Fristlos gekündigt

von Markus Bistrick

Paukenschlag kurz vor Weihnachten! Die Musikschule Vaterstetten hat sich überraschend und mit sofortiger Wirkung von Geschäftsführer Bernd Kölmel getrennt. Offiziell heißt es dazu: „Der Verein Musikschule Vaterstetten e.V. beendet das Arbeitsverhältnis mit Herrn Kölmel als Geschäftsführer der Musikschule aus dringenden betrieblichen Gründen. Weitere Einzelheiten werden aus rechtlichen und betrieblichen Erwägungen nicht bekanntgegeben.“ Kölmel musste bereits am Dienstag seine Schlüssel abgeben.

Das Team der Musikschule ist „unendlich traurig und schockiert“, erfahren wir aus internen Kreisen. Zu den Gründen schweigen die Beteiligten. Kölmel selbst schreibt an ehemalige Weggefährten: „Ja, ich habe in einer Unwissenheit einen Fehler gemacht, für den ich die Verantwortlichen um Verzeihung und Vergebung gebeten hatte, was aber nicht möglich war und man die Kündigung vollziehen wollte.“ Zum ersten Mal seit 40 Jahren habe er sich nun beim Arbeitsamt gemeldet.

Fakt ist, dass eine außerordentliche Kündigung aus betrieblichen Gründen eigentlich nahezu unmöglich ist. „Für eine betriebsbedingte Kündigung gelten besondere Spielregeln – sie lässt sich nicht nur de facto kaum fristlos aussprechen, sondern muss auch auf einer Sozialauswahl nach einem akzeptablen Punktesystem basieren“, heißt es dazu im Datev-Trialog. Das letzte Wort dürfte noch nicht gesprochen sein.

Bernd Kölmel, der studierte Schlagzeuger, war im April 2018 als Geschäftsführer der Musikschule nach Vaterstetten gekommen. Die Musikschule hatte zuvor mehrfach die Leitung gewechselt und war damals monatelang ohne Führung. In der sechsjährigen Amtszeit von Kölmel konnte die Zahl der Musikschüler dann auf 2.250 nahezu verdoppelt werden. Überhaupt hat der 60-jährige Badener durch sein außerordentliches Engagement und seine kreativen Ideen frischen Wind in die einst angestaubte Institution gebracht und der Musikschule nicht zuletzt durch hochkarätig besetzte Konzerte zu Renommee verholfen. Die Vaterstettener BigBand ist nur eines von vielen erfolgreichen Projekten – und nebenbei das Herzensprojekt – des zweifachen Vaters.

Erinnerungen werden wach

Schon einmal hatte der Vorstand des Musikschul-Vereins die Leitung quasi über Nacht rausgeworfen. Vor zehn Jahren traf es überraschend die Nachfolgerin von Musikschul-Urgestein Kurt Schneeweiss. Christiane Schützer wurde damals klammheimlich gekündigt. Ohne öffentlich Gründe zu nennen. „Kein Kommentar“, hieß es damals. „Kein Kommentar“, heißt es auch heute.

Die Lücke, die der Karlsruher an der Musikschule sowie im kulturellen Leben in unseren Gemeinden hinterlässt, könnte größer nicht sein.