits nach zwei Wochen hat mich die Besitzerin gefragt, ob ich den Laden nicht übernehmen möchte“, berichtet Beate Huber, die sich nicht gleich nach dem Angebot zu einer Entscheidung durchringen konnte. 

Ein Elefant in Baldham

Für ihren Mann stand dagegen gleich fest: „Du packst das!” Das war für ihn klar. Trotzdem sind wir erst einmal in den Urlaub gefahren.“ Südafrika war damals das Ziel.

Ein großer Elefant begrüßt die Kunden am Eingang von “Art&Deco” in Baldham. Das Motiv findet sich auch im Logo des Ladens wieder. (Foto: Catrin Guntersdorfer/B304.de)

„Am Kap der Guten Hoffnung habe ich schließlich meine Entscheidung gefällt und direkt ein Fax an die Besitzerin geschickt“, erzählt Beate Huber mit einem Lächeln im Gesicht. „Der Elefant in unserem Art&Deco-Logo ist übrigens dem Entscheidungsort geschuldet – sozusagen eine kleine Ode an Afrika!“ Auch wenn sie, wie sie selbst sagt, zu Beginn als Geschäftsinhaberin, von Tuten und Blasen keine Ahnung hatte und sich als blutige Anfängerin erst in alles reinfuchsen musste, hat sie die getroffene Entscheidung nie bereut – nicht einen Tag, wie sie betont! Und aus der unerfahrenen Anfängerin ist im Laufe der vergangenen 10 Jahre eine gewiefte Geschäftsfrau geworden. Von Ebersberg zog sie mit ihrem Laden erst nach Baldham an den Marktplatz und schließlich weiter in die größeren Räumlichkeiten am Kreisverkehr. „Ich wollte mehr und anders“, begründet Beate Huber ihre Umzüge kurz und knapp. „Und ich hatte viele genaue Vorstellungen. Dabei kam auch die Idee mit dem Conceptstore auf. Der Begriff ist ja inzwischen etwas inflationär, aber ich habe mir dazu wirklich viele Gedanken gemacht.“ 

„Ich habe an die Männer gedacht!“

Warum ist die Kaffee-Bar an dieser Stelle gut positioniert? Wieso stelle ich hier ein Regal auf? All diese Überlegungen sind bei Beate Huber wohl durchdacht und auch für die Erweiterung des anfänglich reinen Deko-Angebotes um Blumen und eine Cafe-Bar gibt es eine logische Begründung: “Das sind sozusagen die Spielecken für Männer“, erklärt Beate Huber und lächelt.

An der Bar bekommen nicht nur wartende Männer excellenten Kaffee. (Foto: Catrin Guntersdorfer/B304.de)

„Ich habe tatsächlich an die männliche Kundschaft gedacht und wollte auch sie als Kunden gewinnen. Wenn die von den Männern gekauften Blumensträuße gebunden werden, können sie inzwischen einen Kaffee an der Bar trinken.“ Inzwischen verabreden sich aber längst auch Mütter mit Kindern zum Kaffeeklatsch bei Art&Deco, einige Kunden haben sich hier im Cafe sogar kennengelernt und treffen sich nun regelmäßig. „Auch Geschäftsleute, die hier ihr Meeting abhalten, kommen vorbei. Da werden dann schnell mal zwei Tische zusammengeschoben und Unterlagen ausgebreitet!“ 

Was braucht es zum Glücklichsein?

Beate Huber liebt jedoch auch selbst ausgiebige Cafe-Besuche und den damit verbundenen Perspektivenwechsel. „Ich glaube, ich kenne so gut wie alle richtigen Cafes in und um München. Ich genieße es, einfach mal dazusitzen und meinen Kaffee serviert zu bekommen.“ Auch mit ihren Enkelkindern verbringt die Ladenbesitzerin und zweifache Oma gerne ihre freie Zeit außerhalb des Geschäfts. „Das ist eine ganz neue Rolle für mich, die mir aber auch sehr viel Spaß macht.“ Und nicht zu vergessen das Reisen, wo Beate Huber weit ab vom Touristentrubel gerne auf Mallorca entspannt. „Vorne das Meer, hinter mir die Berge. Ein guter Wein und dazu Fisch. Dann bin ich glücklich!“, schwärmt sie. Auch auf die jetzt wieder stattfindenden Messen freut sich die 61-Jährige, die ihr eigenes Zuhause im Übrigen selbst als eher schlicht und ruhig eingerichtet bezeichnet. „Die Dekoqueen bin ich zu Hause definitiv nicht. Aber der Laden ist meine Leidenschaft und ich hoffe, das bleibt auch noch eine Weile so!“

(Foto: Catrin Guntersdorfer/ B304de)