Knapp 20 Familien müssen umziehen

von Leon Öttl

Die Gemeinde Vaterstetten und die AWO lösen die Trägerschaft des Kinderhauses in der Carl-Orff-Straße in gegenseitigem Einvernehmen zum Ende des Betreuungsjahres auf. Die Einrichtung wird ab dem kommenden Betreuungsjahr saniert. Schon seit einiger Zeit ist das Haus nicht voll ausgelastet. Dies wurde vom Gemeinderat einstimmig beschlossen. 

Der Grund für die vorübergehende Schließung laut AWO: die im Vorjahr beschlossene Sanierung des Glasdachs. Die Trennung vom Träger dürfte  jedoch andere Gründe haben: der Personalmangel. Eigentlich habe die Einrichtung 89 Plätze. Doch seit längerer Zeit können weniger als die Hälfte, aktuell nur 42 Kinder, betreut werden. 

Bereits vor einem Jahr habe man sich mit der Arbeiterwohlfahrt zusammengesetzt, damals noch nicht einrichtungsbezogen, erklärt Bürgermeister Leonhard Spitzauer in einem Pressegespräch. Da keine Besserung absehbar sei, habe man sich nun zur einvernehmlichen Abgabe der Trägerschaft entschieden, wie er in der Sitzung deutlich machte: „Es kann nicht sein, dass wir sündhaft teure Plätze zur Verfügung stellen“, die dann nicht einmal zur Hälfte gefüllt seien. Daher musste Druck aufgebaut werden. In einem ähnlichen Fall brachte das bereits Besserung: die Trägerschaft der Kinderkrippe Weißenfeld mit der Diakonie wurde aufgelöst und neu ausgeschrieben. Seitdem habe sich die Situation in der verbleibenden diakonischen Einrichtung, dem Luise-Beyerlein-Haus verbessert, dort herrscht inzwischen Vollauslastung. 

Ähnliches erhofft man sich nun für die beiden anderen AWO-Häuser in Vaterstetten: dem Alfred-Herrmann-Haus am Wasserpark sowie dem Kinderhaus am OHA, unweit der von der Schließung betroffenen Einrichtung. Dorthin sollen auch die betroffenen Kinder von rund 20 Familien umziehen können: „es ist definitiv so, dass beide Einrichtungen Angebote gemacht haben“, bestätigt Jasmin Marussis-Kley, Amtsleiterin im Rathaus. Auch der Wechsel der betreuten Integrations-Kinder ins Kinderhaus am OHA sei gewährleistet. „Ein Großteil“ der 48 Kinder wechsle ohnehin ab September in die Schule, so die Verwaltung. Auch das Personal soll bleiben und entweder in die beiden AWO-Einrichtungen umziehen oder auch anderen Trägern angeboten werden.

Man wolle nun in einem „transparenten Prozess“ einen neuen Betreiber für das Kinderhaus suchen. Erste Interessenten gäbe es schon, so Leonhard Spitzauer. Neben dem Glasvordach kommen weitere Sanierungsmaßnahmen in Frage, damit ein neuer Träger „in ordentliche Räume kommt“. Welche das sind ist noch unklar, Spitzauer ist sich jedenfalls sicher, dass man das Jahr „vernünftig nutzen“ sollte, ehe die Einrichtung unter neuer Trägerschaft zum neuen Betreuungsjahr wiedereröffnet werde. 

Diskutiert wurde auch über das 400.000 Euro schwere Maßnahmenpaket für Kinderbetreuung. Josef Mittermeier, Fraktionssprecher der. SPD, betonte, man müsse sich „Gedanken darüber machen, wieso das nicht gegriffen hat“. Am Maßnahmenpaket lag es nicht, so CSU-Fraktionschef Michael Niebler. Die Träger hätten mit 400.000 Euro Budget „maximale Freiheit“. Eine Rolle für die angespannte Situation im Kinderhaus könnte laut Leonhard Spitzauer die München-Zulage spielen. Eine solche zahlt der AWO-Kreisverband nicht. Dafür gäbe es zwar durchaus gute Gründe, die AWO ist auf Kreisverbandsebene organisiert. Doch Vaterstetten sei „quasi mit der Landeshauptstadt zusammengewachsen“, man kämpfe im Mikroarbeitsmarkt mit den Münchnern. 

Der Vollständigkeit halber weisen wir auch noch einmal an dieser Stelle darauf hin, dass der ursprünglich geplante Tag der offenen Tür im AWO-Kinderhaus in der Carl-Orff-Straße unter diesen Umständen natürlich ersatzlos gestrichen ist.