Letzte Chance für Wochenmarkt

von Eva Bistrick

Donnerstagvormittag wird der Platz vor dem Rathaus Vaterstetten zum Marktplatz, Treffpunkt und Einkaufsmöglichkeit in einem. Die Lage ist eigentlich optimal – auch wenn die Parkplatzsituation besser sein könnte. Dennoch bleibt die Zahl der Besucher hinter den Erwartungen zurück – und wird seit Sommer, trotz erweiterten Angebots, immer weniger. Die ersten Standlbetreiber denken offen über einen Rückzug nach, was dann wohl das Ende des traditionsreichen Markts bedeuten würde.

Wir rätseln: Liegt es an den Preisen? An der Qualität? Testeinkäufe können das nicht bestätigen. Obst, Gemüse, Fleisch und andere Spezialitäten sind frisch, die Beratung persönlich und in der Regel freundlich – und die Auswahl der Stände, seitdem die neuen Betreiber an Bord sind, groß genug für einen Wocheneinkauf mit allem Drum und Dran. Besonderes Highlight: der italienische Feinkoststand, der frische, handgemachte Pasta verkauft – ein Angebot, das in der Umgebung bisher einzigartig ist.

Giovanni Nicoletti und seine selbstgemachte frische Pasta

Es scheint kein allgemeines „Marktproblem“ zu sein: Andere Standorte, die die Betreiber regelmäßig anfahren – manche tingeln pro Woche über 1.000 Kilometer von Markt zu Markt – verzeichnen einen kontinuierlichen Kundenzulauf. Nur bei uns in Vaterstetten sind die Besucherzahlen rückläufig. So hat der Brotsommelier bereits nach wenigen Wochen die Segel gestrichen.

Neue Ideen, die die Standlbetreiber anregen, stoßen auf taube Ohren: Die Betreiber beklagen eine Blockadehaltung im Rathaus: „Wer etwas bewegen will, findet Wege, wer nicht, findet Gründe“, lautet ein Kommentar.

Für viele Stammkunden ist der Markt mehr als nur Einkaufen. Der ehemalige Baldhamer Hausarzt Werner Schweizer kommt jede Woche: „Da kommst her, da bist dahoam. Hier treff ich meine Patienten von damals, wir ratschen. Am Käsestand weiß man, was ich gern hab.“ Vielleicht, mutmaßt er, „sind wir alle zu satt hier.“ Doch während der Donnerstagsmarkt ums Überleben kämpft, läuft der Bauernmarkt am Freitagnachmittag auf dem Reitsberger Hof zumindest stabil. Er hat eine treue Stammkundschaft – dennoch würden sich auch hier die Anbieter über mehr Besucher und Kaufbereitschaft freuen. Erst, wenn etwas weg ist, ist das Gejammer groß. Sobald sich die ersten Stände vom Donnerstagsmarkt verabschieden, werden kaum neue nachkommen – bis es irgendwann keinen Wochenmarkt mehr gibt. Jetzt liegt es an Ihnen, den Bürgern, ob der Wochenmarkt, immer donnerstags von 8 bis 13 Uhr am Rathaus-Vorplatz, eine Zukunft hat.       

Stammkunde: Der ehemalige Hausarzt Werner Schweizer aus Baldham

Zur Situation am Wochenmarkt haben wir bei Vaterstettens Bürgermeister Leonhard Spitzauer nachgefragt, da die Gemeinde Vaterstetten Veranstalter des Markts ist.

Was wurde unternommen, um den Wochenmarkt zu unterstützen?

Wir bewerben den Wochenmarkt jede Woche über unsere Social-Media-Kanäle. Zusätzlich wurde auch im Rathaus intern darauf aufmerksam gemacht, damit möglichst viele Beschäftigte den Markt als Kundschaft mitnutzen können.

Darüber hinaus gab es verschiedene Aktionen und Kommunikationsmaßnahmen, etwa einen Frühjahrsbrunch, bei dem die Händler ihre Waren zum Probieren anbieten konnten. Auch einzelne Händler haben Eigeninitiative gezeigt, etwa bei der Ostereiersammelaktion.

Was sind die Gründe für die fehlenden Besucher?

Der Markt findet donnerstags von 8 bis 13 Uhr statt. Eine Zeit, in der viele Menschen schlicht arbeiten und dadurch nicht die Möglichkeit haben, den Markt zu besuchen. In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebens- und Arbeitsrhythmen stark verändert. Heute sind beispielsweise häufig beide Elternteile berufstätig, sodass der Einkauf unter der Woche für viele schwierig geworden ist, insbesondere am Vormittag. Erschwerend kommt hinzu, dass ältere Menschen oft auf Parkmöglichkeiten angewiesen sind, die rund um den Rathausplatz begrenzt sind, besonders bei schlechtem Wetter. Ein weiterer Faktor ist sicher auch der Bauernmarkt am Reitsberger Hof, der freitags stattfindet.

Standlbesitzer haben B304.de gegenüber geäußert, dass sie sich vom Rathaus stiefmütterlich behandelt fühlen.

Den Begriff stiefmütterlich empfinden wir als etwas unfair, da wir uns sehr bemühen, den Markt zu fördern. Wir würden uns sehr freuen, wenn der Wochenmarkt mehr Zuspruch fände, am Ende können wir aber nur einladen und aufmerksam machen, nicht darüber entscheiden, wer tatsächlich kommt.

Wir wissen, dass die Situation für alle Beteiligten herausfordernd ist, und danken den Händlern ausdrücklich für ihr Engagement. Wir sind offen für neue kreative Vorschläge, wie wir den Wochenmarkt weiter attraktiv gestalten können.