Nachruf auf Kinderbuchautorin Irmgard Lucht

von b304

Abschied von der Kinderbuchautorin Irmgard Lucht : „Man muss lächelnd loslassen können“

Sie sah sich als Verbündete der Kinder. Und das war sie auch. In Irmgard Lucht wohnte Zeit ihres Lebens das Herz eines Kindes, das mit offenen und neugierigen Augen durch die Welt wanderte. Jetzt hat sie diese Augen am 3.Oktober 2022 im Alter von 85 Jahren für immer geschlossen. Doch die Haarer Künstlerin hinterlässt einen besonderen Schatz – für die Kinder dieser Welt.
„Es war eine schicksalhafte Begegnung mit einem Löwenzahnblatt, die meinem Leben eine neue Richtung gab: Durch dieses saftige, grüne Blatt am Wegesrand, in dem ich ganz deutlich einen Fisch sah, wurde ich zur Kinderbuchautorin.“ Mit glitzernden Augen erzählte die zierliche Frau mit dem burschikosen Kurzhaarschnitt in diesem einen Satz von den drei großen Leidenschaften ihres Lebens: Kunst, Kinder und Natur.

13 Kinderbücher in 17 Sprachen

Die hat sie vereint und damit nicht nur viele Kinder glücklich, sondern auch schlauer gemacht. Die Kinderbücher von Irmgard Lucht fehlen bis heute in keinem Kindergarten, die Schulbibliotheken wären ohne diese Werke unvollständig und auch die Mamis und Papis versinken gerne in ihrer brillanten Darstellung. 13 Kinderbücher stammen aus ihrer Feder, sie wurden in bis zu 17 Sprachen übersetzt und mit verschiedensten Literaturpreisen ausgezeichnet. 1971 brachte sie unter dem Titel „Alle meine Blätter“ ihr erstes Kinderbuch auf den Markt, an dessen Entstehung ihre beiden Kinder Anne und Jan eifrig mitwirkten. Mit „Die Grüne Uhr“, die das Jahr der Blumen, Sträucher und Bäume für Kinder darstellte, erzielte Lucht 1974 ihren ersten Bestseller. Für „Wie kommt der Wald in das Buch“ erhielt Irmgard Lucht 1990 dann den Deutschen Jugendliteraturpreis für das beste Kindersachbuch. Dabei musste sie sich gerade dieses Buch hart erkämpfen bei den Verlagen: Viele hatten es als „unverkäuflich, da viel zu speziell“ abgelehnt. Die Leserinnen und Leser sahen das anders.

Von der Oper zur Malerei

1937 wurde Irmgard Lucht in Bonn geboren. Damals hat sie nicht im Traum dran gedacht, jemals Bücher zu gestalten. Die erste große Liebe zur Kunst war nämlich einer anderen Natur: Mindestens zweimal pro Woche stellte sich die Schülerin in die Warteschlange vor der Kasse des Opernhauses, um sich die billigsten Karten zu besorgen. Sie wäre regelrecht süchtig gewesen nach Opern – neben dem Gesang faszinierten sie aber damals schon die Bühnenbilder. Auf Geheiß ihrer Eltern erlernte sie den Beruf der Kindergärtnerin. Doch der Wunsch nach dem Malen wurde immer drängender und 1958 konnte die junge Frau nichts mehr aufhalten: Sie ging nach Köln, studierte Freie Malerei und Grafik. Mit den eigenen Kindern kam dann die Natur mit in ihre Kunst: Sie gestalteten gemeinsam Briefkarten mit Hilfe des Naturdruckverfahrens – nichtsahnend, dass sie in diesem Augenblick den Grundstein für ihre spätere Karriere als Kinderbuchautorin gelegt hatte.

Eine hoffnungslose Perfektionistin

Mit einer faszinierenden Art hat die Künstlerin ihre Bilder aus einer Kombination der jahrhundertealten Naturdrucktechnik und ihrer unnachahmlichen plastischen und perfektionistischen Malerei gestaltet. Eine hoffnungslose Perfektionistin war sie, die monatelang an dem Blauton eines nächtlichen Himmels feilen konnte und sich durch alle Tricks der Malerei arbeitete, um trotz der Zweidimensionalität des
Naturdrucks Tiefe in ihre Bilder zu bekommen. Sie war mit ihrem Bild immer erst dann zufrieden, wenn ein Kind versuchte, nach dem Baum, Blatt oder Tier, das sie auf Papier gebannt hat, zu greifen. Irmgard
Lucht selbst nannte ihren Perfektionismus, der sie in ihrer Kunst immer mal wieder quälte, ein wenig liebevoll „Fummelei“. Doch die hat sich immer gelohnt.

Irmgard Lucht in ihrer liebsten Gesellschaft: Mit Kindern bei einer Ausstellung im Rathaus Haar. (Foto: Gemeinde Haar)

Ein Leben in Bildern

33 Jahre hat Irmgard Lucht Kinderbücher gemalt und geschrieben. Ihr letztes Kunstwerk für die Kleinen war „Ein Spatzentraum“, an dem sie ganze drei Jahre bis zu zwölf Stunden täglich gearbeitet hat. „Man muss lächelnd loslassen können“, sagte sie damals, nachdem sie dieses letzte Werk vollendet hatte. Als sie vor 15 Jahren – zu ihrem 70. Geburtstag – in einer großen Ausstellung im ganzen Rathaus mit dem Titel „Ein Leben in Bildern“ all die wunderbaren Facetten ihrer Werke zeigte, sprach die Perfektionistin schließlich von einer großen Malpause, die sie auf sich zukommen sah. Traurig machte sie das nicht. Im Gegenteil: Sie sei neugierig darauf, was noch komme. Es war noch einiges, vor allem ehrenamtliches Engagement. Irmgard Lucht war in ihrer ansteckenden positiven Art ein Mensch, mit dem man sich gern umgab. „Ich lebe mit offenen Händen“, hatte sie öfter gesagt. Diese Hände haben längst nicht nur angenommen, sondern vor allem viel gegeben. Und manches davon bleibt uns für immer erhalten. Zum Beispiel ein Fisch, der einst doch nur ein Löwenzahnblatt am Wegrand war …(Gemeinde Haar)


1937 wurde Irmgard Lucht in Bonn geboren. Damals hat sie nicht im
Traum dran gedacht, jemals Bücher zu gestalten. Die erste große Liebe
zur Kunst war nämlich einer anderen Natur: Mindestens zweimal pro
Woche stellte sich die Schülerin in die Warteschlange vor der Kasse des
Opernhauses, um sich die billigsten Karten zu besorgen. Sie wäre
regelrecht süchtig gewesen nach Opern – neben dem Gesang
faszinierten sie aber damals schon die Bühnenbilder. Auf Geheiß ihrer
Eltern erlernte sie den Beruf der Kindergärtnerin. Doch der Wunsch
nach dem Malen wurde immer drängender und 1958 konnte die junge
Frau nichts mehr aufhalten: Sie ging nach Köln, studierte Freie Malerei
und Grafik. Mit den eigenen Kindern kam dann die Natur mit in ihre
Kunst: Sie gestalteten gemeinsam Briefkarten mit Hilfe des
Naturdruckverfahrens – nichtsahnend, dass sie in diesem Augenblick
den Grundstein für ihre spätere Karriere als Kinderbuchautorin gelegt
hatte. Eine hoffnungslose Perfektionistin Mit einer faszinierenden Art hat die Künstlerin ihre Bilder aus einer
Kombination der jahrhundertealten Naturdrucktechnik und ihrer
unnachahmlichen plastischen und perfektionistischen Malerei
gestaltet. Eine hoffnungslose Perfektionistin war sie, die monatelang
an dem Blauton eines nächtlichen Himmels feilen konnte und sich durch
alle Tricks der Malerei arbeitete, um trotz der Zweidimensionalität des
Naturdrucks Tiefe in ihre Bilder zu bekommen. Sie war mit ihrem Bild
immer erst dann zufrieden, wenn ein Kind versuchte, nach dem Baum,
Blatt oder Tier, das sie auf Papier gebannt hat, zu greifen. Irmgard
Lucht selbst nannte ihren Perfektionismus, der sie in ihrer Kunst immer
mal wieder quälte, ein wenig liebevoll „Fummelei“. Doch die hat sich
immer gelohnt. Ein Leben in Bildern 33 Jahre hat Irmgard Lucht Kinderbücher gemalt und geschrieben. Ihr
letztes Kunstwerk für die Kleinen war „Ein Spatzentraum“, an dem sie
ganze drei Jahre bis zu zwölf Stunden täglich gearbeitet hat. „Man muss
lächelnd loslassen können“, sagte sie damals, nachdem sie dieses letzte
Werk vollendet hatte. Als sie vor 15 Jahren – zu ihrem 70. Geburtstag – in
einer großen Ausstellung im ganzen Rathaus mit dem Titel „Ein Leben in
Bildern“ all die wunderbaren Facetten ihrer Werke zeigte, sprach die
Perfektionistin schließlich von einer großen Malpause, die sie auf sich
zukommen sah. Traurig machte sie das nicht. Im Gegenteil: Sie sei